CH.FILM

Mein Leben als Zucchini Frankreich, Schweiz 2016 – 66min.

Filmkritik

Aus der Perspektive eines Kindes

Peter Osteried
Filmkritik: Peter Osteried

Die Ko-Produktion aus der Schweiz und Frankreich ist ein liebevoll gestalteter Animationsfilm, der wie die Aardman-Produktionen mit skurril gestalteten Knetfiguren punkten kann. Dazu wirkt das Ganze in seiner leicht makabren Art an die Werke eines Tim Burton angelegt, aber anders als bei diesem taucht Mein Leben als Zucchini in eine weit düsterere, weil realere Welt ein.

Zucchini landet nach dem Tod seiner Mutter im Waisenhaus. In der dortigen Schulklasse wird er beäugt, besteht er doch darauf, mit seinem ungewöhnlichen Namen gerufen zu werden. Aber er ist längst nicht der einzige in Madame Papineaus Waisenhaus, der Probleme hat. Andere spielen den harten Kerl, warten darauf, von der Mutter abgeholt zu werden oder werden von schrecklichen Albträumen geplagt. Für Zucchini verändert sich das Leben schließlich, als die süße Camille auch ins Waisenhaus kommt, denn flugs ist es um ihn geschehen und er ist Hals über Kopf verliebt.

Das wirklich Bemerkenswerte an Mein Leben als Zucchini ist der Umstand, dass dies ein Kinderfilm ist, der nicht nur für Kinder ist. Im Grunde ist er eher ein Drama für Zuschauer jedes Alters, aber die Machart ist natürlich derart, dass auch junge Zuschauer angesprochen werden. Die Themen, die hier behandelt werden, sind jedoch weitaus reifer, geht es doch um Dinge wie Drogen- und Alkoholmissbrauch, Misshandlung und Abschiebung von Eltern, also vielem, was ein Neunjähriger gar nicht so genau versteht. Und so geht es eben auch Zucchini und seinen Freunden, aus deren Perspektive der Film konsequent erzählt ist.

Der Film wirft also einen Blick auf die Welt und die Problematiken der Erwachsenen, macht das aber über unschuldige Kinderaugen. Das Ergebnis ist ein beeindruckender Animationsfilm, der schon allein der Figurendesigns wegen sehr süß und unkonventionell ist, vor allem aber auf der Erzählebene punktet.

Dabei transportiert der Film eine schöne Botschaft der Freundschaft und des Zusammenhalts, die allen Differenzen zum Trotz, die die Kinder haben, das verbindende Element dieser zutiefst berührenden Geschichte ist. Es wird ein positiver Gedanke und ein ungebremster Optimismus propagiert, weil im Alter von neun Jahren eben noch alles möglich ist und keine Tür wirklich verschlossen bleibt.

Dabei wird das Waisenhaus nicht als schrecklicher, sondern durchaus guter Ort für die Kinder gezeigt, womit mit Konventionen gebrochen wird. Am Ende ist Mein Leben als Zucchini ein kind- und erwachsenengerechtes Drama mit viel Humor und dem Herz am rechten Fleck. Ein Kleinod, das zu Recht für den Oscar als bester Animationsfilm nominiert ist.

01.03.2024

4

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Kommentare

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dulik

vor 5 Jahren

Mit seiner liebevollen Machart verzaubert dieser Knet-Animationsfilm Jung und Alt.
„Mein Leben als Zucchini“ erzählt eine etwas tragische Geschichte und greift dabei viele ernste Themen des Lebens auf, schafft es dabei aber stets mit einer gewissen Lockerheit daherzukommen.
Selten kann man von einem Film sagen, dass er ohne weiteres hätte länger dauern können – Hier wäre dies aber definitiv der Fall gewesen, auch wenn dieser mit seinen 66 Minuten Lauflänge ohnehin nicht sonderlich lang war.
8/10Mehr anzeigen


Deg89

vor 6 Jahren

Liebevoll erzählter Stop-Motion-Film über Familienzugehörigkeit. Die Gefühle der Kinder werden dem Zuschauer deutlich präsentiert. Dadurch entsteht eine kurzweile, aber einprägsame Animation, die zum Teil auch deutliche Anschlussfehler aufweist.


paipai

vor 6 Jahren

Super Film mit einer sehr berührenden Geschichte. Unbedingt zu empfehlen!


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