Sing Ungarn, Grossbritannien, USA 2016 – 108min.

Filmkritik

Tierisch gut

Rolf Breiner
Filmkritik: Rolf Breiner

Das Moon-Theater steht vor dem Ruin. Koalabär Buster Moon, der Intendant, versucht, die Bühne mit einer Castingshow zu retten. Der Ansturm ist tierisch gross, die Aussichten sind jedoch gering. In dem mit über 60 Popsongs gespickten Animationsdrama siegen Sangesfreude und Solidarität über Zweifel und Schwächen – von Garth Jennings tierisch vergnüglich und trickreich in Szene gesetzt.

Fast jeder Fernsehsender setzt auf die Marke Castingshow à la «Deutschland sucht den Superstar», auf Dating- oder Talentwettbewerbe. Man stelle sich vor, dass dabei nicht der Homo sapiens und Anverwandte solche Shows bevölkern, sondern (zivilisierte) Tiere. Mit so einem amüsanten Fall haben wir es bei Garth Jennings' lustvoll und trickreich inszeniertem Animationsdrama Sing zu tun.

Und das kommt so: Koalabär Buster Moon (Stimme im Original: Matthew McConaughey, in der deutschen Synchronfassung Daniel Hartwich) ist ein Looser. Das von seinem Vater geerbte Moon-Theater steht vor dem Bankrott. Sein letzter Rettungsstrohhalm heisst Castingshow, bei der (fälschlicherweise) 100'000 statt vorgesehene 1'000 Dollar als Siegesprämie versprochen werden. Seine einäugige Leguan-Sekretärin Miss Crawly (Stimme Garth Jennings/Katharina Thalbach) hatte sich vertippt. Der Ansturm sanges- und showfreudiger Kandidaten ist gewaltig: Da macht sich die organisationspfiffige Schweinemutter Rosita (Reese Witherspoon/Alexandra Maria Lara), die 25 Ferkel plus Eber versorgt, frei, um am Wettbewerb teilzunehmen. Der gutmütige Johnny (Taron Egerton/Patrick Baehr), «missratener» Sohn einer kriminellen Gorilla-Gang, versucht ebenso sein Glück wie die schüchterne Jung-Elefantin Meena (Tori Kelly), die punkige Stachelschweinsängerin Ash (Scarlett Johansson/Stefanie Kloss), der überhebliche Mäusewinzling Mike (Seth MacFarlane/Klaas Heufer-Umlauf), der wie Frank Sinatra singt, oder das pummelige Popschweinchen Gunter im Duett mit Rosita. Unerschöpflich scheint das animalische Reservoir an musikalischen Talenten, inclusive einer Frosch-Boygroup, an der auch Luca Hänni stimmmässig beteiligt ist. Und so setzen Buster Moon und sein Freund Eddi (John C. Reilly/Olli Schulz), das Schaf, alle Kräfte ein, um ein grosses Publikum zu mobilisieren. Vergeblich. Dumm auch, dass bei der aufwändigen Lichtshow mit Tintenfischen das Theater schlapp macht. Ist es noch zu retten? Wird die arrogante Diva Miss Nana Noodleman (Jennifer Saunders/Iris Berben) Hand zur Rettung bieten?

Zuschauer können sich auf eine rasante Revueperformance gefasst machen – mit über 60 Songs aus der Pop- und Rockgeschichte von «My Way» (gesungen von Seth MacFarlane), «Set It All Free» (Scarlett Johansson), «Faith» (Stevie Wonder/Ariana Grande) oder Cohens «Hallelujah» (Tori Kelly) über «Call Me Maybe» (Matthew McConaughey) bis zu «Venus», «Stay With Me», «Bamboléo», «Eye oft he Tiger» oder «Fly Me to the Moon».

Ein Feuerwerk an musikalischen und tänzerischen Einfällen. Das animalische Musical, bisweilen in halsbrecherischem Speed, plädiert für Solidarität, Risiko und Mut, versprüht Feuer, Witz und viel Herz. Da sieht man gern über ein paar Überreizungen und billige Anbiederungen hinweg. Das animalische Animationsspektakel zählt zu den rasantesten und amüsantesten Kinotrickwerken der jüngsten Zeit.

19.02.2024

5

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Kommentare

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Berufsromantiker

vor 7 Jahren

Sehr schöner, unterhaltsamer Film mit einem tollen Soundtrack und einer Menge von Ideen, um mir den Kinonachmittag kurzweilig zu gestalten. Schöne Tiercharaktere, die lustig und nachvollziehbar herüberkommen. Jeder sollte an seinen Traum glauben und auch Niederlagen in Kauf nehmen. that's life!Mehr anzeigen


dulik

vor 7 Jahren

Sing wird seinem Titel durchaus gerecht.
Zahlreiche, bekannte Songs werden von den tierisch witzigen Charakteren gesungen.
Trotz der musikalischen Vielfalt, steht stets die Geschichte im Vordergrund. Zu keinem Zeitpunkt kriegt man das Gefühl, der Film könnte in ein eintöniges Musical überschwappen.
Auch wenn die Tiere alleine durch deren Präsenz sehr lustig wirken, fehlt der Story aber ein bisschen der Witz. Es gibt viele Stellen, die einem zum Schmunzeln bringen; die grossen Lacher, fallen aber weitgehend aus. Dafür stehen wichtige Aspekte wie "An sich glauben" oder "Niemals aufgeben" im Vordergrund und machen Sing zu einem schönen Animationsfilm für Jung und Alt.
8/10Mehr anzeigen

Zuletzt geändert vor 6 Jahren


navj

vor 7 Jahren

Kinder-Filme basieren immer auf Inspiration und bei "Sing" ist dies sehr gut gelungen. Der Film ermutigt Kinder, ihre Ängste zu überwinden und gegen alle Widerstände anzukämpfen. Alle Charaktere waren liebenswert und einzigartig in ihrer Persönlichkeit. Alle im Kinosaal schienen eine gute Zeit zu haben. Dennoch ist die Handlung etwas fad.Mehr anzeigen


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