Hardcore Russische Föderation, USA 2015 – 90min.

Filmkritik

Im Dauer-Ausnahmezustand

Christopher  Diekhaus
Filmkritik: Christopher Diekhaus

Fehlenden Mut kann man dem russischen Spielfilmdebütanten Ilya Naishuller gewiss nicht vorwerfen. Vielmehr zieht er in seinem entfesselt-brutalen Actionkracher Hardcore Henry die Ego-Shooter-Perspektive aus seinem Video zum Song "Bad Motherfucker" konsequent durch. Ein filmisch unkonventionelles Unterfangen, das sich mit der Zeit aber spürbar abnutzt.

Gemeinsam mit dem Protagonisten Henry, einer kybernetisch aufgemotzten Kampfmaschine, erwacht der Zuschauer in einem Labor und lernt dort die Wissenschaftlerin Estelle (Haley Bennett) kennen, die sich als Ehefrau vorstellt. Gerade als sie den Stimmengenerator aktivieren will, werden die Räumlichkeiten von schießwütigen Söldnern und dem telekinetisch begabten Akan (wenig charismatisch: Danila Kozlovsky) gestürmt, der eine Armee biotechnisch aufgerüsteter Soldaten heranzüchten will. In einer Rettungskapsel können Henry und Estelle das auf einem Flugschiff gelegene Labor verlassen, werden auf den Straßen Moskaus aber erneut von Akans Schergen gestellt. Der Beginn einer atemlosen Hetzjagd, die immer wieder blutige Opfer fordert.

Wer im Kino Wert auf Inhalt und Figuren legt, sollte Hardcore Henry tunlichst meiden, da der Film – dem Titel entsprechend – seine Ausgangsidee einzig und allein für eine ungebremste Actionsause nutzt. Subtil ist hier rein gar nichts. Das unterstreicht schon der Vorspann, in dem menschliche Körper in Zeitlupe mit Waffen und anderen Gegenständen traktiert werden. Rüde Gewaltausbrüche bestimmen auch das weitere Geschehen, das parallel mit schwarzhumorigen Einlagen durchzogen ist. In den Vordergrund spielt sich dabei der durchgeknallte Jimmy, der Henry in diversen Klon-Manifestationen zur Seite springt und dank Sharlto Copleys überdrehter Darbietung für einige denkwürdig-skurrile Momente sorgt.

Die Ego-Perspektive hat durchaus ihren Reiz. Etwa, wenn wir mit Henry geduckt zwischen geparkten Autos vor Akans Bluthunden flüchten oder aber eine Hauswand im Eiltempo emporklettern. Auf Spielfilmlänge ausgewalzt, wirkt das Dauergewackel der GoPro-Kamera allerdings anstrengend und könnte in einigen wild-ausufernden Kampfsequenzen sogar zu handfesten Schwindelgefühlen führen. Anders als es die subjektive Sicht vermuten lässt, bleibt eine bedingungslose Identifikation mit der Hauptfigur aus, da sie bis zum Ende eine sprachlose Killermaschine ohne Profil und Innenleben ist. Während man bei einem First-Person-Shooter am PC selbst die Fäden in der Hand hält und zwangsläufig mitten ins Geschehen eintaucht, fühlt es sich bei Hardcore Henry oftmals so an, als sei man einfach nur dabei. Auch das kann freilich spannend sein, über etwas mehr als 90 Minuten aber genauso gut ermüden.

15.04.2016

2

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Kommentare

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dulik

vor 5 Jahren

An Mut hat es den Machern von "Hardcore" mit Sicherheit nicht gefehlt, zumal ein Film, der ausschliesslich in der Ego-Perspektive aufgenommen wurde, wohl einzigartig sein dürfte. Was zwar durchaus innovativ ist, hat aber auch seine Schattenseite, denn die wacklige Kamera ist auf Dauer schon etwas anstrengend und der Film daher auch etwas zäh. Teils sehr brutale und auch irrwitzige Szenen sorgen jedoch für Aufwind.
6.5/10Mehr anzeigen


