The Rider USA 2017 – 104min.

Filmkritik

Schmerzhafter Neuanfang

Christopher  Diekhaus
Filmkritik: Christopher Diekhaus

In ihrem unaufgeregt erzählten und eindrucksvoll fotografierten Westerndrama aus dem Herzen der USA beschreibt die in China geborene Regisseurin und Drehbuchautorin Chloé Zhao, was es heisst, seine Bestimmung zu verlieren und sich ins Leben zurückkämpfen zu müssen.

Nach einem Unfall in der Arena trägt der aufstrebende Rodeo-Reiter Brady Blackburn (Brady Jandreau) schwere Kopfverletzungen davon und erhält den eindringlichen ärztlichen Rat, seine Karriere zu beenden. Angeschlagen und zermürbt, sucht der junge Mann nach einer neuen Perspektive, kann sich aber nicht von dem Wunsch freimachen, wieder in den Sattel zurückzukehren. Sehr zum Missfallen seines bärbeissigen Vaters Wayne (Bradys realer Vater Tim Jandreau), der keine Gelegenheit auslässt, um die Comeback-Pläne seines Sohnes zu kritisieren.

In ihrem Spielfilmdebüt Songs My Brothers Taught Me tauchte Zhao in den Alltag eines Ureinwohnerreservates in South Dakota ein und arbeitete dabei vorwiegend mit Laiendarstellern, die vor der Kamera mitunter eigene Erfahrungen nachspielten. Dasselbe Prinzip gilt auch für ihr neues Werk The Rider. Haupthandlungsort ist einmal mehr die Pine Ridge Reservation. Und abermals umgibt sich die Regisseurin mit einem weitgehend filmunerfahrenen Ensemble, dessen Erlebnisse zum Teil in die Handlung einfliessen.

Statt das Schicksal ihrer Hauptfigur melodramatisch auszuschlachten, beobachtet Zhao Bradys Versuche, nach dem folgenreichen Unfall wieder Fuss zu fassen, auf beinahe dokumentarische Weise. Langeweile kommt trotz des bedächtigen Erzählrhythmus zu keinem Zeitpunkt auf, da der Film den Zuschauer in einen spannenden, auf der Leinwand selten derart authentisch eingefangenen Mikrokosmos entführt. Die staubig-raue Welt des Rodeo-Reitens ist geprägt von archaischen Männlichkeits- und Heldenvorstellungen, mit denen sich der Protagonist ständig konfrontiert sieht, was die Suche nach einem neuen Weg nicht gerade erleichtert.

Brady lebt in einem Umfeld, in dem den Menschen nichts geschenkt wird, in dem es häufig darauf ankommt, Härte zu zeigen. Und doch findet das zuweilen mit poetisch schönen Landschaftsaufnahmen garnierte Drama immer wieder Zeit für erstaunlich berührende, um nicht zu sagen zärtliche Momente, die dem Geschehen eine enorme emotionale Tiefe geben. Erwähnenswert sind in diesem Zusammenhang nicht nur die Szenen zwischen Brady und seiner autistischen Schwester Lilly (Bradys reale Schwester Lilly Jandreau), sondern auch die Besuche bei seinem schwerbehinderten Kumpel Lane (Lane Scott, ein nach einem Autounfall gelähmter Ex-Rodeo-Reiter), der in einem Pflegeheim wohnt.

29.06.2018

4

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Kommentare

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oscon

vor 5 Jahren

Halbdokumentarischer trister Blick hinter die Kulissen des harten Lebens eines Rodeoreiters im Indianer-Reservat in South Dakota, der sich nach einem fast tödlichen Unfall versucht, seinen Platz im Leben wieder zu finden. Bitter !


julianne

vor 5 Jahren

4 Sterne auch wieder nicht zu verstehen mehr Drama geht nicht gestern gesehen sensationelles Drama ! Mit Hammer Hauptdarsteller und traumhaften Aufnahmen das Leben kann sehr hart sein ! Bester Film seit den oscars ! Level Dunkirk und Call me by your Name !!


as1960

vor 5 Jahren

Ein schwer verunfalter Rodeoreiter versucht in "The Rider" sich wieder im Leben zurechtzufinden. In seinem sehr männlichen Mikrokosmos sind die Alternativen aber rar. Dies wird sehr authentisch gezeigt und hat schon fast den Charakter eines Dokumentarfilms. Hat mich aber gerade auch deshalb kalt gelassen. Kann mich den allgemeinen Lobeshymnen nicht anschliessen.Mehr anzeigen

Zuletzt geändert vor 5 Jahren


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