Die beste aller Welten Österreich 2017 – 103min.

Filmkritik

Märchenhaftes Elend

Christopher  Diekhaus
Filmkritik: Christopher Diekhaus

In Die beste aller Welten rekonstruiert Regisseur und Drehbuchautor Adrian Goiginger seine eigene Kindheit, die nicht zuletzt geprägt war von der Drogensucht seiner Mutter. Das bei der Berlinale 2017 uraufgeführte Drama schildert eine tiefgehende, vertrauensvolle Beziehung und profitiert in besonderem Masse von den starken Darbietungen, die Jeremy Miliker und Verena Altenberger in den Hauptrollen abliefern.

Der siebenjährige Adrian (Jeremy Miliker) ist ein aufgeweckter Junge mit einer großen Fantasie. Ständig denkt er sich Geschichten aus und weiß schon jetzt, dass er später Abenteurer werden möchte. Bestärkt wird er in seiner Neugier und Fabulierlust von seiner Mutter Helga (Verena Altenberger), die ihren Sohn über alles liebt, ihm aber auch Unglaubliches zumutet. Regelmäßig trifft sich die Heroinabhängige in ihrer Wohnung mit ihrem Lebensgefährten Günter (Lukas Miko) und anderen Süchtigen aus der Nachbarschaft, um sich dem Rausch hinzugeben und die Alltagssorgen zu vergessen. Vor dem Mitarbeiter des Jugendamtes (Michael Fuith) kann Helga ihre Probleme gut kaschieren. Nach einem dramatischen Zwischenfall begreift sie allerdings, dass sie endlich clean werden muss, wenn sie Adrian nicht verlieren will.

Dass Goiginger weiß, wovon er hier erzählt, lässt sich schon anhand der differenzierten Beschreibung des von Drogenkonsum und Existenzangst gezeichneten Milieus erkennen. Adrians prekäre Lebensumstände werden nicht beschönigt, aber ebenso wenig übertrieben plakativ ausgestellt. Vielmehr findet der Film einen interessanten Mittelweg zwischen erschütternden Einblicken und einer beinahe märchenhaften Anmutung, die nicht nur dann zum Vorschein kommt, wenn Helga ihrem Sohn die harsche Realität mit einer kindlich-blumigen Sprache erträglicher zu machen versucht. Auch die Ausflüge in Adrians als Schutzwall dienende Fantasiewelt, die das Drama wiederholt bebildert, verleihen dem eigentlich bestürzenden Geschehen eine hoffnungsvolle Note.

Dominiert wird Die beste aller Welten von der Perspektive des Siebenjährigen, weshalb die Kamera konsequent auf seiner Augenhöhe bleibt. Goiginger schickt den Zuschauer durch ein Wechselbad der Gefühle und hat mit Jeremy Miliker und Verena Altenberger zwei Schauspieler an der Hand, die besser nicht harmonieren könnten. Mit großem Feingefühl lassen sie die tiefe Verbundenheit zwischen Mutter und Sohn in vielen eindringlich-authentischen Momenten aufblitzen und entwerfen zwei überdurchschnittlich plastische Figuren, deren schicksalhaften Weg man bis zum Schluss ergriffen mitgeht. Selbst wenn das Drehbuch gegen Ende etwas gehetzter wirkt als zuvor.

29.03.2018

4

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