Willkommen bei den Hartmanns Deutschland 2016 – 113min.

Filmkritik

Mit Humor gegen die Vorurteile

Björn Schneider
Filmkritik: Björn Schneider

Familie Hartmann nimmt einen Flüchtling bei sich auf, gegen den Willen des Vaters. Eine Zeit voller chaotischer Turbulenzen beginnt. Die beschwingte Satire Willkommen bei den Hartmanns nimmt auf sympathische Art gängige Klischees aufs Korn und packt ein ernstes Thema mit Augenzwinkern, aber nie respektlos an.

Nach dem Besuch eines Münchener Flüchtlingsheims, kommt Angelika Hartmann (Senta Berger) auf die Idee, einen der Bewohner aufzunehmen. Ihr Mann Richard (Heiner Lauterbach) jedoch steht diesem Vorhaben skeptisch gegenüber. Nach der Ankunft des Flüchtlings Diallo (Eric Kabongo) im Hause der Hartmanns, ist das Chaos bald perfekt. Denn bald stehen auch noch Tochter Sofie (Palina Rojinski), eine Dauerstudentin in Liebesnöten, und Sohn Philipp (Florian David Fitz), der beruflich überlastet ist, auf der Matte.

Mit Willkommen bei den Hartmanns kehrt Regisseur Simon Verhoeven wieder zu seinen komödiantischen Wurzeln zurück. Vor fünf Jahren feierte er mit Männerherzen einen großen kommerziellen Erfolg, den er mit Willkommen bei den Hartmanns, der in München und Umgebung gedreht wurde, zu wiederholen versucht. Die Prominenz des deutschen Films (u.a. noch Elyas M'Barek und Uwe Ochsenknecht) hat sich dafür vor der Kamera versammelt.

Regisseur Verhoeven selbst will mit seinem Film an die Menschen appellieren, trotz Flüchtlingsproblematik und gesellschaftlicher Umbrüche, den Humor nicht zu verlieren. Die Thematik soll hier spielerisch und mit einem Augenzwinkern bearbeitet werden. Und zu großen Teilen gelingt Verhoeven dies mit seinem satirischen, teils extrem bissigen Blick auf Vorurteile und Klischees, hervorragend. Der Film hält dabei gekonnt und auf politisch nicht immer korrekt Weise, gängigen Stereotypen den Spiegel vor. So ein Stereotyp ist auch Richard (herrlich mürrisch von Lauterbach verkörpert). Dieser ist, ebenso wie die Kinder, vor allem mit seinen eigenen Problemen beschäftigt.

Schon wenn es darum geht, das bürokratische Prozedere und den Ablauf der Aufnahme abzuklären, offenbart Richard seine Engstirnigkeit. Manch einem dürften seine vor Skepsis und Misstrauen nur so triefenden Kommentare, u.a. von inhaltsleeren Stammtisch-Parolen, bekannt vorkommen. Verhoeven zeigt dies aber alles mit entspanntem Witz und reichlich schwarzem Humor. Wohl dosiert blitzt aber immer wieder auch der nötige Ernst und Respekt auf. In einer Szene etwa, gibt Verhoeven Diallos (authentisch und emotional: Eric Kabongo) Erlebnissen in seiner Heimat den nötige Raum und verweist auf die tragischen Lebensgeschichten, die sich hinter jeder Flucht aus Kriegsgebieten verbergen.

Dennoch überwiegen die heiteren Momente deutlich in dieser ungemein stimmigen Satire über Ängste und Intoleranz, in der auch Offenheit und Hilfsbereitschaft ihren Platz haben.

20.02.2024

4

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Kommentare

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Berufsromantiker

vor 7 Jahren

Dieser Film hat mir leider nicht gefallen - dies trotz hochkarätiger Besetzung. Es kommt keine Freude auf, sondern nur hochbemühte Correctness. Wichtig: erst denken, dann nachdenken und überlegt sprechen. Ein geeigneter Film für alle Gutmenschen, aber nicht für mich.


frozone

vor 7 Jahren

Natürlich werden alle Charaktere total überspitzt dargestellt und der Flüchtling ist schlussendlich lediglich der Stein des Anstosses ... aber der Film hat gut unterhalten und lehrt uns einen etwas entspannteren Umgang mit dem kontroversen Thema


jsteuble

vor 7 Jahren

Schöne Geschichte und viele Lacher. Genau das Richtige für einen Wohlfühlabend.


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