I Feel Pretty USA 2018 – 110min.

Filmkritik

Schönheit kommt von Innen

Gaby Tscharner
Filmkritik: Gaby Tscharner

Amy Schumer in einem antiquierten Abklatsch einer romantischen Komödie, die uns mit den abgedroschenen Werten der Selbsthilfe-Generation der 90er Jahre vollabert. Schumer sollte fortan nur noch ihre eigenen Drehbücher verfilmen.

Renee (Amy Schumer) ist eine äusserst unsichere Mit-Dreissigerin, die alle Probleme ihres Lebens darauf zurückführt, dass sie nicht hübsch ist. Als sie auf ihrer Suche nach einem besseren Leben eine ach-so-trendige Spin-Klasse belegt, fällt sie vom stationären Drahtesel und schlägt ihren Kopf schwer an. Als sie sich vom Schock erholt, sieht sie sich selbst in einem völlig neuen Licht. Alle andern sehen noch immer Renee, aber sie sieht sich als heisses Supermodel. Das verleiht ihr enormes Selbstvertrauen, dank welchem sie ihre Traumkarriere verfolgt und sich einen süssen Boyfriend angelt. Nur, der Traum ist nicht von Dauer.

Diese Geschichte, irgendwo zwischen Cinderella und Freaky Friday angesiedelt, basiert auf dem Wahn vieler Frauen, ein schier unerreichbares Schönheitsideal anzustreben. Während unsere Mütter noch vom Prince Charming geträumt haben, sind Frauen von heute finanziell unabhängig. Aber die Werbung, Mode, Film und Fernsehen suggerieren, dass das nicht genug sei. Deshalb spritzen sie ihre Lippen auf, senden Stromstösse in ihre Haarwurzeln und erlauben sich nur am Geburtstag einige Kohlenhydrate. Die meisten Frauen kennen das Gefühl, nicht dünn, schön oder gut genug zu sein.

I Feel Pretty hat eine positive, wenn auch etwas simple Message. Schönheit kommt von Innen. Klar, wer kennt sie nicht, diese Tage, an denen unsere Haare früh morgens wundersam sitzen, die Jeans etwas weniger kneifen als sonst und wir mit einem Lächeln auf den Lippen das Haus verlassen. Nur, schon bevor wir im Büro ankommen, holt uns jeweils die Realität ein, die viel komplexer ist als dieser Amy Schumer Film.

Der Film ist wie die Bodywash-Werbung, die uns ein gutes Körpergefühl suggerieren will, oder das verstaubte Selbsthilfebuch, das wir nie gelesen haben, oder das Poster mit dem Kätzchen, das von einem Ast hängt und worauf steht, „Hang in there“. I Feel Pretty ist moralinsauer, schnulzig und veraltet. Geschrieben und inszeniert von Abby Kohn und Mark Silverstein (How To Be Single, Valentine´s Day) kann dieser Film Schumers Erstling Trainwreck nie und nimmer das Wasser reichen. Auch in ihrer TV-Show «Inside Amy Schumer» hat die Komikerin viel bissigere Sketche wie «The Last Fuckable Day» oder «12 Angry Men» geschrieben, die dieses Thema mit einer aktuelleren Sensibilität abhandeln. Beide Sketche sind übrigens auf Youtube zu finden.

Nicht alles an I Feel Pretty ist mies. Schumers Talent als Komikerin kann auch von diesem Waschlappen eines Films nicht unterdrückt werden, und Newcomer Rory Scovel, der Renees Problemhaufen von einem Boyfried spielt, ist eine Trouvaille. Aber der Film, der uns Frauen Selbstbewusstsein und ein gutes Gefühl geben will, entlässt uns mit einer starken Rede, in der Renee darüber spricht, wie wichtig es ist, dass Frauen sich in ihrer Haut wohl fühlen. Nur, die Rede dient dazu, anderen Frauen Kosmetik zu verkaufen. Soviel zum Thema, Schönheit kommt von Innen!

09.05.2018

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Kommentare

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claudia_

vor 5 Jahren

Wahnsinnig schlechter Film. Ich dachte es wäre mehr anti bodyshaming. Nur leider zeigt dieser Film auf, dass man als molligere Person nichts wert ist und lieber wer Anderes sein sollte und als dünne Person dafür dumm ist.


lala_nrj

vor 5 Jahren

lustig aber gegen Schluss ein bisschen kitschig


nick74

vor 5 Jahren

Schade, habe mir mehr erwartet.


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