Vincent Belgien, Frankreich 2016 – 123min.

Filmkritik

Der Teenager-Ghandi von Belgien

Rolf Breiner
Filmkritik: Rolf Breiner

Vincent, 17-jähriger Weltverbesserer und Umweltaktivist, nervt Familie und Umwelt. Der Trip von Belgien über Paris in die Provence wird nicht nur für ihn zur Läuterung, zum Reifeprozess. Werden die Bedürfnisse, Verhältnisse und Gefühle auf dem turbulenten Roadtrip aufgeklärt? Die turbulente Familien- und Coming-of-Age-Komödie zwischen Verzweiflung, Depression und Lebenslust animiert und amüsiert.

Vincent, da war doch was. Richtig. St. Vincent ist ein anderer Kinofall aus dem Jahr 2014. Bill Murray spielte jenen griesgrämigen Kauz, in dessen rauer Schale ein gutes Herz steckt, der quasi durch einen Nachbarjungen geläutert wird und zum «heiligen» St. Vincent mutiert. Auch beim aktuellen Vincent geht es um Läuterung und Veränderung, Bedürfnisse, Nöte, Halt und Familie. Teenager Vincent (Spencer Bogaert), 17 Jahre jung, glaubt mit seinen Selbstmordaktionen Zeichen für eine bessere Welt zu setzen. Das nervt Umwelt und Familie, die überforderte Mutter Marianne (Barbara Sarafian), den geduldigen Vater Raf und die beiden Schwestern, wobei die eine, Kelly, mit sich selber genug zu tun und ihre liebe Not mit der eigenen Schwangerschaft hat.

Wie ist Vincent, dem Veganer und Umweltverbesserer, auch mal als «Ghandi von Belgien» tituliert, zu helfen? Die Mutter will ihn in ein Erziehungsheim stecken, bis Nikki (Alexandra Lamy), Mariannes Schwester und Vincents Patentante, auftaucht. Die nimmt sich den aufmüpfigen Jüngling zur Brust, gewinnt sein Vertrauen und «entführt» ihn nach Paris. Doch der Protestler will die Gelegenheit nutzen und sich unterm Eiffelturm anzünden, um ein Zeichen gegen die böse Umwelt zu setzen. Zu dämlich, dass auch diese Aktion nicht funktioniert. Nikki ist erbost und will den Neffen in die Provence verfrachten, wo ihr Lebenspartner die Hochzeit in gehobener Gesellschaft bekocht. Indes macht sich auch Vincents chaotische Familie aus Belgien auf die Verfolgung – aus Sorge um den inhaftierten «Brandstifter».

Man sieht, es läuft einiges in diesem flämischen Roadmovie von Christophe Van Rompaey. Da fliegen die Fetzen, schrammen die Autos, dreht die Mutter durch, heult sich Nikki aus, turtelt Vincent mit einer Tochter aus verhasster Industriellenfamilie und setzen Wehen ein. Die turbulente Familien- und Coming-of-Age-Komödie pendelt zwischen schierer Verzweiflung und Hoffnung, Seelennöten und Lebenslust. Das hat Zunder, bietet Crash und tragischen Touch, aber auch viel Humor, am Ende mit heilsamer Läuterung. Es lebe die Familie!

03.04.2024

4

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Kommentare

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sum21

vor 6 Jahren

Ein sehr warmherziger Film um einen Jungen Mann, der die Hechelei seiner Familie nicht ansehen will, und versucht sich immer wieder umzubringen. Dabei könnte er doch eine Bewegung für die Welt sein, aber das sieht er nicht. Und dann bringt ihn seine angebliche lebenslustige Tante nach Paris, und das endet in einem noch grösseren Drama. Sehr gut gespielt von Spencer Bogaert !Mehr anzeigen


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