Denial Grossbritannien, USA 2016 – 109min.

Filmkritik

Der Kampf um die Wahrheit

Björn Schneider
Filmkritik: Björn Schneider

1996 streiten sich eine Professorin und ein Autor vor Gericht, ob es den Holocaust wirklich gab. Der auf wahren Begebenheiten beruhende Film Denial schildert den Kampf um Wahrheit und Gerechtigkeit als faktenreiches, sachlich inszeniertes Gerichts-Drama. Leider verzichtet der Film darauf, eine der Hauptfiguren ausreichend differenziert und ausgewogen darzustellen.

Die Uni-Professorin Deborah E. Lipstadt (Rachel Weisz) wird unerwartet vom britischen Journalisten David Irving (Timothy Spall) verklagt. Der Grund: Verleumdung. Lipstadt hatte dem Holocaust-Leugner Irving vorgeworfen, die Geschichte zu verfälschen. Für Lipstadt kommt ein Vergleich nicht in Frage, weshalb sie sich entscheidet, in den juristischen Kampf zu ziehen. Ein Gerichtsstreit, der durch die Besonderheit des britischen Justizsystems noch verschärft wird. Denn Lipstadts Verteidiger müssen nicht nur ihre Unschuld belegen sondern auch beweisen, dass es den Holocaust nachweislich gab. Gewinnt Irving, gilt die Leugnung der Judenvernichtung als legitimierte Meinungsäußerung.

2005 veröffentlichte Lipstadt das Buch "History On Trial", auf dem der Film basiert. Denial wurde in London und Auschwitz gedreht, inszeniert wurde er vom britischen Regisseur Mick Jackson. Jacksons letzter Film stammt von 2010. In seiner Karriere gelang ihm nur ein kommerzieller Erfolg, der aber gehörte zu den größten Kassenhits der 90er: Bodyguard mit Whitney Houston und Kevin Costner.

Denial ist ein über weite Strecken sehenswertes, mitreißendes Gerichts-Drama, das wichtige Fragen stellt und Denkanstöße gibt – über den Tellerrand der Holocaust-Thematik hinaus. Etwa die Fragen danach, wo Meinungsfreiheit aufhört und wann bewusste Geschichts-Verzerrung und die Leugnung von Fakten, beginnen. Fragen, die heute aktueller und wichtiger sind denn je. Schließlich leben wir im (digitalen) Zeitalter von "fake news", die schon längst Einzug in internationale Wahlkämpfe gehalten haben.

Meist orientiert sich Regisseur Jackson an den wahren Geschehnissen und hält sich an die Fakten. Er inszeniert das hitzig geführte Duell vor Gericht weitestgehend nüchtern und sachlich, emotional unterkühlt wirkt es aber dennoch nie. Das liegt nicht zuletzt an der brillanten Rachel Weisz, die – wie auch Deborah Lipstadt – selbst Jüdin ist. Verbissen, engagiert und manchmal am Rande des Zusammenbruchs, zieht Lipstadt in den Kampf um die Wahrheit.

In einem Punkt aber irrt sich der Film gewaltig: Die einfache Schwarz-Weiß-Zeichnung der Figur David Irving hätte differenzierter und vielschichtiger dargestellt werden müssen. Schon in seiner ersten Szene erscheint er als großer Unsympath inklusive finsterer Miene. Und: scheinbar ohne jegliche menschliche Züge oder Emotionen. Dies ändert sich auch im Verlauf des Films nicht mehr. Somit wird von Beginn an eine tiefergehende Charakterisierung der Figur im Keim erstickt.

17.07.2017

3

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