Amoureux de ma femme Frankreich 2018 – 84min.

Filmkritik

Wild galoppierende Männerphantasien

Irene Genhart
Filmkritik: Irene Genhart

Daniel Auteuil hat Florian Zellers köstliches Bühnenstück «L’envers du décor» in eine einfühlsam-heitere Filmkomödie verwandelt.

Der Verleger Daniel und sein alter Jugendfreund Patrick begegnen sich eines Tages zufällig auf der Strasse. Da auch der beiden Gemahlinnen eng befreundet sind, hat man sich zeitlebens nah gestanden, allerdings etwas aus den Augen verloren, als Patrick vor einigen Monaten seine Frau verliess. Wie Patrick Daniel nun überglücklich von seiner neuen Freundin vorschwärmt, lädt Daniel die beiden spontan zu einem Nachtessen ein. Dies zum Entsetzen seiner Frau Isabelle, die das als Verrat an Patricks Ex-Frau empfindet, dann selbstverständlich aber trotzdem ein leckeres Dinner für vier vorbereitet.

Als an besagtem Abend einige Minuten nach Patrick endlich auch Emma eintrifft, scheinen sich Isabelles schlimmsten Befürchtungen vorerst zu bewahrheiten: Emma ist nicht nur halb so alt wie Patrick, sondern auch bildhübsch und attraktiv und trägt zudem auch ein der Situation völlig unangemessenes, sexy rotes Kleid. Dass sie abgesehen davon liebenswert, charmant und alles andere als ein Dummchen ist, macht die Sache für Isabelle nicht einfacher. Wirklich erschreckend aber ist Daniels Verhalten: Er ist von der jungen Schauspielerin dermassen angetan, dass er sich kaum mehr im Griff hat, im Gespräch abdriftet und sich in immer seltsamerer Weise daneben zu benehmen beginnt.

Was Isabelle nicht mitbekommt, der Zuschauer aber sehr wohl sieht – und hier entwickelt Auteuils Film über seine Vorlage, Florian Zellers Bühnenstück «L’envers du décor» hinausführend, seine eigene Stärke –, sind die vor Daniels innerem Auge aufsteigenden Phantasien, die ausgehend von Emmas Erscheinung und den geführten Gesprächen immer irrwitzigere Auswüchse annehmen. Stellt Daniel sich anfangs noch einen kleine Kuss vor, erträumt er sich im Verlaufe des zunehmend aus dem Ufer laufenden Abends eine ganze Affäre, welche ihn und Emma mit allen Konsequenzen, die dies auf ihre Beziehungen mit Isabelle und Patrick hätte, aus der gemeinsamen Wohnung hinaus bis in ein romantisches Weekend in Venedig trägt.

Dass Daniel sich wieder fängt, und dass das Fazit der Story – beziehungsweise das «fabula docet» seiner Phantasie – in der titelgebenden Einsicht, diesem «Amoureux de ma femme» («Verliebt in meine Frau») gipfelt, ist die clevere Leistung dieser köstlichen Komödie, die in einfühlsam-heiterer Weise davon handelt, worin die wahre Kunst der Liebe besteht. Was notabene nicht zuletzt natürlich auch das Verdienst des selbst in abstrusen Situationen stets glaubwürdig auftretenden Schauspieler-Quartetts Daniel Auteuil, Gérard Depardieu, Sandrine Kiberlain und Adriana Ugarte ist.

26.03.2024

4

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