Alles Geld der Welt USA 2017 – 135min.

Filmkritik

Die Sache mit dem Geld

Irina Blum
Filmkritik: Irina Blum

Die mittellose Gail Getty ist keine wirkliche Getty – nicht, wenn man dies anhand des Vermögens definiert. Umso verzweifelter ist sie deshalb, als ihr Ex-Schwiegervater, seines Zeichens reichster Mann der Welt, das Lösegeld für ihren Sohn ausschlägt. Geld ist weitaus nicht das einzige Problem, mit dem der Film von sich Reden macht.

Wir schreiben den Sommer 1973: In einer lauen, mediterranen Sommernacht wird der 16-jährige John Paul Getty III. (Charlie Plummer) in Rom von der italienischen 'Ndrangheta entführt. Brisant: Er ist der Enkel des reichsten Mannes der Welt, John P. Getty (Christopher Plummer) – seines Zeichens milliardenschwerer Öl-Mogul. Diesem fällt es jedoch nicht im Traum ein, das geforderte Lösegeld von 17 Millionen Dollar – in seiner Welt in etwa einen Monatslohn – zu zahlen: Woher soll er wissen, dass nicht sogar jemand aus der Familie hinter allem steckt? John Pauls Mutter Gail (Michelle Williams) bleibt nichts Anderes übrig, als ihren Sohn mithilfe eines ehemaligen CIA-Vermittlers (Mark Wahlberg) im Alleingang zu befreien. Als nach monatelangem Austausch mit der Kontaktperson bei der 'Ndrangheta (Romain Duris) ein abgeschnittenes Ohr auf dem Tisch der italienischen Polizei landet, ist es an der Zeit, den Ernst der Sache zu erkennen.

Ironie des Ganzen ist der Hintergrund des Films von Ridley Scott: Nachdem John Paul Getty zunächst von Kevin Spacey verkörpert wurde und nach Missbrauchsvorwürfen im Rahmen von kurzfristigen Nachdrehs – rund sechs Wochen vor Kinostart – durch Christopher Plummer ersetzt wurde, machte der Film danach Schlagzeilen mit der ungleichen Bezahlung der Hauptdarsteller: Michelle Williams soll für den Nachdreh ein Wenigfaches ihres Co-Stars Mark Wahlberg verdient haben. Glücklicherweise merkt man dem Drama-Thriller zunächst nichts vom Tumult rundherum an: Christopher Plummer, selbst schon 88 Jahre alt, ist als kühler, unnahbarer, unverschämt reicher Öl-Mogul absolut glaubwürdig und die Szenen mit ihm wirken dann auch nicht wie in Eile gedreht, sondern zählen zu den stärkeren im gesamten Film – belohnt wurde dies mit einer Oscarnomination als bester Nebendarsteller. Auch sticht Michelle Williams als verzweifelte aber willensstarke Frau in einem männerdominierten Umfeld – umgeben von ihrem Ex-Mann, ihrem dominanten Ex-Schwiegervater, einem CIA-Vermittler und dem rein männlich besetzten italienischen Polizeistab – heraus.

Mit Alles Geld der Welt verfilmte Ridley Scott eine wahre Geschichte, die sich in den 70er-Jahren in Italien so oder so ähnlich zugetragen hat. Das Setting ist dann auch treffend umgesetzt und die Geschichte an und für sich faszinierend: Wenn der Grossvater zum Beispiel kaum von den Aktienkursen aufsieht, als er die Neuigkeit der Entführung seines Enkels erfährt, sind die Abgründe des Reichtums klar erkennbar. Als Thriller schöpft der Film sein Potential dann aber nicht gänzlich aus: Zwar gibt es zwischendurch Szenen, die durchaus nervenzerreissend sind – die Spannung wird jedoch oft dadurch zunichte gemacht, dass die Angehörigen alle Zeit der Welt zu haben scheinen und nebst der Befreiung des Sprösslings mit vielerlei Sachen abgelenkt sind. Leider verpasst es der Film dann schlussendlich auf einer Dramaebene auch, aufgeworfene Fragen nach Reichtum, Gier und Erbschaft tiefergehend anzusprechen. Genau das ist es jedoch, was an Alles Geld der Welt wirklich faszinieren könnte: Die Sache mit der unendlichen Menge an Geld. So bleibt der Film ein solider Thriller im authentisch-ästhetischen 70er-Jahre Look und dem bitteren Nachgeschmack einer durchaus passenden Besetzung.

