The Little Prince Frankreich, Italien 2015 – 102min.

Filmkritik

Man sieht nur mit dem Herzen gut

Rolf Breiner
Filmkritik: Rolf Breiner

Ein Klassiker für Kinder und Erwachsene. Antoine de Saint-Exupérys «Le Petite Prince/The Little Prince» (zuerst 1943 in New York erschienen) ist mit 150 Millionen verkauften Exemplaren ein weltbekanntes, zeitloses Buch. Mark Osborne hat den «Kleinen Prinzen» in einen 3-D-Animationsfillm mit Rahmenhandlung gepackt.

«Das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar», sinniert der Kleine Prinz. Doch das gerade versuchen die Filmmacher um Mark Osborne (Kung Fu Panda) in ihrem 3-D-Animationsfilm. Jeder, der den Klassiker gelesen hat, entwickelt seine eigene Vorstellung vom blonden Weltenbummler, auch wenn die sparsamen Zeichnungen zur Erzählung einige Vorgaben lieferten. Die Weltenreisen des Kleinen Prinzen geben kaum Stoff für einen abendfüllenden Kinofilm her. Insofern ist das Filmvorhaben vergleichbar mit dem Schellen-Ursli, dessen Geschichte Regisseur Xavier Koller auch ausschmückte. Die britische Autorin Irena Brignull und Partner Bob Persichetti fügten eine Rahmenhandlung hinzu, konzipiert von Osborne: Das etwa neunjährige (namenlose) Schulmädchen (Englisch gesprochen von Mackenzie Fox) wird von ihrer alleinerziehenden Mutter an kurzer Leine gehalten, sie muss für eine Schulaufnahmeprüfung büffeln. Die Mutter hat sie total eingespannt und verplant. Ab und an wird die Schülerin abgelenkt durch einen kauzigen Nachbarn, einem ehemaligen Piloten (Stimmen: Jeff Bridges beziehungsweise Til Schweiger), der immer noch vom Fliegen träumt. Und der zeigt der jungen Besucherin Zeichnungen seiner Pilotenreisen und macht sie mit der Geschichte vom Kleinen Prinzen (Stimme: Riley Osborne, Sohn des Regisseurs) vertraut. Beim Mädchen wird die Phantasie geweckt, und es nimmt an der Geschichte des jungen Weltenreisenden teil, der eine unglückliche Liaison mit einer Rose hat und von Planet zu Planet reist.

Mit einem gelungen technischen Trick verbindet Regisseur Osborne die «reale» und die Fantasie-Buchwelt. Die Rahmenhandlung wird als Computer-Animation geschildert, die Fantasy- und Traumsequenzen im Stop-Motion-Verfahren. So gelingt es, die (literarische) Welt Antoine de Saint-Exupérys mit dem Bezug zur Gegenwart (Alltag) zu verknüpfen. Die Odyssee des Prinzen steht für eine Beziehungskrise, die der Autor Saint-Exupéry (Ehekrise) in dieser Erzählung verarbeitet, die Geschichte des Mädchens für Befreiung aus dem Alltag, für Selbstfindung, Freiheit und Phantasie. Das Kunstmärchen des französischen Autors und Fliegers Saint-Exupéry über Beziehungen, Krisen, Anpassung und Freundschaft wurde kongenial umgesetzt. Der Zauber des Buches hat auch den Film positiv beeinflusst. Der Ton stimmt: «Es ist ganz einfach: Man sieht nur mit dem Herzen gut. Das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar.»

19.02.2024

4

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Kommentare

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frozone

vor 8 Jahren

Da die Geschichte vom kleinen Prinzen nicht genug Stoff für einen Spielfilm hergibt, musste eine Rahmengeschichte hinzugedichtet werden. Das gelingt auch sehr gut mit der Stop/Motion-Welt und der "realen" Welt. Als die zwei Handlungsstränge sich später überschneiden und hinzugedichtet wird, gerät das ganze dann aber zu amerikanisch und plakativ. Schade, vor allem weil deswegen die an sich kurze Originalgeschichte gekürzt wurde...Mehr anzeigen


kurusaua

vor 8 Jahren

Mega herzig... ein guter film


moviegoer

vor 8 Jahren

Absolut empfehlenswert für die ganze Familie. Ein Film mit grosser Leidenschaft und Sinn für das was wirklich zählt im realen Leben.


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