Ouija: Ursprung des Bösen USA 2016 – 99min.

Filmkritik

Besser als der Vorgänger

Christopher  Diekhaus
Filmkritik: Christopher Diekhaus

Manchmal zahlt es sich aus, wenn man die Erwartungen an einen Film komplett herunterschraubt. Ließ die angekündigte Fortsetzung des rundum formelhaften Gruselstreifens Ouija – Spiel nicht mit dem Teufel erneut eine Klischee-Anhäufung vermuten, präsentiert sich das nun startende Prequel als angenehm atmosphärische Spukgeschichte, die erst gegen Ende ein wenig aus dem Ruder läuft.

Angesiedelt ist der zweite Film rund um das titelgebende Geisterbrett des Spielzeugherstellers Hasbro im Jahr 1967, mehrere Dekaden vor den Ereignissen des ersten Teils: Einige Zeit nach dem Unfalltod ihres Mannes versucht Alice Zander (Elizabeth Reaser), mit ihren beiden Töchtern Doris (Lulu Wilson) und Paulina (Annalise Basso) über die Runden zu kommen, und spannt die Kinder in ihre spiritistische Arbeit ein, bei der sie trauernden Menschen vorgaukelt, Kontakt zu verstorbenen Angehörigen aufzubauen. Da sie ihren Kunden, wie sie glaubt, den gewünschten Trost spendet, hält sich Alice jedoch nicht für eine Betrügerin. Als Paulina eines Tages von einem unheimlichen Erlebnis mit einem Ouija-Spiel berichtet, erwirbt ihre Mutter kurzerhand ein solches Geisterbrett und lässt sich schon bald von dessen Wirkung gefangen nehmen. Offenkundig kann Doris eine Verbindung zum Jenseits herstellen und sogar mit ihrem verstorbenen Vater kommunizieren. Während sich Alice darüber erfreut zeigt, macht sich Paulina große Sorgen um ihre jüngere Schwester, von der eine fremde Macht Besitz zu ergreifen scheint.

Ouija: Ursprung des Bösen ist der beste Beweis, dass es sich lohnt, die Verantwortung für einen Gruselfilm in die Hände eines Filmemachers zu legen, der über ein ausgeprägtes dramaturgisches Gespür verfügt und mit jungen Schauspielern umgehen kann. Ähnlich wie in seinem doppelbödigen Horrorthriller Oculus kitzelt Regisseur und Koautor Mike Flanagan auch hier aus minderjährigen Darstellern Leistungen heraus, die klar über dem Genredurchschnitt liegen. Ergreifend und beängstigend zugleich ist vor allem das Auftreten von Lulu Wilson, die das veränderte Verhalten der kleinen Doris und ihre zunehmende Besessenheit einprägsam vermittelt.

Anders als viele Horror-Kollegen nimmt sich Flanagan ausreichend Zeit, um dem Zuschauer das Leben der Kleinfamilie und ihre Trauer deutlich vor Augen zu führen. Genreübliche Jump-Scares kommen durchaus zum Einsatz, sind jedoch bei weitem nicht so verstörend wie die Szenen, die auf eine konsequente Atmosphäre des Unbehagens setzen – etwa wenn Doris auf dem Schulhof einen aufdringlichen Jungen dazu verleitet, seine Steinschleuder gegen sich selbst zu richten.

Einen qualitativen Einbruch erlebt der liebevoll ausgestattete Schauerfilm im letzten Akt, wo ausgelutschte Erzählkonventionen auf – gemessen am bisherigen Geschehen – überzogene Buh-Effekte treffen, was den Gesamteindruck dann doch ein wenig schmälert. Besser als der erste Teil ist Ouija: Ursprung des Bösen aber allemal!

14.11.2016

3

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Kommentare

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hyper80

vor 7 Jahren

Überraschend guter Horrorfilm und besser als der erste Teil mit einem echt gelungenen Spannungsaufbau. Auch wenn das Ende wieder komplett übertrieben daher kommt und wie meistens bei dieser Art von Filmen kaum Sinn macht, hatte ich grossen Spass an diesem Film. Funktioniert auch ohne Teil 1 gesehen zu haben.Mehr anzeigen


Mua81

vor 7 Jahren

Nun ja, irgend wie sprang der Funke hier nicht ganz zu mir über. Zwar nett anzusehen, aber nicht wirklich was Neues, und wenn man sich den Trailer angesehen hat, hat man doch schon ziemlich viel gesehen.


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