Early Man - Steinzeit bereit Frankreich, Grossbritannien 2018 – 100min.

Filmkritik

Die Kicker aus der Steinzeit

Rolf Breiner
Filmkritik: Rolf Breiner

Wie kam der Ball zu den Menschen oder umgekehrt? Die Aardman Studios (Wallace & Gromit) haben sich so ihre Gedanken gemacht und schildern in einer Stop-Motion-Produktion, wie in der Steinzeit ein Asteroid eine Handvoll Erdbewohner zum Fussballspiel animierte. Eine putzige, höchst amüsante und abenteuerliche Kick-and-run-Animation.

England, so sagt man, sei das Mutterland des Fussballs. Also, sagten sich die Macher der britischen Aardman Studios (Wallace & Gromit, Shaun the Sheep), zeigen wir's den Leuten auch. Es begab sich zu einer Zeit, als die Erdbewohner mit Knüppeln aufeinander losgingen und in Höhlen hausten, dass ein Asteroid einschlug – in der Nähe des heutigen Manchester (man denke an ManU oder Manchester City.) Wie Menschen nun einmal sind, notabene auch in der Steinzeit, siegte die Neugierde über Angst: Die glühende Kugel hatte es den Höhlenbewohnern angetan. Das kugelige Etwas wurde wie eine heisse Kartoffel von Mann zu Mann gespickt, geworfen, getreten.

Der Vorfall geriet in Vergessenheit, nur Zeichnungen an Felswänden erinnerten an diese Begebenheit, an die Geburtsstunde des Fussballs! Jahrhunderte später wurden die Bewohner jenes friedlichen (Krater-)Tals damit konfrontiert, dass ein «zivilisierter» Stamm ihre Heimat okkupieren will, um die Bodenschätze – unter anderem Bronze – auszubeuten. Der drollige Dug macht sich schlau und erkennt, dass die «Zivilisierten» das Spiel, das er nur von den Höhlenzeichnungen kennt, verfeinert und zum Sport gemacht haben. Er geht eine Wette ein und schart seine Kumpels um sich: Mithilfe des Bronze-Mädchens Goona macht er sich fussballfit, um gegen die Profitruppe des hochnäsigen Lord Nooth, dem Anführer der potenziellen Bronze-Ausbeuter, anzutreten. Wenn die Kicker um Dug gewinnen, können sie ihr Tal behalten… Es kommt zum grossen Showdown, dem auch eine gewisse Queen beiwohnt.

Die knubbeligen Figuren mit den Kulleraugen sind uns nicht fremd, siehe Shaun the Sheep. Regisseur Nick Park und seine Aardman-Animationstruppe haben sie in die Steinzeit an der Schwelle zu Bronzezeit versetzt. Insgesamt 723 Knetfiguren, darunter allein 18 Dug-Exemplare, wurden geschaffen und aktiviert, das heisst Zentimeter um Zentimeter bewegt und gefilmt. Eine Mammutarbeit. Es hat sich gelohnt. Das witzige Abenteuer um die spätere Lederkugel, die heute Millionen bewegt – an Zuschauern und Geldern – amüsiert weit über den Kreis von Fussballfans hinaus. Dabei wird nicht nur selbstherrlichen Ausbeutern und arroganten Profikickern ans Schienenbein gekickt, auch der kecken Weiblichkeit in Gestalt der rebellischen Goona wird Tribut gezollt. Wieder einmal treten Underdogs gegen protzige Goliaths an. Man mag der Geschichte von Mark Burton und Nick Park Schlichtheit vorwerfen, und doch unterhält sie Kinder wie Erwachsene.

19.02.2024

4

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Kommentare

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oscon

vor 5 Jahren

Aardman kanns zwar immer noch, aber die Geschichte ist (mit Verlaub) lustig, aber "hanebüchen".
Da werden die verschiedenen Jahrhunderte wild durcheinander gemixt! Das kann Aardman eigentlioch viel besser!
Was bleibt ist ein (toller) animierter Fussball-Film mit der bekannten Stilsicherheit von Nick Park in Szene gesetzt!Mehr anzeigen


chong_wang

vor 6 Jahren

Sehr witziger und aufwendig gemachter Stop and Go-Motion Film. Die Leute die sich
(und nicht nur hier) die Filme anschauen ,snd sich oft nicht bewusst , um wie viel Aufwand und viel Liebe zum Detail bei der Enstehung solcher herrlicher Kunstprodukte betrieben wird.
Nicht wenige Menschen sind übersättigt und würdigen die Arbeit/Ideen dahinter oft zuwenig. Nach über 50-Jahren eifrigen Filmesehens sehr verschiedenster Couleur weiss ich ,wovon ich rede und kann mich immer noch jedesmal wie ein Kind überraschen lassen und daran erfreuen.Mehr anzeigen


thejuege

vor 6 Jahren

Auch für Erwachsene eine gute Laune Medizin!


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