Docteur Jack Frankreich 2016 – 90min.

Filmkritik

Der Arzt der Armen

Björn Schneider
Filmkritik: Björn Schneider

Wie ein einzelner Mensch die Welt ein Stück besser machen kann, erzählt die eindringliche Doku Docteur Jack. Sie handelt vom Wirken des Arztes Jack Preger, der die Kranken auf den Straßen Kalkuttas behandelt. Docteur Jack ist nah an seinem Protagonisten und beschreibt – ganz ohne Pathos – ein bewegtes Leben.

Jack Preger hat sein Leben in den Dienst der Kranken und Armen gestellt, die er seit den 70er-Jahren auf der Straße behandelt. Der Film Docteur Jack widmet sich ausgiebig diesem bemerkenswerten Mann. Wie gelang es ihm, in Indien eine der ersten NGO's zu gründen? Wie kam er dazu, sich mit Mitte 30 noch einmal für Medizin einzuschreiben? Und woher nimmt er noch immer die Kraft, den Menschen zu helfen? Antworten darauf gibt Docteur Jack, der Preger in seinem Alltag begleitet.

Für Docteur Jack begleiteten die Regisseure Pierre-Antoine Hiroz und Benoit Lange, den heute 86-jährigen Preger bei seiner Arbeit auf den Straßen Kalkuttas und in den Krankenstationen. Preger gilt als wichtigster Vertreter der "Straßenmedizin". Vor seiner Arbeit als Arzt, arbeitete er lange als Landwirt auf einer Farm in Wales. Bis er sich entschloss, Arzt zu werden. Nach seinem Medizinstudium reiste er – im Alter von 42 Jahren – nach Südasien und widmet sein Leben seither den Ärmsten der Armen.

Docteur Jack versetzt den Zuschauer mitten hinein in die heruntergekommenen Armenviertel Kalkuttas. In Gegenden, in denen Krankheiten wie Lepra und Tuberkulose für unermessliches Leid sorgen. Denn die finanziellen und medizinischen Mittel fehlen, um alle ausreichend zu versorgen. Daher hat es sich Jack Preger, der als Sohn jüdischer Eltern geboren wurde, zur Lebensaufgabe gemacht, zu Helfen. Es sind bewegende Bilder, die ihn bei seinen Behandlungen auf den Straßen oder den Krankenstationen der Stadt, zeigen.

Berührungsängste hat Preger keine, im Gegenteil: frei raus und ohne Scheu stellt er z.B. einen Mann zur Rede, der schon länger seine Lepra-Medikamente nicht mehr einnimmt. Oder er kümmert sich mit viel Einfühlungsvermögen um ein kleines Mädchen, das sich nur noch im Rollstuhl fortbewegen kann. Lob gebührt zum einen den Filmemachern, die Preger auf all seinen Stationen begleiten und einen intensiven Einblick in dessen Alltag gewähren. Aber ebenso natürlich Preger selbst, der sich zunächst gegen den Film wehrte. Sich am Ende aber doch bereit erklärte, sich porträtieren zu lassen. Zum Glück, denn so erfahren noch mehr Menschen von seinem selbstlosen Einsatz.

Die Darstellung von Pregers Leben und Werdegang, wird durch alte Privatfotos und rare Bewegtbild-Aufnahmen, unterstützt. An einer Stelle des Films beschreibt Preger das Gefühl, das ihn beim Anblick der Mittellosen in Bangladesch überkam, als er erstmals dorthin reiste. Es erinnerte ihn an die Shoa: "Ich konnte nicht glauben, dass in Zeiten von Frieden, so viel Leid und Armut möglich sind."

17.02.2024

4

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