Ailo - Das kleine Rentier Frankreich, USA 2017 – 86min.

Filmkritik

Ein hartes Leben

Peter Osteried
Filmkritik: Peter Osteried

Für das Team, das über ein Jahr hinweg nicht nur Rentiere, sondern auch anderen Lappland-Bewohnern wie Wölfen, Polarfuchsen, Hermelinen und Vielfrassen gefolgt ist, waren die Dreharbeiten wohl alles andere als leicht. Die Mühe, Wind und Wetter zu trotzen, hat sich aber gelohnt, weil aus dem umfangreichen Material eine narrativ schöne Erzählung geworden ist.

In Lappland ist das Leben nicht leicht. Der Sommer ist kurz, der Winter dafür lang und hart. Hier leben die Rentiere – und eines davon ist der gerade zur Welt gekommene Ailo. Es heisst, ein neugeborenes Rentier hat fünf Minuten, um stehen zu können, fünf Minuten, um gehen zu können, und fünf Minuten, um rennen und schwimmen zu lernen. All das schafft Ailo, der mit seiner Mutter und der Herde von den Anhöhen ins Tal zieht und mit dem neu beginnenden Winter wieder die Reise auf die Berge antritt, wo die Rentiere den Winter besser als sonst irgendwo überstehen können.

Bisweilen hat man schon den Eindruck, dass ein klein bisschen getrickst wird, und die Ereignisse nicht alle in der Reihenfolge stattfanden, in der man sie sieht. Aber das ändert an der Wirkungskraft des Materials nichts, denn die Bilder des kalten, unwirtlichen Landes, aber auch der sich majestätisch bewegenden Tiere sind wirklich schön. Dabei erzählt man nicht nur von Ailos Reise, sondern auch von all den anderen Tieren der Taiga, deren Geschichten nicht weniger interessant sind. Ob es nun die heranwachsenden Wolfsjungen oder der liebessüchtige Polarfuchs sind, ihrer aller Reise ist faszinierend.

Der zurückhaltende, aber passende Erzähltext – im Deutschen von Anke Engelke gesprochen – illustriert das Geschehen sehr schön. Er neigt dazu, die Tiere zu vermenschlichen. Dann, wenn von der Liebe des Polarfuchses erzählt wird, aber auch bei anderen Gelegenheiten. Das ist ein bewusster Kunstgriff, der gut funktioniert, im Grunde hätte man aber auch darauf verzichten können. Die Bilder sprechen für sich. Insbesondere, da die Musik von Julien Jaouen mal erhaben, mal bombastisch, mal amüsant-verspielt ist – je nach Stimmungslage der Bilder. So gibt es auch Momente, die sehr komisch sind. Etwa die Hermelin-Dame, die sich vor dem Fuchs in Sicherheit bringt, in dem sie wild hin und her läuft. Aber auch ihre Jagd nach Eiern ist sehr witzig.

Regisseur Guillaume Maidatchevsky inszeniert mit leichter Hand. Er lässt es aussehen, als gäbe es nichts Leichteres, als Naturdokumentationen zu machen. Auch das spricht für den Film, der nicht nur eine zu Herzen gehende Geschichte erzählt, sondern auch ein Gefühl für die Schönheit dieser Welt vermittelt – und ein Aufruf ist, diese zu schützen.



07.02.2019

4

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