Unsane – Ausgeliefert USA 2018 – 98min.

Filmkritik

Geschlossenes System

Cornelis Hähnel
Filmkritik: Cornelis Hähnel

Eigentlich hatte Regisseur Steven Soderbergh vor einigen Jahren bekanntgegeben, dass er sich aus dem Filmgeschäft zurückziehen werde. Doch wirklich lange hat er die Kinoabstinenz nicht ausgehalten, bereits 2017 kehrte er mit Logan Lucky auf die Leinwand zurück. Sein neuester Film Unsane – Ausgeliefert sorgte im Wettbewerb der diesjährigen Berlinale für eine gehörige Portion Spannung, wenn auch außer Konkurrenz.

Nachdem sie lange Zeit einen Stalker hatte, verlässt Sawyer Valentini (Claire Foy) ihre Heimatstadt und begibt sich nach Boston, um dort ein neues Leben zu starten. In ihrem neuen Job läuft es gut und sie geht auch wieder aus, um neue Leute kennenzulernen. Doch die Angst ist immer noch da. Sawyer beschließt, sich an eine Therapeutin zu wenden, um über ihre Probleme zu sprechen. Was aber als gelegentliche Unterstützung bei Panikattacken gedacht war, entwickelt sich zum Albtraum: Denn Sawyer findet sich plötzlich unfreiwillig in einer psychiatrischen Einrichtung wieder. Sieben Tage lang soll sie dort bleiben. Das Klinikpersonal ignoriert ihre Bitten auf Freilassung – auch dann, als Sawyer entdeckt, dass einer der Pfleger ihr ehemaliger Stalker ist. Denn wer glaubt schon einer Verrückten...

Soderbergh hat mit Unsane – Ausgeliefert einen ganz besonderen Psychothriller vorgelegt, denn der Film ist komplett mit dem iPhone gedreht worden. Was erst nach einem Marketing-Stunt klingt, ergibt auf den zweiten Blick durchaus Sinn. Zum einen kann der kleine Winkel der iPhone-Kamera das beklemmende Gefühl des Ausgeliefertseins adäquat einfangen, zum anderen funktioniert die Handy-Idee auch auf einer Meta-Ebene. Im Film erklärt ein Ermittler Sawyer, wie sie sich vor Stalkern schützen soll: Unter Laternen parken, soziale Netzwerke meiden und am besten kein Handy mehr nutzen. „Das Handy ist dein größter Feind“, betont der Ermittler. Und so ist es nur konsequent, dass mit dem Werkzeug der Angst auch der Film gedreht wurde. Dramaturgisch ist der Film spannend und dicht erzählt, Soderbergh findet eine schlüssige Logik, warum Sawyer das Hospital nicht mehr verlassen kann und übt somit Kritik an einem perfiden Krankenkassensystem. Und weil er die Zwangseinweisung mit dem Fluchtreflex aufgrund des Stalkers kombiniert, entsteht ein beklemmendes, geschlossenes System, in dem mit minimalen Mitteln Spannung erzeugt werden kann. Unsane – Ausgeliefert ist ein vielschichtiger Thriller geworden, der vor allem mit seiner Direktheit überzeugen kann.

23.02.2018

4

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