CH.FILM

Strangers Schweiz 2017 – 83min.

Filmkritik

Katz-und-Maus-Spiel in Zürich

Rolf Breiner
Filmkritik: Rolf Breiner

Ein Mann und zwei Frauen – aus solcher Konstellation haben sich so manche Dramen entwickelt. Der Zürcher Autor und Filmer Lorenz Suter schickt seinen Antihelden Tamás auf eine mysteriöse Reise zwischen Sehnsüchten, Verlangen und Begehren – und hat mit seinem ersten Langspielfilm gleich einen Pflock eingeschlagen – im Stile des Film Noir.

Anfang oder Ende? Der scheue Tamás wird verhört. Eine Frau ist verschwunden, und der junge Mann hat ihr offenbar aufgelauert, hat sie verfolgt – oder umgekehrt? Verwirrend und verzwickt. Tamás (Nicolas Batthyany) hatte bislang ein unscheinbares Leben geführt und sich als Ghostwriter für Studentinnen über Wasser gehalten. Er pflegte eine amouröse Beziehung zur Assistenzärztin Norika (Jeanne Devos). Ein normales Verhältnis eben, könnte man meinen, bis Norikas Schwester Annika (Marina Guerrini) ins Spiel kommt. Die reizt nämlich der Lover ihrer Schwester, sie macht ihm Offerten. Tamás ist schwach, scheint es, und aus der Zweierkiste wird ein Dreiecksverhältnis. Er sitzt in der Patsche, als Annika ihn anklagt. Eine Verwechslung, eine fatale Verführung, ein Eifersuchtsdrama? Zuschauer wie auch der Antiheld werden in ein Katz-und-Maus-Spiel verstrickt, das sich am Ende scheinbar auflöst.

Es sind denn auch diese zwei Komponenten, welche den Psycho- und Liebesthriller Strangers prägen: das Vexierspiel von Gefühlen, von Sein und Schein und die düster-melancholische Stimmung im Stile eines Film Noir. Autor Lorenz Suter (Kurzfilm «Der ewige Tourist») versteht seinen Film, der übrigens nichts gemein hat mit dem gleichnamigen Horrorthriller aus dem Jahr 2008, als Hommage an den Film Noir. Kein Gangster- oder Detektivfilm im engsten Sinn, sondern ein fast nächtlicher Streifzug, eine Suche nach einer Wahrheit (oder mehreren). Das Zürcher Strangers-Werk ist zumindest atmosphärisch mit dem Film noir à la Double Indemnity (1944) oder Kiss Me Deadly (1955) verwandt. Eine bemerkenswerte Ensembleleistung allemal, wenn man weiss, dass diese unabhängige Low-Budget-Produktion sich über drei Jahre hinzog – ohne klassisches Drehbuch, sturen Fahrplan und vorgezeichnete Dramaturgie. Ein Wagnis mit Wirkung: Reiz und Herausforderung auch für die Schauspieler, dem Zürcher Nicolas Batthyany, in Wien und Salzburg aufgewachsen, der Zürcherin Marina Guerrini (Little Girl Blue, Der Frosch) und Jeanne Devos aus Appenzell (Alles eis Ding). Respekt!

26.03.2024

4

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Kommentare

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suub

vor 6 Jahren

Prämisse wär ja schön, aber der Film funktioniert nicht, leider haben mich auch die Darsteller nicht überzeugt. Stimmung\Atmosphäre ist noch gelungen.


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