Verpiss dich, Schneewittchen Deutschland 2017 – 88min.

Filmkritik

Er hat echt die Haare schön

Peter Osteried
Filmkritik: Peter Osteried

„Wenn schon peinlich, dann richtig“, sagt Josefine Preuss‘ Figur in Verpiss dich, Schneewittchen – einer Komödie, die diesen Satz zum Motto erklärt, das aber so sympathisch macht, dass man den schrillen Klamauk nicht nur vergibt, sondern sich tatsächlich ganz gut amüsiert.

Sammy arbeitet im Hamam seines Bruders, möchte aber eigentlich Rockstar werden. Seine Chance kommt, als ein Casting ausgerufen wird. Einziges Problem: Es werden Bands, keine Solo-Künstler gesucht. Also spannt er flugs seine Schwester ein und rekrutiert zusätzlich zwei sehr ungewöhnliche Männer für seine Band, um so seinem lang gehegten Traum folgen zu können. Das ist aber leichter gesagt als getan, denn die Veranstalterin der Casting-Show kann mit Hamam Hardrock, wie sich die Band nennt, gar nichts anfangen und gibt lieber einer Nazi-Band den Vorzug.

Verpiss dich, Schneewittchen droht immer wieder, zur Bülent-Ceylan-Show zu werden, aber die übrigen Figuren sind skurril genug gezeichnet, dass in der Nummernrevue für mehr als einen Star Platz ist. Die Grundidee des Films spielt dabei mit den Casting-Auswüchsen, die man seit Jahren im Fernsehen begutachten kann, vor allem aber gibt es einige ausgesprochen schräge Einfälle. So etwa, dass eines der Bandmitglieder als Trommel dient, auf der ein anderes Mitglied, der in die Jahre gekommene Wolle, im Takt klatscht. Das ist irre und wird so auch auf der Bühne präsentiert, aber jeder tut so, als wäre es das Normalste der Welt. Entsprechend existiert Verpiss dich, Schneewittchen auch in einer absoluten Traumwelt, in der alles möglich ist.

Altnazis können gut werden, Jungnazis wird kräftig eingeschenkt, und eine Schildkröte tritt der Hauptfigur immer dann mit kernigen Sprüchen in den Hintern, wenn wieder mal ans Aufgeben gedacht wird. Das ist alles andere als in sich stimmig, aber irgendwie schafft es dieser Film dann doch, das alles irgendwie unter einen Hut zu packen, sodass zwar nicht ein homogenes, aber ein unterhaltsames Ganzes herauskommt. Das mag zum Teil auch an der Spielfreude der Schauspieler liegen, wobei Josefine Preuss hier ganz vorne zu nennen ist. Man merkt, dass bisweilen auch improvisiert wurde, aber davon profitiert der Film.

Er nimmt sich selbst nicht ernst, und den Rockstar-in-spe auch nicht, denn der auf der Bühne zum Besten gegebene Song, der zugleich auch Filmtitel ist, geht zwar ins Ohr, kann aber kaum als klassischer Rock bezeichnet werden. Man schlägt bei diesem Film einfach über die Strenge – das aber mit Esprit und Chuzpe. Am Ende wird das belohnt: Mit einem Film, der im Grunde höchstpeinlich sein sollte, aber allem Klamauk und jeder noch so dummen Idee zum Trotz Spass macht.

10.04.2024

3

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Kommentare

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Patrick

vor 6 Jahren

Nette Unterhaltung mit coolem Filmschnitt&Soundtrack sowie eine Süsse Rocklady gespielt von Josefine Preuss.Kida Ramadan spielt in diesem Film eine Nebenrolle als Momo bekannt ist er von der Serie 4.Blocks und dem Film:Nur Gott kann Mich Richten.Ich gebe der Band sorry dem Film 3.1/2 Sterne von 5.Mehr anzeigen


dulik

vor 6 Jahren

Schlechter Film, bei dem man einfach merkt, dass in allen Bereichen keine Profis am Werk waren. Sowohl das Schauspiel, wie auch die Entwicklung der sehr oberflächlich und übertrieben dargestellten Figuren sind auf einem sehr tiefen Niveau. Die Handlung ist sehr vorhersehbar und immer wieder hat man das Gefühl, als ob man nicht so recht wusste, wie man die dünne Geschichte auf 90 Minuten hinausdehnen konnte. Ein paar wenige Schmunzler und einige interessante Gastauftritte sind der einzige Lichtblick dieser Komödie.
3.5/10Mehr anzeigen


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