CH.FILM

Looking for Sunshine Schweiz 2018 – 95min.

Filmkritik

Eine schwierige Doppelrolle

Irina Blum
Filmkritik: Irina Blum

Looking for Sunshine hat Filmemacher Niccolò Castelli seine Dokumentation über die Schweizer Skifahrerin Lara Gut genannt. Ein Titel, der auf den ersten Blick nicht wirklich passt: Während einem Grossteil des Films bekommt man entgegen ihrem Image – mal als Schweizer Sonnenschein, mal als launischer Interviewpartner – eine zurückgezogene, nachdenkliche junge Frau zu sehen, die für ihren Erfolg einiges opfern musste.

Mit eineinhalb Jahren stand sie zum ersten Mal auf ihren Skiern, mit 17 gewann sie schon ihre ersten Welt-Cup-Rennnen: Lara Guts Weg als Ski-Profi schien schon lange vorgezeichnet. Niccolò Castelli hat die mittlerweile 27-Jährige im Winter 2016 / 2017 bei den Vorbereitungen für die Ski-Weltmeisterschaften in St. Moritz bis zu ihrem Sturz und den Erholungen davon begleitet – während fast zwei Jahren unentwegt die Kamera auf Lara Gut gehalten, die in den Medien mal als talentiertes "Goldschätzli" gefeiert, aber auch schon zur unberechenbaren "Zicke" degradiert worden ist.

Dabei ist es Castelli gelungen, eine ruhigere, nachdenkliche Seite der Tessinerin zu zeigen, die praktisch seit sie erwachsen geworden ist in der Öffentlichkeit steht und von Trainern, Sponsoren und Journalisten herumgereicht wurde. Castelli selbst gab an, dass die Medien jeweils nur Lara Gut als Athletin zeigen würden, nicht Lara Gut als Person. In der 90-minütigen, zeitlich chronologisch aufgebauten Dokumentation Looking for Sunshine, die unter dem Namen «Laras Lauf» rund halb so lang auch schon im Fernsehen gezeigt wurde, scheint es zu Beginn fast so, als wüsste Lara selbst nicht mehr, wie sie als Person nebst ihrem Erfolg als Sportlerin zu definieren ist.

Das zeigt sich auch im Film: Trotz dem Umstand, dass die Kamera immer nah am Geschehen dran ist und intime Augenblicke einfängt – wir sehen Lara zum Beispiel, wie sie am Frühstückstisch mit ihrer Familie ihr Müsli aufs Gramm genau abwägt oder wie sie sich anlässlich einer Live-Schaltung zur Auszeichnung als Sportlerin des Jahres mit einem Buch von Marc Levy in ihr Zimmer zurückzieht – wirkt die junge Frau irgendwie unnahbar, es wird Aufnahme an Aufnahme gereiht, als Zuschauer sitzt man relativ unbeteiligt vor der Leinwand.

Das ändert sich erst später im Film, als die Ski-Fahrerin bei einem Lauf verunfallt – Diagnose Kreuzbandriss, die Weltmeisterschaften sind nach Tag 2 für sie vorzeitig beendet. Von da an scheint die Person Lara Gut durchzukommen: Eine emotionale, optimistische, überlegte Person, die nebst Training und Weltkugeln auch mal Schabernack im Kopf hat. Unterstrichen wird das dann auch, indem Lara Gut in der bis dahin unkommentierten Dokumentation per Off-Stimme spricht. „Viel zu oft setzt dich das Ziel unter Druck. Dabei vergisst du, dass es einfach darum geht, das Ganze zu erleben“. Dank dem letzten Drittel von Looking for Sunshine in dem Gut sich selbst, ihre Lebensfreude und den Spass am Ski-Fahren wiederentdeckt, ist der Filmtitel also doch nicht ganz so unpassend – und macht die Doku auch für mässig Ski-Begeisterte zugänglich. Sportangefressene werden wohl nur dann auf ihre Kosten kommen, wenn sie nicht nur an der Athletin und den sportlichen Fakten dahinter, sondern auch an der Person Lara Gut interessiert sind.



27.02.2024

3

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Kommentare

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Cinemaster34

vor 5 Jahren

Sehr langweilig... 3/4 des filmes ist ziemlich depressiv, als wäre der Job „Skifahrerin“ das schlimmste der Welt. Am Ende etwas positiver, aber ich wäre fast eingeschlafen.


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