Patrick

vor 6 Jahren

Man fühlt sich bei Hardcore als wäre man für fast 100 Min.in einem Ballergame gefangen bei dem auf krankhafte aber coole Art die Gegner abgemurkst werden.Auch wen Hardcore kein Quentin Terantino Movie ist kommt er als Lola Rennt Im Terantino Filmstill daher dafür gibts 3.1/2 Patronen


tuvock

vor 7 Jahren

Teil 2 der Filmkritik:

Der eigentliche Jimmy ist ein Genie, das querschnittsgelähmt an einen Rollstuhl gefesselt ist und von diesem aus nach Belieben verschiedene geklonte Inkarnationen fernsteuert. Einst arbeitete er für Akan und sollte ihm eine Armee loyaler Cyborg Soldaten züchten; als diese jedoch Akans Anforderungen nicht entsprachen, brach Akan Jimmy das Rückgrat, so dass dieser nur noch an grausame Rache zu denken vermag. Es stellt sich jedoch heraus, dass Henry unwissentlich ein Signal an Akan sandte und so die Position von Jimmys geheimem Labor enthüllt hat. Akan kündigt über einen Bildschirm hämisch lachend seine baldige Ankunft an.

Und dann geht es erst richtig los.

Das ganze ist ein Ego-Shooter-Film so was habe ich nicht so in der Art noch gesehen ist also neu. So dann ist der Film viel zu gewalttätig, schon bei der Einleitung bevor der Film anfängt, also Vorspann mit Namen usw., ja da ist schon viel Gewalt zu sehen was den Zuseher gleich dann mal ein bisschen wundert, weil er ja damit nicht rechnet. 10 verschiedene Stuntmänner mussten herhalten für die Rolle des Henry im Film was auch klar ist wenn man sieht was er alles durchmacht, und wie viele Stunts der hatte. Ja also eine Neuerung welcher Film hat schon einen Darsteller der 10 x gedoubelt wird von 10 Leuten?

Wenn man sich vorstellt dass dieser Film so ein super Film werden sollte und weil er aus der Perspektive der Hauptrolle gedreht wurde auch ein Novum darstellte, denkt man sich man hat einen guten Film vor sich. Meiner Meinung nach zu viel Brutalität, das mit der Ego-Shooter Ansicht finde ich blöd, dafür sein Geld auszugeben unnütz, ich finden den Film von der Schauspielerischen Leistung her nicht gut, die Handlung ist nicht besonders, das Drehbuch sehr dünn, man merkt, die Handlung ist so gesetzt worden das einige Szenen einfach einen Zusammenhang brauchten was ich dann wieder nicht so gut finde.

Ich hätte auch gerne gewusst einige Male, wieso ist Henry mal da und dort, und wieso kann er so viel? Naja er ist ein Cyborg aber trotzdem denke ich. Erklärt zur Technik und Medizin wird nicht viel leider. Ach ja und der Film ist grausam, was da getötet wird und geblutet wird, was da zerstört wird, das ist wirklich viel, kommt mir bald wie ein Horrorfilm vor, ich denke, in der heutigen Zeit sind solche Filme unnötig da es genügend Gewalt gibt. Jetzt auch im Kino, und ja Henry kann ja nicht reden und das finde ich auch blöd. Mans sieht Grausamkeiten die man nicht sehen muss in Großaufnahme und deswegen finde ich den Film krank. Ich hätte eigentlich das Kino verlassen müssen war aber dennoch gebannt. Meine arme Freundin hat die Augen zu gemacht, sah angewidert weg, war nachher sauer sich so einen Film ansehen zu müssen und wegen so was auszugehen, noch dazu wo ich ihr sagte ein Actionfilm und das war nicht mal ein reiner Männerfilm das war ein Film für Irre Gewalttätige Gewaltliebhaber meiner Meinung nach aber die ist eh unwichtig. Sicher war viel los Action satt, aber viel zu viel Brutalität eben wenn ich das noch nicht erwähnt habe, das mit der Ich-Perspektive ist blöd, Schauspielerisch nicht so super, Handlung naja es geht und Drehbuch geht so ja und das Ganze mit Mafia und Moskau auch nicht so super.

Und im Kino lachen die Leute kurz wenn da ein Kopf zerplatzt, meine Güte was für Irre sind das bitte? 50 von 100 Punkten mehr kriegt der Mist nicht.Mehr anzeigen


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