Der wunderbare Garten der Bella Brown Grossbritannien, USA 2016 – 92min.

Filmkritik

Zauberhaftes Chaos

Rolf Breiner
Filmkritik: Rolf Breiner

Der deutsche Titel Der wunderbare Garten der Bella Brown deutet bereits an, wovon die romantische Komödie handelt: Die schöne scheue Bibliothekarin Bella Brown ist weltfremd, einsam und anders. Sie bedarf fremder Hilfe, um ins Leben und in die Liebe eingeführt zu werden. Autor und Regisseur Simon Abou inszenierte dieses zauberhafte moderne Märchen – in London.

Ein wunderbarer Einstieg (für alle, welche noch ein bisschen Märchenliebe bewahrt haben): Ein Baby wird – ähnlich wie in der biblischen Moses-Geschichte – in einem Park ausgesetzt und von Enten behütet - das heisst gewärmt und somit gerettet. Das Baby überlebt, wird von einem Greis gefunden. Die erwachsene Bella Brown (Jessica Brown Findlay, bekannt aus der britischen Fernsehserie Downton Abbey) lebt in London, einsiedlerhaft in einem idyllischen Haus, und führt ein fast stilles Dasein als Bibliothekarin.

Bei ihr muss alles seine Ordnung haben – von den Zahnbürsten im Regal (eine für jeden Tag), über streng aufgereihte Konserven bis zur akkuraten Tellerordnung (jeder Spargel an seinen Platz). Die Tür ist mehrfach gesichert, der Garten verwildert - die Welt draussen ist überhaupt ein Schrecknis. Mit ihrem grantigen Nachbarn Alfred «Alfie» Stephenson (Tom Wilkinson) steht sie auf Kriegsfuss wie auch mit ihrem verwilderten Garten.

Das passt den Behörden gar nicht: Ein Aufsichtsbeamter droht Bella eines Tages mit Rauswurf aus dem Miethaus, sollte sie die Wildnis nicht bearbeiten. Doch: Natur, Pflanzen, Hecken, Büsche in ihrem Garten empfindet sie als Bedrohung, als Auswüchse des Chaos. Im Streit mit dem groben Alten von nebenan wechselt Vernon (Andrew Scott), Haushaltshilfe und Koch bei Alfie, quasi die Fronten und stellt sich auf Bellas Seite. Ein Lichtblick in ihrem eher tristen Leben. Zum Hoffnungsschimmer wird der Designer und Tüftler Billy (Jeremy Irvine), dem Bella in der Bibliothek begegnet und von Beginn an mehr als sympathisch findet.

Den Lebensraum Garten («ein wundervoll geordnetes Chaos», Alfie) und damit Lebensqualität bringt ihr erst der grob gestrickte, aber doch feinsinnige Nachbar (Marke raue Schale, weicher Kern) nahe. Bella kann sich allmählich aus ihrer Isolation lösen – und erlebt einen herben Rückschlag.

Natürlich erinnert die Aussenseiterin Bella – wunderbar gespielt von Jessica Brown Findlay – an die phantasievolle Amélie (in Die fabelhafte Welt der Amélie, 2001), die sich und uns Glück (im Kino) brachte. Bella wirkt wie eine verlorene Fee, die wachgeküsst werden will. Und daran «arbeiten» die drei, allesamt etwas aus der Reihe geratenen Typen: der mit Weisheit und Gartenherz gesegnete Alfie am Ende seines Lebens, der für Gaumenfreuden und Herzhaftigkeit zuständige Koch mit zwei Töchtern und der verschrobene Erfinder mit seinem mechanischen Vogel «Luna».

Witwer Alfie erzählt dieses moderne Märchen, bei dem am Ende nicht nur ein phantastisches Kinderbuch herausschaut, sondern auch eine skurrile herzerwärmende Lebens- und Liebesgeschichte, die mit Charme und Verschmitztheit inszeniert wird von Simon Aboud, übrigens Ehemann von Mary McCartney, also Schwiegersohn von Paul McCartney von den Beatles.

20.02.2024

4

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Kommentare

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paipai

vor 6 Jahren

Mich hat der Film gut unterhalten. Er wird mit Amélie verglichen; er hat sicher Ähnlichkeiten, aber ich fand Amélie besser. Der Schluss ist zu gut um wahr zu sein.


selinaburri

vor 6 Jahren

Langweilig. Eine Frau, modelmädsig hübsch, mag die Natur nicht, hat Angst vor Gärten. 2 Männer die um die werben.... Absehbar, ohne Dreck, Reibung! Langweilige Story, ich ging in der Pause nach Hause.

Zuletzt geändert vor 6 Jahren


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