Was hat uns bloss so ruiniert Österreich 2016 – 96min.

Filmkritik

Vom Erwachsenwerden und Kinderkriegen

Zurich Film Festival
Filmkritik: Zurich Film Festival

Bereits der Titelsong zu Beginn des Films "Was hat dich bloss so ruiniert" lässt erahnen, dass die Familienpläne dreier befreundeter Paare mit Schwierigkeiten verbunden sind. Der dritte Spielfilm von Marie Kreutzer – der am Zurich Film Festival im Wettbewerb "Fokus: Schweiz, Deutschland, Österreich" lief – thematisiert den Krampf vom Kinderkriegen und das Erwachsenwerden, indem sich die frischgebackenen Eltern mit der Frage konfrontiert sehen, ob sie als Eltern wirklich zwangsläufig zu Spiessern verkommen müssen. Dazu kommen Fragen wie "lebt es sich windelfrei besser" und "fühlt sich die Geburt wirklich so an, als würde man einen Ziegelstein kacken".

Zu Beginn des Films werden drei Paare eingeführt, die mitten im Leben stehen. Sowohl im Job und in ihrer Beziehung in ihren schicken Wiener Altstadt-Wohnungen läuft alles wunderbar. Bis ein Paar erzählt, dass sie ein Kind bekommen, und sich die anderen plötzlich unter Druck gesetzt sehen, ebenfalls eine Familie zu gründen. Dabei vergessen sie jedoch, sich die Frage zu stellen, ob Kinder wirklich das pure Glück sind und was die Rolle als Eltern mit ihnen als Menschen machen kann.

Kreutzer liefert mit Was hat uns bloss so ruiniert eine detailreiche tragikomische Erzählung über hippe Bobo-Paare als junge Eltern zwischen Kindergeschrei, Windelfreiheit, Biomüsli und merkwürdigen Kindergruppen. Einiges wirkt im Film jedoch überzeichnet, auch wenn Kreutzer – die selbst eine kleine Tochter hat – betont, dass sie vieles aus ihrer Umgebung aufgeschnappt hat und daher ein grosser Teil des Films tatsächlich passiert ist. Dies ändert jedoch nichts daran, dass es eine unterhaltsame Komödie bleibt, die nur an der Oberfläche kratzt. Die Figuren scheinen nicht richtig in der Realität verankert zu sein und ihre Beschäftigung mit Problemen, die gar keine zu sein scheinen, führen nur manchmal zu lustigem, oft aber nur halb so lustigem Geschwätz.

Kreutzer gelingt jedoch die Betonung der Figuren als Individuen mit persönlichen Bedürfnissen und Wünschen und stellt sie nicht bloss in ihrer Rolle als Eltern dar. Dazu greift sie zu einem interessanten Stilmittel, indem sie die sechs Erwachsenen immer wieder selbstreflexiv vor laufender Kamera darüber nachdenken lässt, wie die Elternschaft sie verändert hat. Es geht um die Einmischung durch andere und die Gefahr der Auflösung des bisherigen Ichs, welches nun einem mütterlichen und väterlichen Ich gewichen ist. Die Darstellung scheiternder Menschen hätte jedoch besser gelingen können. Der Film gibt grundsätzlich eine hübsche Satire ab, es fehlt jedoch eine aufbauende dramaturgische Zuspitzung. Doch wie hiess es noch im Geburtsvorbereitungskurs? "Leben – das ist wie auf einer Welle surfen, die niemals ruht."

Janine Heini

15.02.2017

2

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Kommentare

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athletic

vor 7 Jahren

Klischierte Figuren ohne Entwicklung. Wieso waren sie glücklich ohne Kinder, wieso sind sie es danach nicht mehr. Ein Rätsel...


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