The Walk USA 2015 – 123min.

Filmkritik

Jeder Traum beginnt mit dem ersten Schritt

Peter Osteried
Filmkritik: Peter Osteried

Überraschungen hält The Walk nicht bereit, weil sich Robert Zemeckis, der auch am Drehbuch mitgeschrieben hat, nahe an die Buch-Vorlage von Philippe Petit hält, der ausführlich beschreibt, wie er in den 1970er Jahren zwischen den Türmen des World Trade Centers wandelte. Man mag es für Wahnsinn halten, vielleicht auch für Arroganz, aber The Walk schafft es, den Reiz, den diese Herausforderung auf den Mann ausgeübt hat, fühlbar werden zu lassen.

Philippe Petit ist kein Gaukler, er ist ein Künstler. Ein Hochseil-Artist, der schon als Kind davon fasziniert ist, auf einem dünnen Draht über dem Abgrund zu balancieren. Immer höher will er hinaus. Nicht, weil er den Tod herausfordern, sondern das Leben in seiner pursten Form genießen will. In Paris balanciert er zwischen den Türmen von Notre Dame, doch das ist nur der Anfang. Als er von den bald fertiggestellten Twin Towers in New York hört, weiß er, dass er zwischen den Türmen gehen muss. Das ist natürlich illegal, aber Petit und seine Freunde setzen nun alles daran, diesen Traum wahr werden zu lassen.

Zemeckis braucht keine Übertreibungen, er muss auch nicht die Geschichte ausschmücken. Im Gegenteil, er kann sich auf die Kraft dieser Erzählung, auf das geschickt formulierte Drehbuch und – das vor allem – auf seinen brillanten Hauptdarsteller Joseph Gordon-Levitt verlassen. Ebenso sehr punktet The Walk aber auch mit den optischen Reizen. Die Effekte sind so exzellent, dass man fast glauben möchte, Gordon-Levitt wäre selbst in luftiger Höhe gewesen.

Die Bilder, die Zemeckis hier liefert, sind atemberaubend. Sie zeigen New York aus einer Perspektive, die nur die wenigsten selbst erlebt haben. Der Höhepunkt des Films lässt den Atem stocken, und das, obwohl man weiß, dass alles gut enden wird. Denn immerhin ist Petit es selbst, der seine Geschichte erzählt. Es sind die Kommentare aus dem Off, die das Geschehen in Kontext setzen, die verstehen lassen, was Petit dort erlebt hat. Es ist ein Gefühl von Zen, das ihn erfasste. Absolute Ruhe, absolute Gelassenheit, nur er und der Draht und die Türme. Ein perfekter Moment, den The Walk auf wundersame Weise beschreibt und einfängt.

Im Grunde ist The Walk die Art filmischer Biographie, die eigentlich nicht funktionieren dürfte. Weil die Geschichte zu gut bekannt ist, weil man weiß, dass der Höhepunkt mit einem Happy End abschließt, aber in Zemeckis‘ Händen wird mehr daraus. Er macht eine Art Caper-Film daraus, nur dass es nicht um die Planung eines Raubs geht, sondern um die Vorbereitungen zu diesem Spaziergang in den Wolken, den man als Zuschauer nicht so schnell vergessen wird.

19.02.2024

4

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Kommentare

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dulik

vor 4 Jahren

Obwohl der Kern der Handlung "nur" ein Lauf über ein gespanntes Seil ist, vermag es der Film über die volle Lauflänge zu unterhalten und erweckt nie den Eindruck, als sei die Geschichte mit unnötigem Inhalt gefüllt worden. Spannend ist die Handlung vor allem, weil das Unterfangen ohne Bewilligung und somit illegal von statten ging. Am Schluss wird man dann mit schwindelerregenden Bildern belohnt, die das Gefühl von Freiheit gekonnt vermitteln.
7.5/10Mehr anzeigen

Zuletzt geändert vor 4 Jahren


anastasiar

vor 7 Jahren

ein genial 3D Film


Deg89

vor 8 Jahren

Die Einführung mag zwar etwas hölzern und die Figur ein wenig oberflächlich wirken. Jedoch zeigt der Film auf wundervolle Art wie Kunst Schönheit und Verbrechen verbindet. Somit entwickelt sich der einfache Plot zu einem interessanten Heist-Movie. Der eigentliche Lauf wird dann gerechterweise als bedrohlich und gleichzeitig als ein wunderschönes Erlebnis präsentiert.Mehr anzeigen


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