Mile 22 USA 2018 – 94min.

Filmkritik

22 Meilen sind lang

Gaby Tscharner
Filmkritik: Gaby Tscharner

Marc Wahlberg ist als neurotischer Führer einer paramilitärischen Spezialeinheit auf geheimer Mission in diesem hektischen Action-Streifen, dessen Geschichte schwer verständlich ist und eigentlich nichts zu sagen hat.

Als Li Noor (Iko Uwais), ein mysteriöser ausländischer Agent, bei der amerikanischen Botschaft in einem südostasiatischen Land um Asyl anfragt, liefert er als Gegenleistung den Code, der die Welt vor der nuklearen Zerstörung retten kann. Zusammen mit einer CIA-Spezialeinheit namens Overwatch (MMA-KämpferInnen Ronda Rousey, Lauren Cohan, Carlo Alban und John Malkovich) übernimmt James Silva (Mark Wahlberg) den Auftrag, Li über eine 22 Meilen lange Strecke in Sicherheit zu bringen, bevor seine Informationen in die falschen Hände gelangen.

Nach mehr oder weniger erfolgreichen Filmen wie Patriots Day oder Deepwater Horizon ist Mile 22 die neueste Zusammenarbeit zwischen Mark Wahlberg und Regisseur Peter Berg, und diesmal scheint das Duo patriotischer Filmemacher eine mögliche Serie ins Auge gefasst zu haben. Nur, eine erfolgreiche Identifikationsfigur ist James Silva nicht gerade. Laut Regisseur Peter Berg ist er der erste manisch-depressive Action-Held, der dem ehemaligen Trump-Berater und rechts-radikalen Breitbart Chefredaktor Steve Bannon nachempfunden wurde.

Silva ist ein Hitzkopf, der ständig an einem gelben Gummiband an seinem Handgelenk herumschnappt, um nicht ganz auszurasten. Ein nerviges Detail, das in Berg/Wahlberg Filmen wohl als Charakterentwicklung durchgeht. Er ist eine Revolverschnauze, die ihre Mitarbeiter ständig anschreit. Obwohl, denen scheint das egal zu sein. Er ist der Irre, den alle tolerieren. Einen glaubwürdigen Helden vermag er damit aber nicht abzugeben.

Die besten Szenen gehören Uwais, der mit den obskuren indonesischen Raid Action-Filmen weit über seine Landesgrenzen hinaus bekannt wurde. Er ist eine One-Man-Action-Show mit einem ganz eigenen akrobatischen Martial-Arts Stil. Seine halb-nackte Kampfszene, gefesselt an ein Spitalbett, ist das beste am ganzen Film. Obwohl, dank Peter Bergs Regiestil, der aus einer sich ständig bewegenden Kamera und super-schnellen Schnittfolgen besteht, werden Uwais Kicks und Tricks derart zerstückelt, dass wir ihre Meisterhaftigkeit kaum mehr erkennen können.

Positiv zu vermerken ist, dass der Film mit aussergewöhnlich vielen Frauen besetzt ist. Das sollte im heutigen Zeitalter zwar nicht mehr bemerkenswert sein, in diesem Fall ist es das aber. Im selben Atemzug muss das Lob gleich wieder zurückgenommen werden. Alice Kerr ist eine CIA-Geheimagentin und Silvas rechte Hand. Sie ist aber auch eine Mutter, die gerade eine Scheidung durchmacht und deshalb ständig bei der Arbeit von Telefonanrufen ihres Anwalts oder ihres Ex-Mannes gestört wird. In der Welt der Wahlberg/Berg-Filme werden Frauen zwar mit einbezogen, sie sind aber viel zu emotional, um alles haben zu können: Die Familie und die Karriere, Cupcakes für die Schulfeier backen und den Bösen in den Arsch zu treten. Steve Bannon sieht das sicher auch so.

11.09.2018

2

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Kommentare

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Patrick

vor 3 Jahren

Guter Anfang und der Mittelteil ist anfangs noch in Ordnung aber mit der Zeit wird’s zu hektisch und etwas unübersehbar.Das Ende mag für einen Pilot-Film sprich eine TV-Serie cool sein,aber für ein Spielfilm etwas enttäuschtend aber wie auch immer die Fortsetzung wird 2023 ins Kino kommen.

Zuletzt geändert vor 3 Jahren


Barbarum

vor 5 Jahren

Eine viel zu wackelige Kamera und ein chaotischer Schnitt sorgen dafür, dass man während der Kampfszenen nur schwer eine Ahnung kriegt, was wirklich vor sich geht. Als würde der Film im Vorspul-Modus laufen. Immerhin wäre aber dergestalt eine ziemlich ereignisarme Lücke in der ersten Hälfte leichter zu ertragen gewesen. Das Ende droht sogar noch mit einer Fortsetzung.Mehr anzeigen

Zuletzt geändert vor 5 Jahren


patrik_worker

vor 5 Jahren

Ich fand den Film auch unterhaltsam.


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