Tschick Deutschland 2016 – 93min.

Filmkritik

Unterwegs mit Tschick

Peter Osteried
Filmkritik: Peter Osteried

Wolfgang Herrndorfs Roman war ein Bestseller, der sich mehr als eine Million Mal verkauft hat. Eine Bühneninszenierung erlebte der Autor noch, die Verfilmung jedoch nicht mehr. Den Drehbuchautor Lars Hubrich hat Herrndorf aber noch selbst ausgewählt. Und mit Fatih Akins Verfilmung wäre er wohl recht zufrieden gewesen, weil sie sich nahe an der Vorlage hält und ein authentisches Jugendgefühl vermittelt.

Maik ist 14 Jahre alt, in der Schule ein Außenseiter und verliebt, aber Tatjana interessiert sich nicht für ihn. Er wird noch nicht mal zu ihrer Geburtstagsparty eingeladen. Ebenso wie der aus Russland stammende Tschick, der von den meisten gemieden wird. Aber Maik und Tschick kommen gut miteinander aus – und beschließen, mit einem gestohlenen Lada einen Trip in die Walachei zu unternehmen. Damit beginnt ein großes Abenteuer, das die beiden Jungs gar nicht so weit in die Ferne führt, aber nach dem alles anders ist.

Der Roman lebt davon, eine glaubwürdige und ehrliche Jugendsprache zu finden, die sich nicht modernen Trends anbiedert, aber dafür umso ehrlicher erscheint. Der Film kann dies wiederholen und profitiert auch davon, wirklich junge Schauspieler für die beiden Hauptrollen gefunden zu haben. Sowohl Tristan Göbel als Maik als auch Anand Batbilegs als Tschick sind perfekt besetzt. Für letzteren ist es sogar das Debüt, das besser nicht hätte gelingen können.

Tschick funktioniert aber auch, weil der Film nie cleverer ist als seine Figuren. Das ist eine Tugend des Romans, die hier perfekt umgesetzt wurde. Der Wissens- und Erfahrungsvorsprung der Macher wird nie gegen die beiden Hauptfiguren eingesetzt. Im Gegenteil, es wird aus ihrer Perspektive erzählt.

In der Essenz ist Tschick nicht nur ein Road Movie, sondern auch eine Geschichte über Freundschaft – und das in einem Alter, in dem noch alles möglich scheint, in dem Träume noch größer als das Leben sind, und man jeden Moment auskostet. Hier wird die Jugend und das Leben zelebriert, ohne dass es jemals aufgesetzt wirken würde. Tschick funktioniert, weil er so authentisch ist – von der Besetzung über die Geschichte bis hin zu den exakt getroffenen Dialogen.

Es gibt dabei einigen Humor, aber eine Komödie ist Tschick auch nicht. Ebenso wenig wie er ein total ernstes Drama ist. Er hat einfach von Allem etwas. Eine Vielfalt der Geschmacksrichtungen, die nur das echte Leben zu bieten hat, das sich nicht in die Grenzen und Konventionen eines Genres einordnen lässt.

10.04.2024

5

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Kommentare

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dulik

vor 5 Jahren

Ein sehr schönes Drama, welches zum Lachen, aber auch zum Nachdenken anregt. Der Road-Movie zeigt die Bedeutung von Freundschaft auf und geht der Tatsache auf den Grund, dass wir im Kern doch nicht so verschieden sind, wie es manchmal nach aussen den Anschein macht. Absolut zu empfehlen!
8.5/10Mehr anzeigen


Patrick

vor 7 Jahren

Tschick kommt als Hucklebery Finn der 2000ter Jahre daher sowie erinnert der teilweise auch an den Film Im Juli ebenfalls von Fatih Akin.Die Story ist kurzweilig und die Jugenddarstellern spielen glaubhaft,sowie fühlt man sich in die guten alten 80.iger Jahre zurückversetzt wen im Kassettenrecorder die Musik von Richard Clayderman ertönt.Tschick fehlt aber trotzdem das gewiese etwas daher ist es (nur)Durchschnitts Kino.Mehr anzeigen


thomasmarkus

vor 7 Jahren

Einfühlsam, hinreissend, einzig gut zuhören muss mann manchmal, um Tschick zu verstehen. Ohne Sinn!


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