Rafiki Kenia, Südafrika 2018 – 83min.

Filmkritik

Kunterbunte Welt

Irina Blum
Filmkritik: Irina Blum

Das kenianische Drama Rafiki dreht sich um die zwei Teenager-Mädchen Kena und Ziki, die sich entgegen den politisch unterschiedlichen Ansichten ihrer Familien und den gesellschaftlichen Konventionen ineinander verlieben und plötzlich mit ganz viel Gegenwind konfrontiert sind.

Es ist der Sommer, in dem Kena (Samantha Mugatsia) ungeduldig auf ihre Noten und den Bescheid wartet, ob sie ihren Traum, Krankenschwester zu werden, verwirklichen kann, als sie Ziki (Sheila Munyiva) trifft, die sie völlig aus der Bahn wirft. Im Gegensatz zur burschikosen Kena, die ihre Haare kurz trägt und gerne mit den Jungs Fussball spielt, ist Ziki ein richtiger Paradiesvogel: Bunte Rastas, gemusterte Kleidchen, ein freches Auftreten. Die junge Frau verliebt sich Hals über Kopf, und auch Ziki ist von der introvertierten Kena angetan. Heimlich treffen sie sich, und aus der anfänglichen Verliebtheit entwickelt sich eine leidenschaftliche Liebesgeschichte. Bis die Familien der zwei jungen Frauen von der Beziehung Wind bekommen. Nicht nur sind diese politisch verfeindet, was schon genug Salz in den Wunden bedeuten würde – Homosexualität wird in der konservativen Gesellschaft Kenias nämlich unter keinen Umständen toleriert, wird teilweise gar mit Freiheitsentzug bestraft.

Grundsätzlich ist Rafiki eine stürmische Liebesgeschichte zwischen zwei jungen Menschen, wie wir sie häufig im Kino sehen – nur, dass es sich bei den Verliebten um zwei gleichgeschlechtliche Individuen handelt. Geradezu meisterhaft subtil aber nichtsdestotrotz äusserst sinnlich umgesetzt ist dies zum Beispiel im letztjährigen Kritikerliebling Call Me By Your Name. An das Fingerspitzengefühl, mit dem die unschuldige Anziehung zwischen Timothée Chalamet und Armie Hammer erzählt wird, kommt Rafiki zwar nicht heran – zu oft hat man das Gefühl, der Film kratzt gerade an der Grenze zum Kitsch – nichtsdestotrotz ruft das Drama aber ein ähnliches Gefühl, eine ähnliche Stimmung herbei. Mit kunterbunten Bildern, intensiven Farben und teilweise fast schon künstlerischen Aufnahmen vom kenianischen Alltag zeichnet Regisseurin Wanuri Kahiudie die anfängliche Verliebtheit, was das brutale Finale umso schmerzhafter macht.

Gewisse Holprigkeiten in Rafiki kann man auch dank den zwei Hauptdarstellerinnen verzeihen, die dem doch eher schweren Drama Frische und Natürlichkeit verleihen. „Triff eine weise Entscheidung“, sagt Kenas Mutter, selbst von ihrem Ehemann und Kenas Vater verlassen worden, einmal drohend zu Kena – in Bezug auf den Partner, den sie zukünftig an ihrer Seite wähnen wird und nicht im mindesten ahnend, dass ihre Tochter wohl nie Interesse an einem Ehemann haben wird. Wie anstössig das Thema Homosexualität in vielen Kulturkreisen noch ist, zeigt eine Szene mit Kenas bestem Freund und Verehrer Blacksta, der nicht müde wird, ihr immer wieder Avancen zu machen, dem sie eines Tages während eines genau für diesen Zweck getätigten Ausflugs mit dem Motorrad gesteht, sie wünschte, sie könnte irgendwohin gehen, wo sie sich selbst sein kann. Als Zuschauer realisiert man genau in diesen Momenten, dass die Denkweise – möge die Welt noch so kunterbunt sein – leider häufig schwarz-weiss bleibt.

26.03.2024

3.5

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