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Fair Traders Schweiz 2018 – 89min.

Filmkritik

Es geht auch anders

Rolf Breiner
Filmkritik: Rolf Breiner

Es müssen nicht immer genormte Massenprodukte sein, unter fragwürdigen Bedingungen hergestellt und vermarktet. Dokumentarfilmer Nino Jacusso hat sich an die Fersen von drei Produzenten geheftet, die alternative Wege suchten und fanden – von der Baumwoll-Produktion bis zum Bio-Laden. Ein spannendes, nachhaltiges Dokument.

Food ist nicht gleich Food. Konsumenten und Konsumentinnen sind aufmerksamer und kritischer geworden. Auch Lebensmittel-Grossverteiler kommen nicht mehr ohne «Bio-Ecke» aus. Filmemacher Nino Jacusso (63), in Solothurn heimisch geworden, nahm es wunder, wer dahintersteckt, wer biologische Alternativen gesucht und gefunden hat, wie man damit überleben kann. Er fand drei markante Persönlichkeiten, die sich radikal neu orientierten und reüssierten.

Als Textilingenieur und ehemaliger Garnhändler kennt er sich auf dem Weltmarkt aus. Der Schweizer Patrick Hohmann (68) gründete 1983 die Remei AG, die Baumwolle für den Weltmarkt aufkaufte. Als er feststellen musste, dass die Produzenten ihre Verdienste massenhaft in Pestizide investieren mussten, lancierte er den Anbau von Biobaumwolle in Indien und Tansania. Als Coop einstieg, wurde die Initiative ein Erfolg. Rund 6000 Vertragsbauern sind hier involviert und konnten einen besseren Lebensstandard und höhere soziale Sicherheit erreichen. Das Qualitätslabel bioReº garantiert biologischen Anbau, ökologische, umweltbewusste Produktion und faire Preise.

Sie begann als Werbefachfrau und wurde zur Textilunternehmerin und Trägerin des Bundesverdienstkreuzes 2015. Die Augsburgerin Sina Trinkwalder (41) wurde als sozial engagierte Unternehmerin bekannt. Vor 19 Jahren gründete sie die Textilfirma «manomama», in der sie auf dem Markt benachteiligte Menschen beschäftigte, 2017 das soziale Unternehmen BRICHBAG, in dem aus Restmaterialien Rucksäcke für Obdachlose hergestellt und verschenkt werden. Die Unternehmerin und Buchautorin («Wunder muss man selber machen», 2013; «Im nächsten Leben ist es zu spät», 2017) hat mit ihren rezyklierten Produkten neue Absatzmärkte eröffnet und erobert.

Bioläden sind nicht mehr selten auf dem Lande. Die ehemalige Kindergärtnerin Claudia Zimmermann verwirklichte zusammen mit ihrem Partner Matthias einen Lebenstraum. Sie übernahmen den elterlichen Bauernhof, eröffneten 2016 einen Dorfladen in Küttighofen, SO, und stellten peu-à-peu auf Bio um. Ihr Biohof hält Rinder und Schweine, sie bauen Getreide (Dinkel, Hafer, Weizen), Gemüse und Kartoffeln an. Sie haben sich durchgebissen, auch wenn es ein hartes Bio-Brot ist.

Drei Beispiele, drei Unternehmungen, die Mut machen. Nino Jacusso hat diese Initianten alternativer Produktionen begleitet – von Solothurn bis Augsburg, Afrika und Indien. Kein Lehrfilm, sondern ein spannendes Dokument darüber, dass Utopien wirklich werden und einiges verändern können, im Kleinen, im Partiellen – vielleicht dann aber auch im Grösseren, Globalen.

26.03.2024

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