Nomaden des Himmels Kirgisistan 2015 – 81min.

Filmkritik

Abseits der Zivilisation

Björn Schneider
Filmkritik: Björn Schneider

In ruhigen, sanften Bildern der prächtigen Natur Kirgisiens, schildert das Drama Heavenly Nomadic das Leben einer Familie, die weit weg von der Großstadt in den Bergen des Landes ein einfaches Nomadenleben führt.

Der alte Hirte Tabyldy (Tabyldy Aktanov) lebt mit seiner Frau, der Schwiegertochter Shaiyr und deren siebenjähriger Tochter in der abgeschiedenen Natur Kirgistans. Shaiyrs Mann ist tot, deswegen ist Tabyldy das Familien-Oberhaupt. Als sich eines Tages der Meteorologe Ermek (Jenish Kangeldiev) direkt neben Shaiyrs Zuhause niederlässt, kommt es zu Veränderungen: die Beiden kommen sich näher und Tabyldy befürchtet, dass sich seine Schwiegertochter bald für ein sesshaftes Leben in der Stadt entscheidet. Als dann auch noch Shaiyrs Sohn auftaucht und vom Großstadtleben schwärmt, wird Tabyldy bewusst: ein neues Zeitalter steht bevor, in der das traditionellen Nomadenleben gefährdet ist.

Regisseur Mirlan Abdykalykov ist eigentlich Journalist, interessierte sich aber noch vor seinem Journalismus-Studium an der "National University" in Kirgistan für die Schauspielerei und Film. So war er in drei Filmen seines Vaters – ein bekannter Regisseur des Landes – in der Hauptrolle zu sehen, bevor er vor einigen Jahren seinen ersten eigenen Kurzfilm realisierte. "Nomaden des Himmels" wurde 2015 von Kirgistan für den Auslands-Oscar vorgeschlagen.

In Heavenly Nomadic geht es ruhig und entschleunigt zu. Regisseur Abdykalykov passt sich mit seinem Regie-Stil ganz dem friedlichen Leben der Familie an, die weit weg von der modernen Zivilisation lebt. Mit langen Einstellungen und ohne allzu viele Schnitte, lässt er die bestechend schöne Natur mit ihren märchenhaften Gebirgslandschaften, schneebedeckten Gipfeln und blauen Seen für sich sprechen. Die Kamera fängt all dies in atemberaubenden Bildern ein. In seiner meditativen Sanftheit und Stille hat der Film etwas Spirituelles, was sich auch in den von Tabyldy erzählten alten Volkssagen und Mythen immer wieder zeigt.

Der Film ist aber weit mehr als ein sinnliches Erlebnis mit großartigen Panoramen. Er schildert auch das harte Leben einer traditionellen Nomadenfamilie, die sich durch die Umwälzungen der modernen Zeit in ihrer Existenz bedroht sieht. Das klassische Nomadentum wird ganz unmittelbar mit der Neuzeit konfrontiert: unberührte, Orte, in denen Menschen im Einklang mit der Umgebung und der Naturmythologie leben, treffen auf die Vorzüge und Reize der zivilisierten Großstadt. Diese ist zwar nie im Bild, aber vor allem Shaiyrs Sohn berichtet nach seiner Rückkehr von den Verlockungen der Stadt. Die Zeiten hätten sich nun einmal geändert, sagt er an einer Stelle. Und da wird auch Tabyldy bewusst, dass das einfache Nomadenleben für die meisten jungen Menschen nichts mehr ist. In diesen Momenten versteht es der Film, Gefühl, Melancholie und Nostalgie entstehen zu lassen.

23.05.2016

4

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