CH.FILM

Swing it Kids Deutschland, Schweiz 2015 – 81min.

Filmkritik

Big in Japan

Urs Arnold
Filmkritik: Urs Arnold

Swing, Jazz, und dazwischen auch mal Misstöne: Swing it Kids begleitet die Ostschweizer Jugend-Big-Band auf einer Konzertreise in Japan.

Als musikalisches Nachwuchstalent auf internationale Tour gehen: Möglich ist das mit den Swing Kids aus der Ostschweiz. Einer Big Band, die sich aus Kindern und Jugendlichen zwischen 9 und 18 Jahren zusammensetzt. 50 Konzerte spielt die Truppe über das Jahr hinweg alleine in der Schweiz. Aus dem Erlös dieser Auftritte finanziert sie sich jährlich eine Auslandtour, die in den Schulferien durchgeführt wird.

Bei den Swing Kids nehmen jeweils die Grösseren die Kleineren unter ihre Ägide. Der unbestrittene Kopf der Big Band ist indes Dai Kimoto, ein in der Schweiz lebender Japaner mit Siebziger-Jahre-Haarschnitt, der sich einst als Jugendlicher gegen den Sport und für die Musik entschieden hat, weil diese in die Seele vordringen könne. Als Orchesterleiter vertritt er löbliche Werte, welche die Kids beflissen aufnehmen und ihrerseits wiedergeben – auch wenn ab und an zwischen Reife und Altklugheit kaum ein Notenblatt Platz findet.

Dai Kimotos Sohn Fabian hat mit Swing it Kids ein Werk geschaffen, das sich eigentlich über sechs Jahre spannt, als dominierendes Element jedoch die Japan-Tournee 2011 sieht. Zweieinhalb Wochen in einem fernen Land: Zuerst reisst dies die Kids zu wahren Euphoriestürmen hin. Furiose Auftritte folgen, inklusive Posieren für Fans und Autogramme schreiben. Der Touralltag präsentiert sich passagenweise atemlos montiert, was in der Kombination mit der wackeligen Handkamera-Ästhetik auch gerne mal der Zappeligkeit zu viel ist.

Gegen Ende der Tour leiden dann vor allem die Frischlinge unter grossem Heimweh. Und das sind nicht die einzigen Misstöne auf dieser Reise, die durch ein Japan führt, welches die direkten Nachwehen der Natur- und Strahlenkatastrophe spürt. Fabian Kimoto fängt die Spannungen in der Truppe ein, führt Einzelgespräche. Schade nur, dass er nach der Tour nicht nachfasst, als etwa Valérie aus der Band aussteigt. Aussen vor bleiben auch generelle Infos, zum Beispiel wie man überhaupt Teil der Swing Kids werden kann, und wie lange sie bereits existieren. Und gerne hätte man auch etwas mehr über seinen Vater erfahren. Was brachte ihn in die Schweiz, wie kam er zum Projekt?

Trotzdem: Wer Big-Band-Sound mag, sprich das Fusswippen zu Glenn Miller und Co. partout nicht sein lassen kann, sollte sich diese Dokumentation auf jeden Fall anschauen. Nicht zuletzt spiegelt diese im kleineren Massstab das Tourleben von bekannten Musikern wieder, mit all seinen positiven und negativen Seiten.

18.02.2024

3

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Kommentare

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Laryth

vor 8 Jahren

Sehr authentisch, ehrlich und direkt. Vielen Dank an die Kids, welche uns Zuschauern einen Einblick in sehr persönliche Bereiche gewährten. Man spürt die Freude und Leidenschaft zur Musik gekoppelt mit dem Drang zur Perfektion einfach wunderbar!


andrea61

vor 8 Jahren

Bei diesem Film kannst du nicht stillsitzen, er ist belebend, erfreuen, beschwingend, traurig, lebensnah. Jugend und Musik - ein tolles Lebens-Elixier!


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