Deine Juliet Grossbritannien, USA 2018 – 124min.

Filmkritik

...und das Leben nach dem Krieg geht weiter

Irene Genhart
Filmkritik: Irene Genhart

«The Guernsey Literary and Potato Peel Pie Society»: Mike Newell hat den historischen Roman von Mary Ann Shaffer und Annie Barrow als herzergreifendes Drama verfilmt.

London, 1946. Juliet Ashton – einfühlsam: Lily James (Mamma Mia! Here We Go Again) – hat während dem Krieg einige herzhafte Kolumnen über den Alltag der kleinen Leute verfasst. Nun sind diese als Buch erschienen. Juliet wird als Jungautorin gefeiert, der Amerikaner Mark Reynolds schickt ihr täglich Blumen und verspricht ihr das Blaue vom Himmel – sofern sie mit ihm in den USA ein neues Leben anfängt. Doch Juliet hat im Krieg ihre Eltern verloren und die Häuser, in denen sie früher zuhause war, sind Ruinen. So fühlt sie sich trotz ihres Erfolges furchtbar einsam und verloren und für ein neues Buch fehlen ihr Ideen und Inspiration.

Eines Tages aber erhält sie einen Brief von einem ihr unbekannten Dawsey Adams. Der Farmer lebt auf der Kanalinsel Guernsey und ist auf der Suche nach einem bestimmten Buch, welches er im örtlichen Lesekreis vorstellen möchte. Der folgende Briefwechsel, in dem Dawsey einiges vom Leben auf der im Krieg besetzten Insel erzählt, weckt Juliets Neugierde und sie reist gegen den Rat ihres Verlegers nach Guernsey. Hier erfährt sie, wie besagte «Guernsey Literary and Potato Peel Pie Society» (etwa: Guernseyer Vereinigung der Freunde von Literatur und Kartoffelschalenauflauf) im Krieg als Deckmantel für heimliche Schlemmertreffen gegründet wurde, dass dessen Mitglieder noch heute zusammen essen und Bücher lesen, sie darüber hinaus ein tragisches Geheimnis zusammenschweisst. Das ist mehr als genug Stoff für einen Roman. Doch je länger Juliet recherchiert, desto mehr wachsen ihr die Guernseyer, allen voran der alleinerziehende Dawsey mit seinem liebreizenden Töchterchen ans Herz. Und deren Schicksale als Vorlage für einen Roman zu verwenden, fühlt sich für sie immer mehr wie Verrat an.

Mike Newell (Great Expectations) hat den von Mary Ann Shaffer begonnenen und von Annie Barrow vollendeten historischen Roman mit viel Fingerspitzengefühl, ausgesprochenem Flair für die spezielle Stimmung der frühen Nachkriegszeit und Wissen um die unmittelbare Nähe der komischen und tragischen Seiten des Seins verfilmt. Auch wenn die Lovestory zwischen Juliet und Dawsey vorhersehbar ist, einige Figuren wie Reynolds und die Nazi-Soldaten stark stereotypisiert sind und der Soundtrack bisweilen im Schwulst schwelgt, ist The Guernsey Literary and Potato Peel Pie Society ein letztlich stimmungsvoll-fesselndes und berührendes Drama.

20.02.2024

4

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Kommentare

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Barbarum

vor 5 Jahren

Die Schriftstellerin Juliet (Lily James) reist kurz nach dem Ende des zweiten Weltkrieges auf die Insel Guernsey, um mehr über "The Guernsey Literary and Potato Peel Pie Society" zu erfahren. So lernt sie deren einzelne Mitglieder kennen und erfährt nach und nach immer mehr Einzelheiten von deren tragischen Schicksal während der Besatzungszeit. Womöglich hätte das Stoff geboten für eine etwas anspruchsvollere Umsetzung, doch das romantische Drama von "Four Weddings and a Funeral"-Regisseur Newell hat wahrscheinlich gar nicht den Anspruch, mehr zu sein als zum Teil recht kitschiger Eskapismus, und diesen Anspruch erfüllt es.Mehr anzeigen

Zuletzt geändert vor 5 Jahren


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