Kirschblüten und Dämonen Deutschland 2018 – 115min.

Filmkritik

Endlich leben

Peter Osteried
Filmkritik: Peter Osteried

Vor gut zehn Jahren erzählte Doris Dörrie mit Kirschblüten – Hanami davon, wie Eltern sich von ihren Kindern entfremden und nicht mehr Zugang zu ihnen finden, nachdem sie flügge geworden sind. Mit Kirschblüten & Dämonen gibt es nun eine Art Fortsetzung, in der sie sich fragt, wie die Sicht der Kinder auf die Eltern ist. Denn eigentlich kennt man die Menschen, die einen gezeugt haben, kaum.

Vor mehr als zehn Jahren sind Karls Eltern Rudi und Trudi gestorben. Das Elternhaus konnte er seitdem trotzdem nicht verkaufen – und von seinen Erinnerungen und inneren Dämonen wird er auch weiterhin gequält. Da taucht Yu unvermittelt bei ihm auf. Sie lernte Rudi vor vielen Jahren in Tokio kennen und ist nun hier, um Karl zu helfen. Denn Karl ist nicht glücklich – und die Geister der Vergangenheit fragen ihn, wieso das so ist. Darauf muss Karl eine Antwort finden, denn eines ist klar: Will er leben, kann es so nicht weitergehen.

Fast das gesamte Ensemble des ersten Teils ist auch hier versammelt, nur der Sohn Karl musste mit Golo Euler neu besetzt werden, weil Maximilian Brückner aus terminlichen Gründen nicht teilnehmen konnte. Es ist aber weniger ein Sequel, das Dörrie hier präsentiert, als vielmehr ein experimenteller Film, der versucht, fernöstliche Spiritualität mit einer deutschen Geschichte zu kreuzen. Dörrie streift dabei einige Themen: Dass Kinder ihre Eltern im Grunde nicht kennen, dass die Vergangenheit der eigenen Vorfahren immer wieder nachwirken wird, und dass man eine Verpflichtung gegenüber dem eigenen Leben hat, etwas daraus zu machen.

Die Hauptfigur Karl hat das nie geschafft. Er ist ein Säufer, der seinen Job und seine Familie verloren hat, aber von den Geistern der Vergangenheit heimgesucht wird. Oder aber von den Erinnerungen. Im Grunde geht es um Semantik. Was für den einen ein Geist, ist für den anderen schmerzliche Erinnerung. Hier gelingt es Dörrie, die westliche mit der fernöstlichen Mentalität zu kombinieren. Leichter zugänglich macht das Kirschblüten & Dämonen aber nicht, weil die mit Digitalkamera gefilmte Produktion oftmals schwer greifbar ist.

Dann, wenn Karl mit den Geistern seiner Eltern spricht, wenn die im Kamerabild entstehenden Verzerrungen eine Unwirklichkeit erzeugen, die immer wieder darauf verweist, dass hier Traum und Realität ineinander übergehen, wobei die Grenzen fliessend sind. Leichte Kost ist dieser Film nicht, weil er nichts wirklich erklärt, sondern auf die Interpretation durch den Zuschauer setzt. Der Ansatz ist interessant, die Umsetzung aber etwas prätentiös und schwerfällig. Kein Film für die breite Masse, sondern schon eher für jene, die schon Dörries bisherige Japan-Ausflüge zu schätzen wussten.

05.07.2019

2.5

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