Tulpenfieber Grossbritannien, USA 2017 – 107min.

Filmkritik

Liebe und Intrigen in Amsterdam

Christopher  Diekhaus
Filmkritik: Christopher Diekhaus

Die mehrmalige Verschiebung eines Kinostarts deutet nicht selten darauf hin, dass der Verleiher mit dem Endprodukt unzufrieden ist. Auch im Fall von Tulpenfieber könnte die Qualität des Films für eine wiederholte Neuankündigung verantwortlich sein. Immerhin entpuppt sich die ansehnlich besetzte Adaption des Romans von Deborah Moggach als haarsträubend konstruierte Kolportagegeschichte, die ihren spannenden historischen Hintergrund wenig elegant mit einer Liebesintrige verzahnt.

Amsterdam im 17. Jahrhundert: Während sich die aus dem Osmanischen Reich eingeführte Tulpe in den Niederlanden zu einem begehrten, hochpreisigen Spekulationsobjekt entwickelt, versuchen der Geschäftsmann Cornelis Sandvoort (Christoph Waltz) und seine deutlich jüngere Ehefrau Sophia (Alicia Vikander), die als Waise im Kloster aufgewachsen ist, vergeblich ein Kind zu zeugen. Als der wohlhabende Händler den Maler Jan van Loos (Dane DeHaan) beauftragt, ein Doppelporträt des ungleichen Paares anzufertigen, holt er sich damit einen Konkurrenten ins Haus. Sophia und der Künstler kommen sich langsam näher und beschließen irgendwann, gemeinsam fortzugehen. Zusammen mit der schwangeren Dienstmagd Maria (Holliday Grainger) schmieden sie einen abenteuerlichen Plan.

Die Besetzung kann sich wahrlich sehen lassen, zumal mit Judi Dench und Shooting-Star Cara Delevingne selbst in Nebenrollen prominente Gesichter auftauchen. Überaus gelungen ist auch die Rekonstruktion des damaligen Amsterdam und seines wuseligen Hafendistrikts, dessen Fischgestank man fast zu riechen glaubt. Kostüm- und Szenebild lassen erstaunliche Akribie erkennen, was man von der Handlung nicht behaupten kann.

Bedauerlich ist schon die Tatsache, dass Regisseur Justin Chadwick (Mandela: Der lange Weg zur Freiheit) und Drehbuchautor Tom Stoppard (Anna Karenina) die Tulpenmanie, die zur ersten gut dokumentierten Finanzblase der Wirtschaftsgeschichte führte, allzu sprunghaft mit dem Liebesplot verbinden. Im negativen Sinne turbulent wird es spätestens dann, wenn die zentrale Intrige ins Rollen kommt. Merkwürdige Zufälle und Missverständnisse, die sich einfach klären ließen, werden im Minutentakt auf denkbar banale Weise dargeboten. Höhepunkt dieses schematischen, sehr bequemen Erzählprinzips ist eine vorhersehbare Eskapade, in deren Mittelpunkt Jans trinkfreudiger Bekannter Gerrit (Hangover-Chaot Zach Galifianakis) steht, eine von vielen klischeehaften Nebenfiguren. Da die Emotionen und Leidenschaften der Protagonisten häufig mehr behauptet als wirklich nachfühlbar erscheinen, geht das Geschehen nur selten unter die Haut. Ein unvorteilhafter Befund für ein Historiendrama, das auch großes Gefühlskino sein will.

30.08.2017

2

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Kommentare

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Patrick

vor 6 Jahren

Gedreht wurde Tulpenfieber schon 2014 er wurde immer wieder verschoben da der Film beim Test Publikum nicht so gut ankam.Obwohl Tulpenfieber sehr gmächlich erzählt wird packt die vertauschte Schwangerschaft Story gegen Ende dennoch.Tulpenfieber wird von den Darstellern solide gespielt und die Kostümen und Ausstattung sind famos.Mehr anzeigen


paipai

vor 6 Jahren

Eine etwas zu sehr konstruierte Geschichte, trotzdem recht unterhaltsam. Aber der Film ist kein "den-muss-man-gesehen-haben".


elelcoolr

vor 6 Jahren

Cornelius der vermeintlich Böse und Sophia die Gute – oder doch andersrum? Hinter den kunstvoll gestalteten Filmsets und der schönen Kostüme verbirgt sich eine Leere. Die Figuren bleiben zu oberflächlich. Dem Tulpenhandel und der darauf folgenden Witschaftskrise hätte man ausserdem mehr Gewicht geben sollen.Mehr anzeigen


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