The Hateful Eight USA 2015 – 167min.

Filmkritik

Hüttenkoller

Christopher  Diekhaus
Filmkritik: Christopher Diekhaus

Der Meister des lässig-brutalen Pulp-Kinos ist zurück und hat im Gepäck eine Melange aus Western, Krimipuzzle und blutigem Kammerspiel, die in einem Ultra-Breitbildformat gedreht wurde. The Hateful Eight lässt Tarantinos typischen Witz und seinen Hang zur Provokation immer wieder aufblitzen, wirkt insgesamt aber seltsam unausgegoren und bleibt so hinter den beiden letzten Arbeiten des Kultregisseurs zurück.

Einige Jahre nach dem amerikanischen Bürgerkrieg fahren der Kopfgeldjäger John Ruth (Kurt Russell) und seine Beute, die Verbrecherin Daisy Domergue (Jennifer Jason Leigh), in einer Kutsche durch das verschneite Wyoming. Unterwegs steigen der Ex-Soldat Marquis Warren (Samuel L. Jackson), der inzwischen ebenfalls als bounty hunter tätig ist, und der zwielichtige Chris Mannix (Walt Goggins) zu, der sich als neuer Sheriff von Red Rock ausgibt. Jener Stadt, in der die Kutschenfahrt enden soll. Als ein gewaltiger Schneesturm aufzieht, legt die kleine Reisegruppe einen Zwischenstopp in Minnies Miederwarenladen ein, wo sich bereits der Mexikaner Bob (Demián Bichir), der Henker Oswaldo Mobray (Tim Roth), der schweigsame Joe Gage (Michael Madsen) und der frühere Südstaatengeneral Sandy Smithers (Bruce Dern) vor dem Unwetter in Sicherheit gebracht haben. Lange dauert es nicht, bis sich unter den Fremden erste Konflikte auftun.

Quentin Tarantino ist ein großer Schauspielerregisseur. Das beweist er auch in seinem mittlerweile achten Spielfilm (sofern man die Kill Bill-Werke als Einheit sieht). Kurt Russell scheint wie gemacht für die Rolle des kernig-pragmatischen Kopfgeldjägers. Jennifer Jason Leigh hinterlässt als renitente Gefangene einen starken Eindruck. Walt Goggins überrascht als linkischer Wendehals. Tim Roth gibt den Briten Mobray in herrlich affektierter Christoph-Waltz-Manier. Und Tarantinos langjähriger Weggefährte Samuel L. Jackson besticht durch ausgeprägte Nonchalance – selbst dann, wenn seine Figur zynische Bösartigkeiten von sich gibt.

Wie sonst auch setzt der Pulp Fiction-Schöpfer in den Dialogen auf ironisch-provokante Anspielungen und stellt nach der Italo-Klassiker-Hommage Django Unchained erneut den westerntypischen Rassismus aus. Wunderbare Zuspitzungen gelingen Tarantino ein ums andere Mal. Und doch will dem Texaner hier bei weitem nicht alles glücken. Manche Pointen wirken schal. Einige Wortduelle drehen sich im Kreis. Und insgesamt fällt die manchmal zähe Handlung verhältnismäßig schmucklos aus. Daran können auch die Winkelzüge der Protagonisten und die eingestreuten Rückblenden nichts ändern. Etwas unausgereift fühlt sich außerdem die Mischung aus Westernkammerspiel und Agatha-Christie-Rätsel an, die im letzten Drittel in wilden Splatter-Modus übergeht. Kalkulierte Verstörung ohne den ganz großen Überraschungseffekt.

26.01.2016

3

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Kommentare

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Janissli

vor 5 Jahren

Der Film ist total lang, doch mit den witzigen Dialogen und den Teils völlig absurden Szenen ist er unterhaltsam. Man sollte sich jedoch darauf einlassen, um die teils langathmigen Szenen aushalten&geniessen zu können. Ein typischer Tarantino Film mit viel Blut und frechen Sprüchen.


dulik

vor 6 Jahren

Was Quentin Tarantino hier geschaffen hat, ist schlicht und einfach genial und ein Hochgenuss zum Zuschauen. Ein Kammerspiel, welches über die ganze Lauflänge spannend bleibt und Unterhaltung pur bietet. Das Miminum an Kulisse und ein paar wenige, aber glänzend agierende Akteure reichen vollkommen aus. Dank den hervorragenden Dialogen vergehen die fast drei Stunden Lauflänge so schnell, wie selten in einem Film dieser Dauer. Bitte mehr davon!
9/10Mehr anzeigen


Mikelking

vor 7 Jahren

Spannung pur!


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