20.02.2024

4

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Kommentare

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elelcoolr

vor 6 Jahren

Schockierend wie Geld, Macht, Geiz und Moral wirken und wie wenig dagegen ein Menschenleben zählt. Die Grundhandlung ist an sich wirklich sehr interessant und die Darsteller faszinieren. Vor allem Michelle Williams und Christopher Plummer liefern eine tolle Vorstellung ab. Die spannendsten Momente sind nicht die der Entführung, sondern jene, wenn die hartnäckige Mutter und der eiskalte Greis aufeinandertreffen. Die Spannungen im Raum sind fühlbar. Obwohl der Ausgang bekannt ist, ist der Thriller spannend bis zum Schluss.Mehr anzeigen


navj

vor 6 Jahren Exzellent

Zu Ridley Scotts neustem Werk „Alles Geld der Welt“ gab es bereits im Vorfeld etlichen Radau. Zunächst wurde der Film bereits mit Kevin Spacey als John Paul Getty abgedreht, es existierte bereits der Trailer mit ihm in der Rolle. Während der MeToo-Kampagne wurden erste Missbrauchsvorwürfe gegen Kevin Spacey bekannt und es war zu jener Zeit nicht klar, ob „Alles Geld der Welt“ überhaupt veröffentlicht werden sollte. Kurzerhand wurde Kevin Spacey aus dem Film geschnitten und die fehlenden Szenen wurden in kostspieliger Rekordzeit mit dem gesamten Cast sowie Christopher Plummer in der Rolle als John Paul Getty nachgedreht. Damit nicht genug, denn Michelle Williams habe für den Nachdreh deutlich weniger Gage erhalten als ihr Kollege Mark Wahlberg. Völlig ungerechtfertigt, denn Michelle Williams ist als Identifikationsfigur für die Zuschauer eine Wucht. Denn genau die spannendsten Szenen sind die, in der ihr Charakter auf den ehemaligen Schwiegervater (Chrsitopher Plummer) trifft. Vor allem, weil in diesen Diskussion immer wieder der wesentliche Aspekt angesprochen wird: Getty ist der reichste Mensch der Welt und er versucht freilich, aus jeder Situation Profit zu schlagen. Das Thriller-Drama „Alles Geld der Welt“ ist ein solider Film über Gier und macht, der etwas zu lang ausgefallen ist und nicht zu Ridley Scotts Meisterwerken gehört.Mehr anzeigen


tuvock

vor 6 Jahren Spoiler

Ich dachte mir, nun 132 Minuten lange, eine wahre Geschichte, gar nicht mal so übel, wieso hat Ridley Scott den Film gedreht? Keine Ahnung, jedenfalls hat er KEVIN Spacey aus dem Film entfernt als er von dessen Missbrauchsfällen gehört hat und ihn durch Christopher Plummer ersetzt, was mich gleich etwas aufhören ließ. Nicht das ich sage ich mag solche anspruchsvollen Filme, aber „The Aviator“ der so ähnlich war, meiner Meinung nach, hat mir gut gefallen und ich dachte, ok der Film über den ersten Dollar Milliardär weltweit, mit einem gigantischen Imperium dessen Sammlungen von Kunstgegenständen das Getty Museum in LA bestritten haben, ja gar nicht mal so übel.

Ich glaube der Film der weltweit nicht mal die Produktionskosten eingespielt hat, 50 Mille oder so hat er eingespielt, wird deswegen nicht erfolgreicher weil er einfach nicht den Nerv der Leute trifft die gerne ins Kino gehen. Der Film ist eher behäbig gedreht worden ist eher ein ruhigerer Film er ist eher langweilig für manche, es fehlt ein bisschen Spannung aber dafür super Darsteller.

