Wiener Dog USA 2016 – 88min.

Filmkritik

Im Angesicht des Dackels

Urs Arnold
Filmkritik: Urs Arnold

Seine kaleidoskopische, bitterböse Tragikomödie Wiener Dog räumt auch die letzten Zweifel aus: Der US-Kultregisseur Todd Solondz kennt so etwas wie Altersmilde nicht.

Im üppig eingerichteten Wohnzimmer sitzt eine alte Frau im Schlafrock, eine übergrosse Sonnenbrille tragend. Gegenüber ihre Enkelin und ihr ziemlich funky angezogener Freund namens Fantasy. Sein Künstlername. Er würde tote Tiere robotisieren und ausstellen. «Ich bin interessiert an Vergänglichkeit», stösst er fast beiläufig heraus. Dann kriegt erst einmal Damien Hirst sein Fett weg.

Tatsächlich läuft es in allen vier Geschichten, die in Wiener Dog erzählt werden, früher oder später auf die Endlichkeit des Lebens hinaus. Der unübersehbare rote Filmfaden bildet indes: ein treuherzig dreinblickender Dackel. Er steht einer Handvoll Menschen bei, die sich ihre Leben zweifellos etwas anders vorgestellt haben. Dem gut betuchten, aber zerstrittenen Ehepaar (Julie Delpy und Tracy Letts) und ihrem vom Krebs genesenen Sohn (Keaton Nigel Cooke), dem abgehalfterten Filmprofessor mit dem bezeichnenden Nachnamen Schmerz (Danny DeVito), dem verschlossenen, rätselhaften Junkie (Kieran Culkin). Dieser trifft in einem Tankstellenshop unverhofft auf seine Highschool-Bekannschaft Dawn (Greta Gerwig). Wer mit Solondz' Filmuniversum vertraut ist, begegnet so den beiden Hauptfiguren aus seinem Zweitling Welcome to the Dollhouse wieder.

Regie-Kauz Todd Solondz ist für provokante Inhalte bekannt. Damit verspielte er es sich einst mit dem Sundance Film Festival, das 1998 sein unbequemes Werk Happiness zurückwies – notabene hatte Solondz drei Jahre zuvor noch den Preis der Grand Jury gewonnen. Zwar hat man in Wiener Dog keinen Hund mehr beim Sperma-Auflecken zuzusehen, an schweren Themen wie Depression, Vergewaltigung oder Vereinsamung spart der Autorenfilmer indes nicht. Diese bringt er in Episoden unter, die Solondz lediglich skizziert, und die in ihrer Unvollständigkeit den Zuschauer anregen, sich deren Hintergründe selbst vorzustellen.

Solondz' Blick hinter die propere Fassade Amerikas ist auch im Jahre 2016 nicht bestechlicher geworden. Aber man hat sich dabei schon weniger amüsiert. Das Wort «Tragikomödie» scheint für Wiener Dog erfunden worden zu sein. Jeder Erzählstrang ist mit pechschwarzem Humor durchtränkt und wartet mit einer Reihe aberwitzigen Szenen auf. Erwähnt sei an dieser Stelle auch die wahnsinnig komische Intermission, in der der Dackel zur countryesken «The Ballad of Wiener-Dog» durchs Land wandert. Ob der gute Hund alles Unglück abwenden kann? Nun, die Hoffnung stirbt zuletzt.

14.09.2016

4

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Kommentare

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sum21

vor 7 Jahren

Ein sehr schwacher Film. Nur der Anfang ist gut mit dem Jungen dem es sehr schwer fällt sich von seinem Dackel zu trennen, der Rest ist nur eine langweilige Geschichte.


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