Womit haben wir das verdient? Österreich 2018 – 90min.

Filmkritik

Kultureller Rundumschlag

Irina Blum
Filmkritik: Irina Blum

Seit Monsieur Claude und seine Töchter scheinen sie wie Pilze aus dem Boden zu schiessen: Culture-Clash-Komödien. Womit haben wir das verdient? ist eine davon – wobei der Humor bei dieser österreichischen Produktion von Eva Spreitzhofer etwas kürzer kommt, dem Culture-Clash dafür umso mehr Raum gegeben wird.

Wanda (Caroline Peters) versteht die Welt nicht mehr: Ausgerechnet ihre 16-jährige Tochter Nina (Chantal Zitzenbacher), die in einem fortschrittlichen Haushalt aufgewachsen ist, eröffnet ihr und ihrem Ex-Mann (Simon Schwarz) eines Tages, per Internet zum Islam konvertiert zu sein. Ab sofort trägt sie Kopftuch, fastet während dem Ramadan und besucht die Moschee, und das mitten in Wien. Eine pubertäre Phase, könnte man meinen – doch auch die hartnäckigsten Überzeugungsversuche prallen an der Jugendlichen ab… Natürlich sorgt die Ausgangssituation für so einige komische Momente: Wenn Nina sich zum Beispiel für den Schwimmunterricht zusammen mit ihrer Mutter im Sportgeschäft ein Burkini kaufen geht – inklusive dem Kommentar einer Fremden, irgendwas sei passiert zwischen Oben ohne und dem da. Oder wenn Wanda beim Warten auf den Beratungstermin zu den neusten Entwicklungen ihrer Tochter vor dem Zimmer sitzt, über ihr zwei Pfeile mit den Worten „Rechtsradikalismus“ oder „Islamismus“.

Es ist eine diffizile Gratwanderung, auf die sich «Womit haben wir das verdient?» begibt – zum einen bezüglich seines häufig rabenschwarzen Humors, der leider des Öfteren aufgrund seiner Überzogenheit oder seiner Erzwungenheit kläglich untergeht (Stichwort: Polizeifestnahme wegen Niqab), zum anderen bezüglich seiner Tendenz, Religion und alle dazugehörenden Themen etwas arg ins Lächerliche zu ziehen: Es wird kein Vorurteil ausgelassen. Doch auch wenn gewisse Witze nicht zünden mögen und sich die Komödie am Rand des Ertragbaren bewegt, was Religionskritik und Co. angeht: Irgendwie geht in Womit haben wir das verdient? doch beides Hand in Hand.

Nicht wirklich, weil der Film als klassische Komödie mit einem leichten Touch Gesellschaftskritik à la dem Publikumsliebling Monsieur Claude und seine Töchter funktioniert – dafür wird das Thema zu ernst angegangen – sondern eher, weil während gelungeneren subtilen und tragikomischen Momenten alle ihr Fett wegkriegen: Nicht nur Moslems, sondern auch die Eigenheiten und Weltansichten von Atheisten, Patchworkfamilien oder Feministinnen werden aufs Korn genommen. Besonders während dem letzten Drittel des Films, der mit einem etwas allzu versöhnlichen Ende aufwartet, weiss man zwar nicht mehr ganz, wo dieses bunte Wirrwarr aus Familienchaos und Integrationsdrama hin will – als Zuschauer bleibt man bei der Coming-of-Age-Reise der jungen Nina aber nichtsdestotrotz gerne am Ball. Wohl auch dank der durchaus witzigen Ausgangssituation (Tochter aus fortschrittlicher Atheisten-Familie konvertiert per Mausklick zum Islam) und dem Cast rund um Caroline Peters, die ihr komödiantisches Feingefühl zuletzt in Der Vorname unter Beweis gestellt hat: Der ein oder andere Fremdschäm-Moment fällt so weitaus weniger schlimm aus, als das hätte möglich sein können.

05.02.2019

3.5

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