Jack Österreich 2015 – 95min.

Filmkritik

Der verwegene Poet

Urs Arnold
Filmkritik: Urs Arnold

Die Regisseurin Elisabeth Scharang verfilmt auf ihre Weise den Fall Jack Unterweger, der in den Neunzigern in Österreich für Schlagzeilen sorgte.

1974 ermordet Jack Unterweger (Johannes Krisch, "Revanche") ein Mädchen auf brutalste Art und Weise. Zu einer lebenslangen Freiheitsstrafe verurteilt, entwickelt die raue Persönlichkeit im Gefängnis bald eine Affinität zum Schreiben. In Gedichtform verarbeitet er seine Vergangenheit, die wie bei nicht wenigen Gewaltverbrechern eine schwere Kindheit mit einschliesst.

Aus den Zeilen lesen nicht nur seine zahlreichen weiblichen Bewunderinnen Läuterung heraus. Nach 15 Jahren wird Jack entgegen der Wahrscheinlichkeit begnadigt. Der Knastpoet ist auf freiem Fuss, das Momentum seines. Auf smarten Dandy getrimmt, tritt er in Talkshows auf, gibt Lesungen, er erhält Bildstrecken in Magazinen und wird umgarnt von Frauen – allen voran von seiner Affäre Susanne (gewohnt gut: Corinna Harfourch), die ihn finanziell unterstützt.

"Ich will ganz oben sein", sagt Jack kurz nach seiner Freilassung unbescheiden. Bald geht es jedoch nicht mehr darum, auf welcher Sprosse der Erfolgsleiter er steht. Eine Mordserie an Prostituierten hält Österreich in Atem. Die Fahnder nehmen Jack ins Visier, der dadurch aus der Ruhe gerät.

Jack Unterweger ist in Österreich eine bekannte Person, sein Fall wirkt bis heute nach. Viel wurde über ihn geschrieben, John Malkovich verkörperte ihn auch schon auf der Bühne. Als erfolgreichen Resozialisierungsfall hatte die Gesellschaft den Mann nach der Freilassung gefeiert, um nur Monate später entsetzt seine Verdächtigung und erneute Verurteilung zu vernehmen.

Ob er weitere Frauen getötet hat, darüber sind sich die einen ganz sicher, andere keineswegs. Elisabeth Scharang bekundete ihre Zweifel an Unterwegers Schuld in diversen Interviews, genauso wie auch ihr Film keine klare Position einnimmt. Das ist nur konsequent, will doch „Jack“ ohnehin keine penible Rekonstruktion der Begebenheiten sein. Zahlreiche grössere und kleinere Details finden sich dazugedichtet. Das geht soweit, als das Scharang ihre Hauptperson einmal in der Jacke von Ryan Goslings Figur in Drive kleidet.

Unterweger selbst ist in diesem Film ein Mann mit Tattoos und aufgepumpten Ego, affektiert, aber mit Ausstrahlung. Wenn Krisch ihn bedrohlich spielen muss, flösst er ungemein Angst ein. Doch es gibt auch die Szenen, da schlägt die Übersteigerung in unfreiwillige Komik um, und die Figur verliert an Imposanz. Der Film selbst widmet dem mittleren Akt, in dem Unterweger zum Popstar hochsteigt, etwas viel Zeit. Auch hätte er im letzten durchaus etwas spannender geraten, und immer noch den Fokus auf Unterweger behalten können. Letztendlich bleibt die Geschichte dieses Mannes, deren Grundpfeiler von Scharang übernommen wurden, aber interessant genug, um am Film dran zu bleiben.

11.08.2015

3

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