The Revenant - Der Rückkehrer USA 2015 – 156min.

Filmkritik

Ein unglaublicher Kraftakt

Christopher  Diekhaus
Filmkritik: Christopher Diekhaus

Leonardo DiCaprio will es wieder wissen. Nachdem der Hollywood-Star 2014 für seine Rolle in The Wolf of Wall Street zum fünften Mal bei einer Oscar-Verleihung leer ausging, bewirbt er sich mit einem weiteren Parforceritt. The Revenant bietet mitreißendes, bildgewaltiges Abenteuerkino, das der Crew und dem Hauptdarsteller alles abverlangt haben dürfte.

Im Jahr 1823 zieht eine Gruppe von Pelzjägern im Norden der USA am Missouri River entlang und wird von hiesigen Ureinwohnern angegriffen. Während zahlreiche Trapper getötet werden, gelingt einigen die Flucht. Doch schon bald stehen die weißen Männer vor einer neuen Herausforderung. Ihr Scout Hugh Glass (Leonardo DiCaprio) überlebt einen Bärenangriff nur mit schwersten Verletzungen, und sein Transport erweist sich als unüberwindbare Hürde. Aus diesem Grund beschließt Captain Henry (Domhnall Gleeson), dass Hughs halbindianischer Sohn Hawk (Forrest Goodluck), der unerfahrene Jim Bridger (Will Poulter) und der skrupellose John Fitzgerald (Tom Hardy) mit dem komatösen Mann zurückbleiben sollen. Fitzgerald will die Genesung allerdings nicht abwarten, tötet Hawk und bringt Bridger mit einer Lüge dazu, Glass seinem Schicksal zu überlassen. Der Verwundete gibt jedoch nicht auf, kann sich irgendwann voranschleppen und hat nur eines im Sinn: Rache.

In den USA sind die Erlebnisse des echten Hugh Glass fester Bestandteil der Westernfolklore und haben viele Autoren zu umfangreichen Beschreibungen inspiriert. Sehr intensiv setzte sich auch Michael Punke mit dem Stoff auseinander und veröffentlichte 2002 einen Roman über das Schicksal des berüchtigten Trappers. Eben dieses Buch diente Alejandro González Iñárritu, der zuletzt mit Birdman or (The Unexpected Virtue of Ignorance) begeistern konnte, als Grundlage für einen archaisch-wuchtigen Überlebenstrip.

Auch wenn wir mehrmals auf beeindruckende Panoramabilder einer zerklüfteten Landschaft blicken, entfaltet der Film seine ganze Kraft in den zahlreichen Nahaufnahmen, die uns direkt am Leiden von Glass teilhaben lassen. Manchmal rückt die Kamera dem Protagonisten so dicht zu Leibe, dass die Linse durch seinen Atem beschlägt. DiCaprio, der in vielen Momenten ohne Sprache auskommen muss, beweist einmal mehr, dass er ein vorzüglicher Darsteller ist. Wie er den unbändigen Willen des Todgeweihten durch Mimik und körperliche Anstrengungen zum Ausdruck bringt, verdient allerhöchsten Respekt.

Plot und Figuren mögen verhältnismäßig schlicht ausfallen, filmisch bieten Iñárritu und Kameramann Emmanuel Lubezki allerdings einiges auf, um den Zuschauer ganz für die grimmige, mitunter äußerst blutige Wildnis-Odyssee einzunehmen. Den Kinobesuch wert ist schon der Angriff der Ureinwohner zu Beginn, der größtenteils als schwindelerregende Plansequenz inszeniert ist und auf der Tonspur von unheilvollen Trommelschlägen begleitet wird.

19.02.2024

4

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Kommentare

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8martin

vor 2 Jahren

Chapeau vor Leonardo diCaprio, der seinen Körper in dieser Rolle über die Maßen geschunden hat. (Oscar!)
Dieser inhaltlich prall gefüllte Western enthält ein marginales Vater – Sohn Drama, in dessen Verlauf auch die indianische Mutter (Grace Dove) ihr Leben verliert. Der Trapper Hugh Glass (Leo) verdient seinen Lebensunterhalt Anfang des 19. Jahrhunderts in den Rocky Mountains.
Mit einer Gruppe von Trappern versucht er sich zu einem Fort durchzuschlagen und wird tödlich verwundet.
Unterwegs erlebt Hugh Feindschaft von Fitzgerald (Tom Hardy), aber auch Hilfsbereitschaft (von Indianern). Unter den gewinnorientierten Trappern gibt es wenig Solidarität. Der Kampf gegen die übermächtige winterliche Natur scheint fast verloren. Die Trapper lassen den halbtoten Hugh allein zurück. Mehrere Höhepunkte verdeutlichen Leos Leidensfähigkeit: der Kampf mit einem Bären, der ihn fast zerfetzt hätte, sowie ein Sprung auf einem Pferd in einen Abgrund und der Schlaf in einem warmen Pferdekadaver, der ihn vor dem Erfrieren rettet. Als eine Expedition nach Hugh und seinem Widersacher Fitzgerald sucht, entwickelt sich der Plot zum Krimi. Hugh hatte die Hochachtung der Indianer erworben, nachdem er ihre Häuptlingstochter Powaqa (Melaw Nakek’o) vor einer Massenvergewaltigung rettet.
Der finale Zweikampf zwischen Hugh und Fitzgerald bildet den krönenden Abschluss dieses Ausnahmewesterns.Mehr anzeigen


Nela

vor 5 Jahren

Eine Meisterleistung


dulik

vor 6 Jahren

Ein visuelles Meisterwerk, welches mit seinen beeindruckend schönen Naturaufnahmen die Schönheit unseres Planet aufzeigt. Ebenso grandios ist die Leistung von Leonardo Di Caprio. Der Oscar war eigentlich schon bei "The Wolf of Wallstreet" verdient gewesen, hier hat er noch einmal nachgedoppelt und den längst überfälligen Preis zu Recht abgeräumt. Der Film ist stellenweise etwas brutal, dafür aber authenisch. Dies ist auch auf die Tatsache zurückzuführen, dass der Grossteil unter realen Bedingungen in der Natur gedreht wurde. Am Ende ist der Streifen vielleicht ein wenig zu lang geraten, ansonsten kann man hier aber gar nichts aussetzen. Grandios.
9.5/10Mehr anzeigen


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