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Wonderful Losers Belgien, Italien, Lettland, Litauen, Schweiz 2017 – 71min.

Filmkritik

Die Märtyrer des Radsports

Julian Gerber
Filmkritik: Julian Gerber

Die grossen Rundfahrten werden von grossen Fahrern gewonnen. Abseits des Rampenlichts sind es die sogenannten Domestiks, die als Wasserträger und Helfer ihren persönlichen Erfolg dem Team unterordnen. Regisseur Arunas Matelis widmet sich in seinem Dokumentarfilm Wonderful Losers diesen Schwerstarbeitern, die ihm Jubel und Trubel des Radsports oftmals vergessen gehen.

Wenn sich die Topfahrer in epischen Duellen an der Spitze des Feldes messen, verrichten die Domestiks ihre Arbeit abseits der Kameras. Sie sind die ewigen Helfer, deren einzige Aufgabe darin besteht, sich für ihren Teamkapitän aufzuopfern, auch wenn dies oft mit Schmerz verbunden ist. Ihr Ego müssen sie dabei hinten anstellen. Für seinen Dokumentarfilm Wonderful Losers hat der litauische Filmemacher Arunas Matelis während 7 Jahren Domestiks am Giro d’Italia begleitet – einem der bedeutendsten Radrennen der Welt.

Direkt aus dem Mannschaftswagen, hautnah mit dabei, berichtet die Dokumentation von den kleinen Dramen, die sich während eines solchen Rennens abspielen. Stürze und Verletzungen sind an der Tagesordnung, doch solange noch irgendwie weitergefahren werden kann, ist aufgeben keine Option. Wonderful Losers lässt einen die Hektik des Rennalltags förmlich spüren: Die Kamera ist ganz nah am Geschehen dran und liefert in der Hitze des Gefechts auch teils verwackelte Bilder, was das immersive Erlebnis verstärkt.

In ruhigeren Momenten kommen die Gregarios, wie sie in Italien genannt werden, selbst zu Wort. Sie erzählen von ihrer grenzenlosen Leidenschaft zum Radsport, und dass es dabei nicht nur ums Gewinnen geht – eine fast schon demütige Haltung, die in der heutigen Sportwelt voller Glamour selten geworden ist. Wonderful Losers geht dahin, wo es wehtut, und schenkt denen Beachtung, die normalerweise im Hintergrund, ohne zu jammern, ihre Arbeit verrichten. Da die Dokumentation jedoch grösstenteils aus der Beobachterperspektive gedreht ist und auch ein Off-Kommentar fehlt, werden kaum Informationen vermittelt, weshalb es den Radsport unerprobten Zuschauern schwer fallen dürfte, die Aufgabe eines Domestiks richtig einzuschätzen.

14.05.2019

3.5

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