A Man of Integrity Iran 2017 – 117min.

Filmkritik

Was nun, kleiner Mann?

Irene Genhart
Filmkritik: Irene Genhart

Eigentlich möchte der Protagonist von Mohammad Rasoulofs Film bloss ein geruhsames und rechtschaffenes Leben auf dem Land führen. Doch das ist einfacher gewünscht, als getan, und den Kampf, der er deswegen führt, ist ein Kampf gegen Windmühlen: Ein subtil gesellschafts- und systemkritisches Drama aus dem Iran.

Reza ist mit Frau und Sohn von Teheran aufs Land gezogen. Er hat am Rande einer kleinen Stadt ein Stück Land erworben, ein Haus gebaut und züchtet Fische, seine Frau ist Rektorin an einer Schule: Hätte Reza, um seinen Traum zu erfüllen, nicht Geld ausleihen müssen, wäre sein Glück perfekt. Und vielleicht käme er auch ganz gut über die Runde, wenn er den ihm von der Bank unter der Hand angebotenen Deal für eine nicht legale Kreditverlängerung annehmen würde. Doch Reza ist ein rechtschaffener Mann. So verkauft er, als die nächste Rate ansteht und er nicht flüssig ist, sein Auto und bezahlt. Was sein Problem nicht löst, sondern verschärft.

Denn seine hehren Moralvorstellungen passen nicht zur hinterwäldlerischen Gesellschaft, in der die Besitzer einer nie genauer bezeichneten „Firma“ das Sagen haben, Korruption und Willkür an der Tagesordnung sind. Bald schon bekundet besagte Firma Interesse an Rezas Grundstück. Und da Reza deren Kaufvorschlag so wenig interessiert, wie der unsaubere Bankendeal, wird die von der Gemeinde gestellte Wasserzufuhr zu seinem Teich eines Tages abgestellt und wenig später sind seine Fische tot. Das bringt Reza um sein Einkommen und somit um die letzte Gelegenheit, sich aus eigener Kraft aus der Bredouille zu befreien. Was nicht heisst, dass er klein beigibt: Obwohl die Drohungen gegen ihn und seine Familie immer heftiger werden, hält Reza an seiner Überzeugung fest und landet schliesslich im Gefängnis. Seine Frau holt ihn heraus, allerdings nicht ohne sich dabei auf einen zwielichtigen Deal einzulassen. Und das stellt Reza vor die grösste Entscheidung seines Lebens.

Es ist eine fatale Geschichte, die A Man of Integrity erzählt. Mohammad Rasoulofs nunmehr siebter Film ist spannend wie ein Krimi und wie schon Manuscripts Don’t Burn gesellschafts- und systemkritisch. Wobei man aus westlicher Sicht vermutlich lange nicht alle Andeutungen versteht. Denn Rasoulof erzählt verklausuliert und lange nicht alles ist so deutlich wie die Szenen um ein Mädchen, das von der Schule ausgeschlossen wird, weil seine Familie nicht muslimisch ist. Reza Akhlaghirad spielt Reza fiebrig-sensibel, stark ist auch Soudabeh Beizaee in der Rolle der Frau, die, gesellschaftlich besser integriert als ihr Mann, diesem in seinem verlorenen Kampf treu zur Seite steht. A Man of Integrity ist eine über weite Stücke beklemmende, in ihrer Konsequenz aber unglaublich starke, moralische Erzählung.

26.03.2024

4

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