Gute Darsteller sollten immer dabei sein:

• Michelle Williams: Gail Harris
• Mark Wahlberg: Fletcher Chase
• Christopher Plummer: Jean Paul Getty
• Charlie Plummer: John Paul Getty III
• Romain Duris: Cinquanta
• Timothy Hutton: Oswald Hinge

Ich finde Plummer macht die Rolle super, sicher hätte man das Scrooge Gehabe schöner und effizienter darstellen können und vielleicht wäre Spacey der bessere Getty ich weiß nicht aber im Großen und Ganzen hat sich der Film schon die eine Oscar Nominierungen verdient. Und 8 weitere Preise die eh egal sind. Allerdings hat Spacey der von Männern mit Vorwürfen der sexuellen Belästigung konfrontiert wurde und sich daraufhin als homosexuell outete, mit seinen 58 Jahren täglich bis zu 5 Stunden in der Schminke sitzen müssen damit er den 80 Jährigen Geizhals spielen konnte.

Warum als Mutter wie ursprünglich nicht Angelina Jolie und Natalie Portman zu sehen waren weiß ich nicht schätze die hatten andere Pläne gehabt. Übrigens Kameramann Dariusz Wolski der damals mit den Piraten der Karibik Filmen für auch Furore hinter der Kamera gesorgt hat, hat in diesem Film auch seine Kameraleistung zu Tage gebracht, ja recht gut, denn die Kamera ist ruhig, hält drauf wo sie soll und weg wo sie nicht soll und ja ich muss sagen die ruhige einfache Drehweise gefällt mir an dem Film, passt irgendwie für so einen ungewöhnlichen Anspruchsvollen Film.

6 Wochen vor Kinostart mußte man den Film mit Space / Plummer nachdrehen, 87 ist der Schauspieler jetzt und immer noch sehr gut und ich glaube das hat dem Film gut getan, Plummer wäre eh die erste Wahl für Scott als Regisseur gewesen.

Premiere war auf dem Festival des American Film Institute (AFI Fest) und der Film hat Recht gut für Filmliebhaber gesorgt. Übrigens wer Geschmack auf die Story bekommen hat, in der Fernsehserie „ Trust (FX)“ gute Chancen sich mehr mit dem Fall zu beschäftigen.

Worum geht es:

Italien, im Sommer 1973: In Rom wird John Paul Getty III, Enkel des US-amerikanischen Milliardärs JEAN PAUL GETTY, entführt. Die Täter arbeiten für die italienische Mafia (’Ndrangheta) und verlangen 17 Mio. US-Dollar Lösegeld für die Freilassung des Jungen. JOHN PAULS aufopferungsvolle Mutter GAIL, mittlerweile geschieden, versucht ihren früheren Schwiegervater davon zu überzeugen, die geforderte Summe zu zahlen. Doch der reiche Öl-Tycoon weigert sich, den Forderungen der Entführer nachzugeben. JEAN PAUL GETTY vermutet zunächst eine vorgetäuschte Entführung, später fürchtet er Nachahmer. Um ihrer Forderung Nachdruck zu verleihen, schneiden die Entführer dem Jungen das rechte Ohr ab und schicken es an eine italienische Zeitung. Während ihr Sohn in Lebensgefahr schwebt, tut sich Gail mit dem von Getty angeheuerten CIA-Vermittler FLETCHER CHASE zusammen, um ihren Sohn zu befreien

Ungewöhnlich Mark Wahlberg in so einer Rolle zu sehen, nun als Transformers Bekämpfer war er mir lieber, aber egal, er ist ein wandlungsfähiger Mann.

