Am grünen Rand der Welt Grossbritannien, USA 2015 – 119min.

Filmkritik

Landliebe

Christopher  Diekhaus
Filmkritik: Christopher Diekhaus

Eine Protagonistin, die ihrer Zeit voraus ist, Liebeswirren und mittendrin der belgische Shooting-Star Matthias Schoenaerts – nachdem Alan Rickman eben diese Zutaten in A Little Chaos zu einem uninspirierten Kostümschinken zusammenrührte, greift nun der dänische Regisseur Thomas Vinterberg auf sie zurück. Far from the Madding Crowd, die Verfilmung eines berühmten Thomas-Hardy-Romans, ist schön anzuschauen, lässt erzählerisch aber einige Wünsche offen.

England im Jahr 1880: Als Bathsheba Everdene (Carey Mulligan) den Hof ihres Onkels erbt, geht für die selbstbewusste Frau ein Traum in Erfüllung. Schließlich kann sie nun erst recht unabhängig bleiben und muss sich zur Absicherung ihres Lebens nicht in die Arme eines Mannes stürzen. Während der zupackende Schäfer Gabriel Oak (Matthias Schoenaerts), dessen Antrag Bathsheba schon einmal abgelehnt hat, seiner Herrin aufrichtig dient, lässt der wohlhabende Gutsbesitzer William Boldwood (Michael Sheen) nichts unversucht, um die unkonventionelle Nachbarin von seiner Liebe zu überzeugen. Eine Wendung erfährt das komplizierte Beziehungsgeflecht mit dem Auftauchen des großspurigen Soldaten Frank Troy (Tom Sturridge), der sich ebenfalls um Bathshebas Aufmerksamkeit bemüht.

Dass sich ausgerechnet Thomas Vinterberg für eine Neuverfilmung des Hardy-Klassikers interessierte, muss schon verwundern, sorgte der ehemalige Dogma-Regisseur doch bislang vor allem mit rauen, in der Gegenwart verwurzelten Filmen für größeres Aufsehen. Statt schockierend-mitreißender Unmittelbarkeit wie in Festen dominieren in Far from the Madding Crowd schwelgerisch-farbenprächtige Aufnahmen des englischen Landlebens und ein Gefühlschaos, das immer mal wieder die Grenze zum Kitsch überschreitet.

An sich wären die sentimentalen Anflüge nicht weiter schlimm, doch leider krankt der Ausstattungsfilm auch an einigen oberflächlichen Figurenzeichnungen und einem dramaturgischen Aufbau, der mitunter etwas willkürlich erscheint. Boldwood wird fast ausschließlich als liebeskranker Schwächling gezeigt, während Troy die Rolle des übermütigen Gockels einnimmt. Warum die eigentlich so eigenständige Bathsheba ausgerechnet diesen Unsympathen faszinierend findet, ist eine der Fragen, die das Drehbuch nicht zufriedenstellend beantworten kann. Dass man mit den Protagonisten trotz mancher Schicksalsschläge nur bedingt mitfiebern will, hat vor allem einen Grund: Häufig reiht Vinterberg die Handlungshöhepunkte der Literaturvorlage eher unmotiviert aneinander, sodass beispielsweise auf ein erstes Treffen postwendend ein Heiratsantrag folgt.

14.07.2015

3

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Kommentare

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zuckerwättli

vor 8 Jahren

Wunderschöner Film mit einem grandiosen Staraufgebot.


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