Mapplethorpe: Look at the Pictures Deutschland, USA 2016 – 109min.

Filmkritik

Fotografie und Sexualität als Kunstform

Björn Schneider
Filmkritik: Björn Schneider

Robert Mapplethorpe erhob die Fotografie endgültig zu einer eigenen Kunstform. Seine Bilder sorgten aber auch für heftige Kontroversen und Skandale. Beides berücksichtigt die brillante Doku Mapplethorpe: Look at the Pictures, die sich dem Grenzgänger auf nie dagewesene, ausführliche Weise nähert.

Mapplethorpes kunstvoll arrangierte Bilder, die vor allem schwule Erotik zeigten, sorgten Ende der 80er-Jahre für einen Skandal: einige amerikanische Politiker wollten das Ausstellen der Bilder juristisch verbieten lassen. 20 Jahre zuvor stieg Mapplethorpe als junger Fotograf in die New Yorker Kunstszene ein. Zuvor führte er eine leidenschaftliche Beziehung mit einer jungen Poetin, die später – wie er selbst – weltweit erfolgreich sein sollte: Patti Smith. Sein ausschweifender Lebensstil und sein Hunger nach sexuellen Experimenten, kosteten Mapplethorpe schließlich das Leben: 1989 starb er an den Folgen seiner HIV-Infektion.

Die beiden Regisseure, Fenton Bailey und Randy Barbato, hatten für diese Doku uneingeschränkten Zugriff auf das komplette Mapplethorpe-Archiv, bestehend aus tausenden Fotografien, Polaroids und Zeichnungen. Ebenso gelang es ihnen, einige seiner wichtigsten Wegbegleiter vor der Kamera zu versammeln: Familienmitglieder, Nachbarn, beste Freunde, ehemalige Liebhaber und langjährige künstlerische Bekannte wie z.B. Debbie Harry (Blondie).

Chronologisch arbeitet sich die Doku durch das Leben Mapplethorpes und zeigt parallel zu dieser ausführlichen Beschreibung seiner Lebenswege, Fotos und seltene Bewegtbild-Aufnahmen. Von ihm selbst – z.B. als Kind und Jugendlicher – aber natürlich auch von seinen ersten eigenen Arbeiten. Zu Beginn seiner Karriere ist noch nicht viel von den skandalumwitterten, aber wegweisenden Bildern der späteren Jahre zu sehen. Den Regisseuren gelang es zudem, unzählige Weggefährten Mapplethorpes ausfindig zu machen, die sich ganz freimütig geben und spannende Anekdoten zu berichten haben.

Da sind z.B. die Schwester die erzählt, dass der Vater – aufgrund der skandalösen Kunst des Sohnes – mit diesem nichts mehr zu tun haben wollte oder einer der ersten Liebhaber Mapplethorpes. Er schildert, wie einnehmend und anziehend Mapplethorpe auf nahezu jeden gewirkt haben muss, sobald er einen Raum betrat. Vielleicht hätte sich auch sein Langzeitfreund, Kurator Sam Wagraff, vor der Kamera geäußert. Doch Wagraff starb 1987 an einer Krankheit, der auch Mapplethorpe zwei Jahre später erliegen sollte. Die letzten, schockierenden Aufnahmen im Film zeigen Mapplethorpe – unübersehbar schwer von seiner Krankheit gezeichnet – bei seinen letzten Ausstellungen. Im Mittelpunkt des Films steht aber jederzeit seine anmutige, ästhetische aber auch schockierende Kunst. Die Bilder davon sind harmonisch mit den Interview-Passagen verwoben und spiegeln Mapplethorpes Charakter wider: das Streben nach Makellosigkeit und Perfektion.

17.02.2024

5

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Kommentare

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mataranka

vor 7 Jahren

toller film. ein beispiel wohin ein das "getriebensein" fuehren kann. tiefe einblicke in das leben eines begnadeten "lichtbildners".


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