Und was ist mit der Wahrheit?:

Am 10. Juli 1973 wurde er als 16-Jähriger auf der Piazza Farnese in Rom von Mitgliedern der ’Ndrangheta entführt. Anschließend erhielt seine Mutter einen Zettel, auf den John Paul Getty III. „Bitte lass sie mich nicht umbringen“ geschrieben hatte. Der Großvater, Jean Paul Getty, weigerte sich zunächst, die anfänglich geforderten 17 Millionen Dollar Lösegeld zu bezahlen, da er eine durch den Enkel inszenierte Entführung vermutete. Später sagte er: „Ich habe 14 Enkel und wenn ich nur einen Penny Lösegeld bezahle, habe ich 14 gekidnappte Enkel.“ Die Entführer schnitten schließlich ihrem Opfer, das sie in einer Kiste gefangen hielten, im Herbst 1973 das rechte Ohr ab und schickten es an die römische Zeitung Il Messagero. Die Entführer drohten damit, J.P.G. III in dieser Art „stückweise“ freizulassen, wenn das Lösegeld nicht bezahlt würde. Nun willigte sein Großvater ein, zumindest 2,89 Millionen Dollar Lösegeld zu bezahlen. Davon lieh er ca. 800.000 USD seinem Sohn, der als Angestellter in der Firma seines Vaters außer seinem Gehalt kein größeres Vermögen hatte, und ließ sie sich von diesem zu 4 % verzinsen. Schließlich wurde das Entführungsopfer von seinen Kidnappern am 15. Dezember 1973 in einem stark abgemagerten Zustand nach über fünf Monaten Gefangenschaft entlang der Autobahn zwischen Rom und Neapel freigelassen. Er litt unter Schmerzen aufgrund der infizierten Wunde, die beim Abschneiden seines Ohres entstanden war. Zwar hatten ihn seine Entführer mit Penicillin behandelt, doch die hohe Dosis löste bei Getty eine Allergie aus. Als er seinen Großvater in dessen Herrenhaus in England anrief, um sich zu bedanken, weigerte sich dieser, den Anruf seines Enkels entgegenzunehmen. Etwa ein Jahr nach seiner Freilassung heiratete J.P.G. III seine deutsche Freundin, die Journalistin Gisela Martine Zacher (geb. Schmidt), die sechs Jahre älter als er war. Aus der Ehe ging der 1975 geborene Sohn Balthazar hervor.

Es ging schlecht weiter: Er litt an paranoiden Verfolgungsängsten und flüchtete sich in den Alkohol- und Drogenkonsum. Im Jahr 1976 starb J. Paul Getty und hinterließ ein geschätztes Gesamtvermögen von 2 bis 4 Milliarden US-$. In seinem Testament verfügte er, dass seinem Enkel J.P.G. III keine Kontrolle über das Firmenimperium übertragen werden solle. Im Jahr 1977 ließ sich J.P.G. III in mehreren plastischen Operationen das fehlende Ohr rekonstruieren. Im Jahr 1993 wurde die Ehe mit Gisela Getty wieder geschieden.

1981 erlitt er durch einen Drogencocktail aus Valium, Methadon und Alkohol einen Schlaganfall und war seitdem gelähmt und fast blind. Sein Vater weigerte sich schließlich für die Kosten von mehr als 10.000 US-$ monatlich an medizinischer Versorgung aufzukommen, wurde jedoch in einem Gerichtsverfahren in Los Angeles dazu verurteilt. Danach lebte John Paul Getty III. als kompletter Pflegefall in einem Haus in Beverly Hills. Bis zu seinem Tode im Jahr 2011 wurde er von seinem Sohn Balthazar gepflegt.

Also die Story ist so gesehen ganz nett, und ich finde die Schauspieler nicht so schlecht, sie passen sehr gut und wenn man sich die wahre Geschichte ansieht, dann muss ich sagen ein reiner Wahnsinn, wieso geht alles so den Bach runter. Der Film hat ein bisschen zu viel Ruhe für mich. Die Charaktere haben kein richtiges Wirken, wie soll ich sagen, sie sind nicht einprägsam. Der Hauptdarsteller Plummer ist meiner Meinung nach eine Koryphäe, der spielt nicht der lebt, und im Grunde, ja der Film ist gut aber nur die beiden Darsteller sind gut, der Film ist meiner Meinung nach zu Ruhig.

Schade dass der Film ein bisschen lustlos ist, das finde ich schon, er hat die Spannung zu wenig, bin ich der Meinung, ich hätte mir mehr Crime und Action vorgestellt, die 1970 er Jahre in Italien das Flair ist super dargestellt aber im Großen und Ganzen vergebe ich 81,10 von 100 Punkten.Mehr anzeigen


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