Halbe Brüder Deutschland 2014 – 117min.

Filmkritik

Den Spass an die Wand gefahren

Christopher  Diekhaus
Filmkritik: Christopher Diekhaus

Drei Halbbrüder mit unterschiedlichen kulturellen Wurzeln begeben sich auf eine turbulente Reise quer durch Deutschland. Was komisch klingt, erweist sich schnell als ermüdendes Roadmovie mit vielen lahmen Gags und schablonenhaften Konflikten, die das dynamische Zusammenspiel der Hauptdarsteller immer wieder untergraben.

Julian (Paul "Sido" Würdig), ein deutscher Familienvater, Yasin (Fahri Yardim), ein verwöhnter Türke, und Addi (Tedros "Teddy" Teclebrhan), ein afrikanischer Rapper, staunen nicht schlecht, als sie in einem Notarbüro aufeinandertreffen und erfahren, dass sie Halbbrüder sind. Mehr noch: Ihre gemeinsame Mutter, eine Nonne, hat den jungen Männern eine Erbschaft hinterlassen, an die sie nur gelangen können, wenn sie sich zusammenraufen. Während Yasin und Addi zähneknirschend beschließen, die Hinterlassenschaft zu heben, will Julian mit seinen "neuen" Verwandten nichts zu tun haben. Der windige Trickbetrüger ändert seine Meinung erst, als er und seine Familie von einem Schuldeneintreiber bedroht werden. Der Startschuss für einen Roadtrip, der die drei Chaoten bis nach Fehmarn führt.

Nachdem der deutsche Filmemacher Christian Alvart (Pandorum) bislang in erster Linie Thriller- und Krimistoffe vorgelegt hat, nimmt er sich hier erstmals eine Komödie vor. Eine eigentlich begrüßenswerte Entscheidung, die allerdings massiv darunter leidet, dass Halbe Brüder auf einem formelhaft zusammengeschusterten Drehbuch basiert. Das Bemühen um Absurdität und Lässigkeit ist vom Start weg zu spüren, wirkt aber oftmals arg aufgesetzt. Angefangen bei Addis bemüht coolem Gangstergehabe über skurrile Nebenfiguren wie den rosafarbenen Hasen bis hin zum Brachialhumor, der sich fortlaufend Bahn bricht, scheint der Film dem Betrachter regelrecht einhämmern zu wollen, wie cool er ist, erreicht häufig aber nur das Gegenteil. Viele Pointen versanden, und die Reise der Protagonisten verkommt zum ärgerlichen Stationen-Hopping, bei dem all die Bundesländer abgeklappert werden, aus denen die Macher Fördermittel erhalten haben.

Halbherzig und unausgegoren sind schließlich auch die Versuche, das überdrehte Geschehen emotional abzufedern. Während Julian und Addi mit familiären Verantwortungen konfrontiert werden, muss der verklemmte Yasin seine ersten amourösen Erfahrungen sammeln. Figurenkonflikte, die zu keinem Zeitpunkt ernsthaft bewegen, wobei man den spielfreudigen Darstellern wohl am wenigsten Vorhaltungen machen kann. Bezeichnend für den ganzen Film ist, dass er eine löbliche Integrationsbotschaft vermitteln will, diese aber meistens platten Scherzen opfert.

16.04.2024

2

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Kommentare

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maja71

vor 9 Jahren

Durchzogener Film: Je nach Ein- und Vorstellung zu Sido und Co. findet man den Film gut oder fade....


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