Der Nussknacker und die vier Reiche USA 2018 – 99min.

Filmkritik

Altbekannter Weihnachtszauber

Noëlle Tschudi
Filmkritik: Noëlle Tschudi

Als die junge Clara sich an Weihnachten auf die Suche nach einem vermeintlich alltäglichen Geschenk macht, findet sie sich plötzlich in einer phantastischen Welt wieder, in der ihr ein grosses Abenteuer bevorsteht.

Claras Mutter ist vor Kurzem verstorben. Ihr letztes Geschenk an die technikinteressierte Tochter ist ein mechanisches Ei, das ihr an Weihnachten als Geschenk von ihrem Vater überreicht wird. Doch öffnen lässt sich dieses nur mit einem Schlüssel, von dem weit und breit keine Spur ist. Mithilfe von Pate Drosselmeier (Morgan Freeman) gelangt sie schliesslich in eine magische Welt voller aussergewöhnlicher Bewohner und begibt sich dort in das Land der Schneeflocken, das Land der Blumen, jenes der Süssigkeiten und schliesslich ins unheilvolle, von der tyrannischen Mutter Gigoen (Helen Mirren) beherrschte vierte Reich. Schon bald geht es nicht mehr nur darum den gesuchten Schlüssel zu finden, sondern darum die Harmonie in der magischen Welt wiederherzustellen: Es gilt Mutter Gigoen zu stoppen – und so stürzt sich Clara zusammen mit Soldat Philip in ein Abenteuer, das sie nicht so schnell vergessen wird.

Die zauberhafte Welt, welche die Zuschauer in der neuesten Adaptation von E.T.A. Hoffmanns «Nussknacker und Mausekönig» sowie Tschaikowskis «Nussknacker»-Ballett erwartet, wirkt wie das reinste Winterwunderland und stimmt nicht nur mit kunterbunten und bildgewaltigen Kulissen, sondern auch zahlreichen bezaubernden Kostümen auf die schönste Zeit des Jahres ein. Mit zwei grösseren Balletteinlagen und Tschaikowskis Musik findet auch einer der bedeutendsten Komponisten des 19. Jahrhunderts seinen Platz in diesem Märchen – und verleiht dem Film damit die perfekte musikalische Untermalung. Trotz der wunderbaren Atmosphäre, die in der Nussknacker und die vier Reiche vorherrscht, wird das vorweihnachtliche Kinovergnügen allerdings durch einige unvorteilhafte Punkte getrübt.

Obwohl der Film mit seiner Präsentation punkten kann, erinnert er – nicht nur was die Atmosphäre anbelangt – ausgesprochen stark an Filme wie Die Chroniken von Narnia: Der König von Narnia oder Tim Burtons Alice im Wunderland. Formelhaft wird in dieser neuen Fassung der «Nussknacker»-Geschichte auf altbekannte Fantasy-Tropen zurückgegriffen. Das kann auf den einen oder anderen Zuschauer abschreckend wirken, oder auch nicht – durch Originalität kann der Fantasy-Streifen auf jeden Fall nicht überzeugen. Auch sonst beschleicht einen immer wieder das unangenehme Gefühl, dass das Drehbuch dem Potenzial des Casts, unter anderem bestehend aus Keira Knightley und den beiden Ocarpreisträgern Morgan Freeman und Helen Mirrens, nicht gerecht wird: Etwa, wenn man sich vor Augen führt, wie wenig Spielzeit letzteren beiden Schauspielern eingeräumt wurde, wenn die zuckersüsse, aber total aufgedrehte Regentin Sugarplum (Keira Knightley) mit ihrer quietschenden Stimme als Figur einen etwas gar zu übertrieben Eindruck hinterlässt, oder aber Hauptfigur Clara bis zum Schluss ohne Ecken und Kanten blass bleibt.

Der Nussknacker und die vier Reiche liefert wunderschöne Bilder, ausserordentliche Ballettszenen untermalt mit bekanntlich magischer Musik und vor allem puren Weihnachtszauber. Allerdings, so scheint es, hat man sich bei diesem Film etwas gar zu sehr auf die Ausstattung und die Starbesetzung verlassen, denn er wirkt bedauerlicherweise in vielerlei Hinsicht vergleichsweise vorhersehbar und kann leider auch nicht mit Originalität punkten. Als Einstimmung auf das Weihnachtsfest eignet er sich aber nichtsdestotrotz.

02.11.2018

3.5

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Kommentare

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Santajolly

vor 5 Jahren

Wunderschöne Animation und märchenhafte Bilder mit magiscger Musik für die Weihnachtsstimmung geeignet, inhaltlich etwas enttäuschend, trotz allem 3 Sterne


Patrick

vor 5 Jahren

Wie bei der Filmkritik (oben)erwähnt trifft Alice im Wunderland auf Die Chronik von Narnia verpackt mit einer Oscarwürdigen Ausstattung und pompösen Kostümen.So kann man Der Nussknacker tatsächlich beschrieben der zudem noch ein hohes X-Mass Felling versprüht und so mit die Herzen erwärmt.Mehr anzeigen

Zuletzt geändert vor 5 Jahren


maennele

vor 5 Jahren

Normalerweise überhaupt nicht mein Genre; daher sehr positiv überrascht...


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