Django Frankreich 2017 – 117min.

Filmkritik

Die dunklen Saiten des Lebens

Cornelis Hähnel
Filmkritik: Cornelis Hähnel

Es geht wieder los: Berlin ist wieder zehn Tage lang der cineastische Mittelpunkt der Welt, denn die Berlinale hat erneut den roten Teppich ausgerollt. 18 Filme gehen im Wettbewerb ins Bärenrennen, Jurypräsident Paul Verhoeven (Elle) hat mit seinen Mitjuroren also die Qual der Wahl. Und weil die Berlinale sich stets als politisches Festival präsentiert, ist es nur naheliegend, die Eröffnung mit Musik und Politik zu feiern.

Frankreich 1943, zur Zeit der deutschen Besatzung. Der Gitarrist und Komponist Django Reinhardt (Reda Kateb) wird für seine virtuosen Swing- und Jazzkonzerte verehrt. Doch nicht nur ganz Paris liegt ihm zu Füßen – auch die Nazis wollen etwas von seinem Ruhm. Das musikalische Genie soll auf Tournee nach Deutschland gehen, natürlich mit gemäßigtem Programm, das der Ästhetik der Nationalsozialisten entspricht. Für Reinhardt, der selbst Sinti ist, wäre das eine Chance, sich in Sicherheit zu wiegen, doch er weigert sich, mit den Faschisten zu kooperieren. Gemeinsam mit seiner Frau und seiner Mutter taucht er in einem Dorf in der Nähe der Schweizer Grenze unter. Aber schon bald sind ihm die Nazis auf den Fersen und er muss abwiegen, ob er weiterhin Widerstand leisten kann oder sich dem Druck beugen muss...

Produzent und Drehbuchautor Etienne Comar (u.a. Von Menschen und Göttern, Mein ein, mein alles) legt mit Django sein Regiedebüt vor. Er erzählt darin nicht die komplette Biografie der Musiklegende, sondern beschränkt sich lediglich auf die letzten Jahre des Krieges. Doch obwohl er den Fokus auf einen konkreten Lebensabschnitt Reinhardts legt, bekommt der Film die Figur nicht wirklich zu greifen.

Zwar vermeidet Comar glücklicherweise jeglichen Kitsch und großen Pathos, zugleich fehlen aber die leisen Momente, in denen man dem Protagonisten wirklich nahekommt. Stattdessen wird er fast durchgehend nur in einer Haltung gezeigt: die des eigensinnigen, aufsässigen Musikgenies. Für alle weiteren Emotionen wird fast nur der recht umfangreiche Figurenkosmos bemüht: die Mutter, die Ehefrau, die Geliebte, die Bandkollegen usw.

Vor allem im Mittelteil des Films stagniert die Handlung und auch die Musik schafft es in diesem Part nicht, über eine gewisse dramaturgische Leere hinwegzutäuschen. Überhaupt ist die Musik leider nicht die Protagonistin, die sie hätte sein können. Zwar ist sie durchweg präsent, aber eben auch nur in einer emotionalen Klangfarbe: der des Widerstandes. Das ist zwar lobenswert, aber etwas differenzierter hätte die emotionale Klaviatur durchaus ausfallen können. Und so blickt Django zwar auf das Leben eines Ausnahmekünstlers, aber einen richtigen Einblick in das Seelenleben erhält man nicht.

15.02.2017

3

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