War on Everyone Grossbritannien 2016 – 98min.

Filmkritik

Wie man mit Dreck am Stecken das Richtige tut

Peter Osteried
Filmkritik: Peter Osteried

John Michael McDonagh hat eine Vorliebe für schwarzhumorige Geschichten. Das hat er in den letzten Jahren mit The Guard und Calvary beeindruckend bewiesen. Damit hat er die Messlatte zugleich aber auch sehr hoch angesetzt. Nun scheitert er mit War on Everyone, die eigene Bestmarke zu erreichen. Tatsächlich reicht das Gebotene nur für klamaukigen Krawall.

Terry und Bob sind dreckige Cops, denen es im Leben nur um eines geht: richtig abzusahnen. Darum sind sie auch der Schrecken aller Gauner, da sie diese erpressen, ausnehmen und übers Ohr hauen, wo es nur geht. Zu ihren Opfern gehört auch ein Strip-Club-Manager, der sich an seinen exzentrischen Boss wendet. Für die Bullen gibt es dabei nur eines: auch die zwei wollen sie fett abkassieren. Aber als sie das beunruhigende Geheimnis des britischen Gangsters herausfinden, ist es um ihre eigene Sicherheit geschehen – und natürlich müssen sie sich fragen, ob sie es in sich haben, wenigstens einmal richtig zu handeln.

Die Dialoge sind pointiert. Das kann McDonagh, auch wenn er sich hier deutlich zurücknimmt. Vielleicht auch, weil seine beiden Hauptfiguren unglaubliche Antipathie auf sich ziehen. Denn so cool das dreckige Cop-Duo auch sein mag, sympathisch sind die Gauner nicht. Denn nichts anderes sind sie, was McDonagh in einer Reihe von Vignetten und kurzen Episödchen auch zeigt. Damit gerät War on Everyone aber auch etwas zur Nummernrevue, die die Geschichte zerschießt.

Das Nichts an Geschichte mäandert deutlich umher, getragen von betont coolen Sequenzen, schrägen Figuren, einem knackigen Shootout und natürlich Sprüchen, die ins Ohr gehen – und dort auch am besten bleiben sollen. Das ist alles in allem durchaus amüsant, es fehlt aber das gewisse Etwas. Weil McDonaghs Film tonal zu unausgegoren ist. Einerseits bietet er billigsten Humor und versucht gar nicht erst, auch nur halbwegs ernsthaft zu sein, andererseits bringt er dann ein extrem ernstes Thema ein, um den beiden Cops doch noch den Weg auf den rechten Pfad zu weisen. Das mag notwendig sein, damit die Protagonisten sich daran erinnern, warum sie Polizisten wurden, zugleich wird der Film da aber unnötig schwer, was sich mit dem Zuvorgekommenen deutlich beißt.

Spaß macht der Streifen dennoch: Weil die Action cool choreographiert ist, die beiden Hauptdarsteller gute Chemie haben, der Soundtrack richtig rockt und die Sprüche für einige Lacher sorgen. Allein, bei John Michael McDonagh erwartet man einfach mehr. Bei War on Everyone wird nie mehr als die Summe aller Teile aus dem Ganzen.

10.04.2024

3

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Kommentare

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Barbarum

vor 6 Jahren

Gut, man mag meinen, das politisch Unkorrekte verkomme zum Selbstzweck und womöglich, vor allem zu Beginn, tut es das auch, da hilft es auch nicht, dass eine Handlung nur rudimentär vorhanden ist. Trotzdem hat "War on Everyone" sein dunkles Herz am rechten Fleck und macht mit seinen ausgestreckten Mittelfingern in jede Richtung eine Menge Spass.Mehr anzeigen


Mua81

vor 7 Jahren

Schräge, kurzweilige Action-Komödie, die aber auch offensichtliche Schwächen hat. Hirn ausschalten und sich von den überzeichneten Figuren unterhalten lassen sollte jedoch einwandfrei funktionieren.


nicca23

vor 7 Jahren

Ein typisches Beispiel von schlechtem Trailer-Marketing: der Trailer soll dich ins Kino locken, nicht zu viel verraten und ein Kunstwerk in sich sein. Der Film im Kino muss schliesslich die durch den Trailer erzeugten Erwartungen übertreffen. "War on everyone" hat dies leider vermasselt.
Schlussendlich ist die Geschichte ziemlich einfallslos und die beiden korrupten Cops gehen einem mit ihren coolen Sprüchen immer mehr auf den Wecker. Wenn man beim Zelebrieren von Nihilismus und Gewalt geblieben wäre, wäre das akzeptabel. Der Versuch, den beiden Typen Tiefe zu verleihen mittels Milieustudie, misslingt aber leider vollends. Wer derbe Sprüche, sinnlose Gewalt und Kopf-Ausschalt-Kino mag, der wird trotzdem gut unterhalten werden.Mehr anzeigen


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