CH.FILM

Heidi Deutschland, Schweiz 2015 – 111min.

Filmkritik

Huldigung an Heimat und eine Heldin

Rolf Breiner
Filmkritik: Rolf Breiner

Ein Name ging um die Welt: «Heidi». 135 Jahre nach der Buchveröffentlichung belebt das aufgeweckte Mädchen aus den Bündner Bergen wieder Herzen und Kinos. Alain Gsponer hat die Odyssee der Heldin frisch und herzig in Szene gesetzt. Ein Familienhighlight.

Ja, so hat man das Meiteli aus den Bündner Bergen in Erinnerung (aus Lektüre und Filmen): das Waisenkind aus den Bergen, das es in die Stadt Frankfurt verschlägt – lebenslustig, beherzt und sensibel. Heidi ist ein literarisches Phänomen, hat Weltkarriere gemacht, ist eine Weltmarke geworden – im Tourismus, in der Unterhaltung, im Kulturbewusstsein, in der Eventbranche. Johanna Spyris Bücher «Heidis Lehr- und Wanderjahre» (1880) und «Heidi kann brauchen, was es gelernt hat» (1881) haben das Image der Schweiz mitgeprägt, Spuren hinterlassen und für zahlreiche Adaptionen gesorgt – von Comics, Spiel- und Trickfilmen bis zum Musical. «Heidi» ist längst zum Markenartikel geworden – nicht nur für Graubünden.

Bedurfte es da noch eines weiteren Kinofilms? Schauspielguru Bruno Ganz hatte zuerst seine Zweifel, war dann aber als Alpöhi mit Herz und Verstand beim Heidi-Drama engagiert dabei. Er hielt es für seine patriotische Pflicht, die Rolle zu übernehmen, hat er einmal bemerkt. Skeptisch war zuerst auch Drehbuchautorin Petra Volpe, die mit Traumland 2014 ein ungeschöntes Zürcher Strassenstrichdrama realisierte. Letztlich liess sie sich vom Stoff hinreissen und verfasste das Drehbuch zeitgemäss und publikumswirksam.

So entstand der neuste «Heidi»-Heimatfilm, der zwar nicht ohne Postkarten-Idyllen und rührige Momente auskommt, aber geschickt zwischen Kitsch, Kommerz und Kinoansprüchen laviert. Die Geschichte dürfte bekannt sein: Das Waisenmädchen Heidi (Anuk Steffen) wird von ihrer Tante auf die Alp abgeschoben – zum verschlossenen griesgrämigen Öhi (Bruno Ganz). Der Alte, der in Abgeschiedenheit hoch auf einer Alp haust, weiss anfangs mit dem Wildfang wenig anzufangen, der sich mit dem Geissenpeter (Quirin Agrippi) anfreundet. Aller Anfang ist schwer – auch für Heidi, als sie wie ein Medikament nach Frankfurt verfrachtet wird, um die kränkliche Klara aus grossbürgerlichem Haus seelisch aufzupäppeln. Man setzt grosse Stücke auf Heidi, allein die Gouvernante, das garstige Fräulein Rottenmeier, torpediert das Vorhaben. Heidi erkrankt an Heimweh. Ein guter Geist, Klaras Oma (Hannelore Hoger), weiss Rat.

Man mag diesem Film – ein klar strukturiertes Produktionsprodukt, das acht Millionen Franken kostete – einige Schwächen nachsehen (Haar- und Schminkanschlüsse, Sprach-Sprünge u.a.), darf aber guten Gewissens dem neusten «Heidi»-Aufguss Professionalität, Publikumsgespür und Empathie für den Stoff bescheinigen. Ein herziges frisches Ensemble, ein cleverer Mix aus Natur und Stadt, Wunsch und Wirklichkeit setzt ein gut gemeintes Zeichen im Kinostrom der Actionspektakel, Gewalt- und Crashorgien. Film-«Heidi» animiert und lädt zum Familienausflug.

19.02.2024

4

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Kommentare

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hansi_voigt

vor 7 Jahren

Der ideale Film für den Kinder-Kino-Ausflug.


Moviefan-Lena M .

vor 8 Jahren

Liebe Heidi, du verdienst einen Oscar!


victor_knebel

vor 8 Jahren

Heimatfilme sind nicht meine Lieblings-Sparte. Aber dieses Heidi liess mich nach Verlassen des Kinos irgendwie stärker sein als zuvor. Und genau das passiert mir bei Action-Streifen nie. Sehr empfehlenswerter Film.


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