CH.FILM

Der Büezer Schweiz 2019 – 83min.

Filmkritik

Zartbeseelt auf Frauensuche

Irene Genhart
Filmkritik: Irene Genhart

Hans Kaufmanns cooler kleiner Erstlingsfilm erzählt in Zürichs Arbeiter- und Rotlichtmilieu verortet von den Beziehungsnöten eines jungen Mannes.

Patrick Signer, oder eben „Sigi“, ist das Gegenteil dessen, was man sich landläufig unter einem „Büezer“ vorstellt. Von Körperbau schmächtig, ist der junge Sanitärtechniker introvertiert und schüchtern; der Tod seiner Eltern vor einigen Monaten hat ihn zusätzlich aus dem Tritt gebracht. So steht er denn stumm daneben, wenn die Kollegen auf dem Bau am Montag laut mit Sexabenteuern protzen. Und selbst wenn ihm ein Kumpel eine Dating-App aufs Handy lädt, mag es mit Sigi und den Frauen nicht klappen: Welches schicke Zürcher-Chick will sich schon mit einem einfachen „Büezer“ einlassen? Sigi bläst den Blues.

Doch dann läuft Sigi Hannah über den Weg. Sie ist anders. Hat ein offenes Lächeln, spricht ihn an, drückt ihm einen Flyer in die Hand, lädt ihn ein zu einer Party. Sigi ist happy. Und fällt aus allen Wolken, als sich besagte Party wenige Tage später als Wochentreffen einer Freikirche herausstellt. Doch es gibt Musik. Die Leute sind nett. Hannah lächelt noch immer und lädt Sigi ein zum Treffen im kleineren Kreis. Das ist zwar kein Date. Aber Sigi kann verstehen, dass Hannah das Kennenlernen bedächtig angehen will.

Die Kollegen jedoch rechnen ihm vor, wie schnell solches Näherkommen gehen soll, und dass ein Mann, um auf seine Rechnung zu kommen, auch mal was springen lassen muss. Weil Sigi nicht nochmals in die Büezer-Falle trampen will, erzählt er Hanna, er sei als Werber tätig und lässt sich von einem Kollegen Schwarzarbeit vermitteln. Dabei lernt er den leutseligen Walter kennen, der im Rotlichtquartier einige Häuser besitzt. Walter bittet Sigi so genau nicht hinzuschauen, was in einer Wohnung geschehe, derweil er etwas repariere. Doch einfach wegschauen kann Sigi nicht…

Hans Kaufmann hat einen Erstling mit kleinem Budget in Zürichs ehemaligen Arbeiterquartier „Chreis Cheib“ realisiert und dessen spezielle Stimmung zwischen hippem Trendquartier, hipper Ausgehmeile und Rotlichtbezirk authentisch eingefangen. Er beweist viel Gefühl für die (seelische) Not seines für einen Schweizer Film ungewöhnlichen und von Joel Basman intensiv gespielten Protagonisten und hat dessen Milieu sorgfältig ausgelotet; Pascal Walder hat um dieses einzufangen immer auch wieder ungewohnte Blickwinkel gefunden. Obwohl die Story bisweilen stolpert, inhaltlich überbordet und der Film gegen Ende unnötig eilig und damit ein bisschen schluderig wird, ist Der Büezer ein erfrischend cooler kleiner Schweizer Film.

06.09.2019

3.5

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Kommentare

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maport

vor 2 Jahren

Leider eine ziemliche Enttäuschung. Sprunghaft und unausgegoren. 2 Sterne für stellenweise gutes Spielen und Authentizität Chreis Chäib.


Smaragd77

vor 2 Jahren

Ein weiterer mehr als mittelmässiger CH Film. Fake Sprache, undifferenzierte Darstellung einer Freikirche und am Schluss die scheinbare Zufriedenheit des Büetzers über seinen Mord. Völlig unrealistisch ....


Patrick

vor 2 Jahren

Die Story wird etwas zu gemächlich erzählt aber das ist ja normal für Arthouse Filme.Der Darsteller~Cast spielt sehr realistisch und das Milieu von der Landstrasse und dem Arbeits Klima sowie der Frei Kirche wird gekonnt in Szene gesetzt.Fazit: ich gebe dem Büezer 3.1/2 Sterne von 5.

Zuletzt geändert vor 2 Jahren


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