Der Vorname Deutschland 2018 – 91min.

Filmkritik

Nomen est Omen

Irina Blum
Filmkritik: Irina Blum

Ein Vorname, der die Gemüter spaltet: Das war schon im erfolgreichen Pariser Theaterstück als auch in der gleichnamigen französischen Hit-Verfilmung die Erfolgsformel. Nun probiert sich Sönke Wortmann rund 6 Jahre später an einer deutschen Version der Kammerspiel-Komödie Der Vorname.

Nichts und niemand hätte Stephan (Christoph Maria Herbst) und seine Frau Elisabeth (Caroline Peters) auf den Abend vorbereiten können, an dem sie zum Dinner in ihrem Haus in Bonn geladen haben. Denn als Elisabeths Bruder Thomas (Florian David Fitz) während dem Warten auf seine schwangere Freundin Anna (Janina Uhse) dem Gastgeberpaar sowie dem ebenfalls anwesenden Familienfreund René (Justus von Dohnányi) den Namen seines ungeborenen Sohnes verrät, gerät alles ausser Kontrolle: Adolf ist dann halt doch nicht ein wirklich alltäglicher Babyname. Es entsteht eine bissige Diskussion über unpassende Vornamen, gute Erziehung und die richtige Art zu leben – bis die illustre Gesellschaft irgendwann bei Jugendsünden und den grössten Geheimnissen der Anwesenden landet, und die Situation ein für alle Mal aus dem Ruder zu laufen droht.

Dass Kammerspiele, also Filme, die praktisch nur in einem Raum spielen, ganz und gar nicht langweilig sein müssen, haben schon Roman Polanskis Der Gott des Gemetzels oder Sally Potters The Party bewiesen. Der Unterhaltungswert eines solchen Aufzugs steht und fällt aber einerseits mit den Dialogen, andererseits mit der Besetzung. Und Der Vorname, das Remake der gleichnamigen französischen Erfolgskomödie, hat bei beidem ein glückliches Händchen bewiesen: Zum einen hat Drehbuchautor Claudius Pläging das vorliegende Skript so abgewandelt, dass genügend deutsche Marotten und Eigenheiten miteinfliessen, um sich vom französischen Original auch bezüglich des Humors dezent zu unterscheiden. Andererseits stachelt sich der Cast merklich gegenseitig zu Höchstleistungen auf – zum Beispiel eine Caroline Peters, die sich als Ehefrau und Schwester zwischen den Fronten um Harmonie bemüht und sich deshalb zuerst gekonnt zurücknimmt, gegen Ende des Films dann aber einen treffenden Monolog der Spitzenklasse abliefert.

Während rund 90 Minuten bieten sich die Figuren bitterböse und zuweilen politisch unkorrekt gegenseitig Parole, werden laut, es fliegen die Fetzen. Der titelgebende Vorname ist dabei bloss der Auslöser: Bald schon kommen weitaus kontroversere Tatsachen zu Tage, was aber immer mit einem humorvollen Unterton an den Zuschauer herangetragen wird. Im Gegensatz zum französischen Vorbild kommt das Komödiantische zwar ebenfalls sehr zynisch, jedoch weniger scharfzüngig daher, weshalb man besonders gegen das letzte Drittel einen leichten Durchhänger verspüren kann. Nichtsdestotrotz ist die deutsche Komödie aber ein gelungenes Remake, das mit cleveren Dialogen, ausgezeichneten Schauspielern sowie einer grossen Portion Sarkasmus und Humor zu unterhalten weiss – und an dem dank deutschen Feinheiten vielleicht sogar Fans des französischen Originals ihre Freude finden können.

21.02.2024

3.5

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Kommentare

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Mazz01

vor 5 Jahren

Meines Erachtens ist dieser Film die Komödie des Jahres. Neben den hitzigen und markanten Dialogen lebt er von subtilen Elementen, z.B. der Mantel an der Garderobe, der nicht hängen bleibt, eine klemmende Türe, Weingläser, die umgeleert werden, etc. Meines Erachtens ist dieser Film besser als sein französisches Original.Mehr anzeigen


maennele

vor 5 Jahren

Sehr lustig mit intelligenten Wortspielen. Etwas für diejenigen, die auch intelligenten und sarkastischen Humor verstehen...


nick74

vor 5 Jahren

Leider nein, das französische Original ist viel besser. Die Bissigkeit fehlt, auch die Emotionen wirken gekünstelt, keiner kommt wirklich aus sich raus, da fehlt der Pepp.


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