Sicario USA 2015 – 121min.

Filmkritik

Sicario

Patrick Heidmann
Filmkritik: Patrick Heidmann

Dass Denis Villeneuve für sein Drama Incendies für den Oscar nominiert wurde, ist gerade einmal vier Jahre her. Doch der Frankokanadier brauchte danach nicht lange, um sich als einer der spannendsten und gefragtesten Regisseur auch im englischsprachigen Kino einen Namen zu machen. Nach seiner versponnenen kleinen Doppelgänger-Geschichte Enemy und dem Oscar-nominierten Thriller Prisoners legt er nun mit Sicario, der seine Weltpremiere in Cannes feierte, schon wieder einen neuen Film vor – und verblüfft schon wieder mit Vielseitigkeit und Ausnahme-Qualität.

Auch diese Geschichte (Drehbuch: Taylor Sheridan) lässt sich problemlos als Thriller bezeichnen, doch Villeneuves Thema ist dieses Mal deutlich politischer. Ausgehend von der ebenso ambitionierten wie aufrichtigen FBI Agentin Kate Macer (Emily Blunt), die von ihren Bossen in immer tiefere Abgründe hinabgezogen wird, widmet er sich dem gnadenlosen Drogenkrieg im amerikanisch-mexikanischen Grenzgebiet. Regeln gelten hier nicht und unbeschadet kommt niemand aus der Sache heraus, weder ihr Vorgesetzter (Josh Brolin) noch der von außen hinzugezogene, scheinbar aus eigenen Motiven handelnde Alejandro (Benicio Del Toro). Und schon gar nicht jemand, der an seinen Idealen festhält.

Die Spannung, die Villeneuve in Sicario heraufbeschwört, ist eine andere als die in Prisoners, wo der Plot und dessen Auflösung sich sehr viel deutlicher umreißen ließen. Hier breitet sie sich zunächst eher subtil und dräuend aus, verdichtet sich erst recht spät und ist doch permanent spürbar. Der bedrohlich vor sich hin köchelnden, weit von typischer Filmmusik entfernte Score, den Jóhann Jóhansson (Oscar-nominiert für The Theory of Everything) dazu komponiert hat, ist eine Klasse für sich. Gleiches gilt für die herausragende Kameraarbeit von Roger Deakins, dessen vermeintlich alltägliche Vogelperspektiven-Bilder von einer Reihe von schwarzen SUVs, die in minutenlanger Präzisionsarbeit die Brücke mit dem US-mexikanischen Grenzübergang passieren, man für lange Zeit nicht aus dem Kopf bekommt.

Auch die prominente Besetzung überzeugt auf ganzer Linie, nicht zuletzt Del Toro, der sich mit Filmen über den Kampf gegen die Drogenclans spätestens seit seinem Oscar-Gewinn für Traffic auskennt. Um ein Haar wäre Villeneuve also ein Meisterwerk gelungen, das in der gleichen Liga spielt wie Michael Mann in seinen besten Zeiten. Dazu hätte Sicario nur vielleicht etwas mehr zu sagen haben müssen als die nicht gerade neue Erkenntnis, dass es in diesem Krieg keine Gewinner gibt, Gut und Böse sich selten trennen lassen und alle Beteiligten in Grauzonen operieren.

07.10.2015

4

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Kommentare

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dulik

vor 5 Jahren

Ein sehr starker Thriller mit grandiosen Darstellern. "Sicario" überzeugt mit einzigartigen Bldern aus teils ungewohnten Perspektiven. Die Luftaufnahmen sind dabei besonders einprägsam. Der Film hat viele sehr spannende Momente, jedoch auch einige Längen. Um der Handlung zu Folgen, bedarf es über die ganze Lauflänge der vollen Aufmerksamkeit - genau was man von einem etwas anspruchsvollerem Thriller erwarten darf.
8.5/10Mehr anzeigen


Patrick

vor 8 Jahren

Brutaler und verstörender Thriller, mit einem grandiosen spieltem Benicio Del Toro. Sicario ging mit 3 Oscar ins Oscar-Rennen(Filmmusik, Tonschnitt, Kamera) ging aber leider leer aus.


Deg89

vor 8 Jahren

Atemberaubende Bilder und ein erdrückendes Kriegsszenario zeigen einen düsteren Blick auf die Drogenpolitik. Die Perspektive aus der Sicht eines nebensächlichen mexikanischen Polizisten gehört zum kleinen Höhepunkt des Films. Die Hauptdarstellerin agiert jedoch nur als beobachterin und hat leider keine wirkliche Funktion.Mehr anzeigen


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