CH.FILM

Out of Paradise Mongolei, Schweiz 2018 – 100min.

Filmkritik

Überleben in der grossen Stadt

Björn Schneider
Filmkritik: Björn Schneider

Für zwei Nomaden ist die mongolische Steppe das Paradies. Dort fühlen sie sich zu Hause und dort können sie überleben. Umso schwerer fällt es ihnen, die vertraute Umgebung zu verlassen. Das mit herrlichen Landschaftsaufnahmen ausgestattete, nuancierte Drama Out of Paradise folgt ihnen in die Großstadt.

Suren (Enerel Tumen) ist hochschwanger doch in der näheren Umgebung gibt es keine Klinik. Da empfiehlt ihr Hausarzt die Entbindung in einem Spital in der Hauptstadt, weshalb die Beiden kurz darauf ihre Heimat verlassen. In der Klinik erfahren Suren und ihr Mann Dorj (Bayarsaikhan Bayartsengel) jedoch, dass sie keine gültigen Papiere haben. Eine Behandlung erfolgt nur gegen Bezahlung. Surens Entschluss, dafür ihre goldenen Hochzeitsohrringe zu verkaufen, fällt ihr nicht leicht. Auf dem Weg zum Pfandhaus aber verliert Dorj einen der Ringe. Der Beginn einer turbulenten Nacht, in deren Verlauf er die Bekanntschaft mit einer Prostituierten macht.

Out of Paradise ist das Spielfilmdebüt des schweizerisch-mongolischen Filmemachers Batbayar Chogsom. Er drehte seinen Film an Originalschauplätzen, darunter auch in der Hauptstadt der Mongolei, Ulaanbaatar. Dort lebt die Hälfte der Bevölkerung des weiten, dünn besiedelten Landes. Seine Premiere feierte das Drama bei den diesjährigen Solothurner Filmtagen.

Es sind zwei völlig unterschiedliche Lebensrealitäten und -umgebungen, die Chogsom in seinem emotionalen Drama aufeinanderprallen lässt: die urbane und die ländliche Welt. Denn parallel zur Geschichte um die Nomaden, erzählt Chogsom auch noch von Jack, der mit seiner Mutter in Ulaanbaatar lebt. Wenn er sich nicht gerade mit dieser streitet, verdingt er sich als Zuhälter von Saara (ebenso fragil wie in unnahbar: Erdenetsetseg Tsend-Ayush).

Diese Saara fungiert im Film als Bindeglied zwischen Jack und Dorj. Als Verbindung also auch zwischen dem hektischen Stadtleben und dem traditionellen, ursprünglichen Nomadendasein. Über die Hälfte der Laufzeit widmet sich Chogsom dabei dem Überlebenskampf von Dorj und Suren in der für sie fremden, unwirklich anmutenden Stadt mit ihrer Infrastruktur, der Hektik und den gestressten Bewohnern.

Ganz anders ihr entschleunigtes Leben in der weitläufigen Steppe. In einfachsten Verhältnissen leben sie in einem Zelt, um sie herum nur die endlose Weite der prächtigen Landschaften. Eine erhabene und unberührte Natur, die Out of Paradise in langen Einstellungen und atmosphärischen Aufnahmen einfängt. Einen überraschenden Bruch in Stimmung und Dramaturgie erfährt der Film, wenn Dorj in einer Bar auf Saara tifft. Im Anschluss wird aus dem schwermütigen Heimat-Drama dann für ein paar Minuten eine feinfühlige Romanze, bei der in Wahrheit jedoch nichts so ist wie es scheint.

06.08.2018

4

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Kommentare

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Zirko

vor 5 Jahren

Das ist endlich mal ein sehenswerter Schweizer Film! Ich war mehrmals in der Mongolei und finde den Film sehr authentisch (solche Blocks gibt es sehr wohl, ich war sogar in einem drin) und schön, obwohl er auch problematische Seiten anspricht. Dabei wird er aber nie brutal oder belehrend. Absolut verdienter Preis des Shanghai Film Festivals! Unbedingt anschauen!Mehr anzeigen


Enkhjin

vor 5 Jahren

Ich fand es schön aber in diesem Film wird gar nichts schönes von der Mongolei gezeigt nur schlechtes ich war sogar dort und es gibt keine Kriminellen solche Häuser mehr und auch im Land wo es so schöne Sachen gibt und nie im Leben würde ein Mongoler so etwas kriminelles tun


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